Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
war daran nicht weiter interessiert. Ich bemerkte kaum, wie ich meinen Schaft in sie hineinrammte, denn im selben Augenblick grub ich meine Zähne in das weiche Fleisch ihres Halses, und eine Fontäne des heißen Lebenssaftes schoß in meinen Mund. Ich schluckte gierig und spürte, wie das Blut fast mein Inneres verbrannte. Ich ließ ihr nicht einmal die Zeit zu kämpfen. Mit großen Schlucken beendete ich ihr junges Leben.
Als ihre Augen schließlich brachen, ließ ich mich erschöpft neben sie fallen. Für einen Moment war mein Blutdurst gestillt. Still lauschte ich meinem rasenden Herzen und dem frischen Leben, das von mir Besitz ergriff.
Dann richtete ich mich langsam auf. Mit zwei Tropfen meines Blutes verschloß ich die großen Wunden an ihrem Hals und nahm ihren leblosen Körper mit – durch das Fenster in die fortgeschrittene Nacht. Der Portier würde sich nicht einmal an mein Gesicht erinnern können.
In einer der dunkelsten Ecken Londons setzte ich Bella schließlich ab – ein weiterer unaufgeklärter Mordfall, der niemanden interessieren würde. Ich lachte lautlos und stieg wieder in den stürmischen Nachthimmel hinauf.
New York 1997
Mit klopfendem Herzen öffnete Virginia den Brief. Obwohl kein Absender darauf geschrieben war, hatte sie eine Vorahnung.
Monica beobachtete sie neugierig. »Was ist los? Von wem ist der Brief?«
Doch Virginia schüttelte den Kopf und las hastig weiter. Ihre Augen brannten, und ihre linke Hand wanderte unwillkürlich zu ihrem Bauch.
Die schwungvollen Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Eine Nachricht von Brian, eine Warnung. Rasch dachte sie über seine Worte nach und entschied, daß sie Monica nichts vom Inhalt des Briefes erzählen durfte. Alles erschien ihr auf einmal so verwirrend, so irreal. Hatte sie Alex und Brian wirklich kennengelernt? Ja, oh ja. Die Antwort auf diese Frage trug sie in ihrem Körper. Sie atmete tief durch.
»Und?« Monicas Augen durchbohrten sie förmlich.
»Ein Brief vom Vater«, sagte sie schließlich schlicht und deutete auf ihren Bauch. Sie versuchte, ihre Anspannung zu verbergen, was ihr auch erstaunlich gut gelang.
»Aha, und was schreibt er? Nachdem er dich so einfach sitzengelassen hat?«
Virginia zuckte leicht mit den Schultern. »Bitte laß uns von etwas anderem sprechen. Ich möchte das jetzt nicht.«
Monica quittierte ihre Antwort mit einem Stirnrunzeln, bohrte aber nicht weiter nach.
»Joey fliegt übrigens in den nächsten Tagen nach London. Hatte ich dir schon davon erzählt? Ein Auftrag von seiner Firma.« Monica nahm einen großen Schluck von ihrem Tee. Virginia erstarrte. Joey.
»Nein, hast du nicht«, sagte sie und räusperte sich. »Wie läuft es denn überhaupt zwischen euch beiden? Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß ihr irgendwann mal zusammenkommt.«
Monica schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich auch nicht. Aber er ist total süß und bemüht sich sehr um mich.«
»Wo arbeitet er eigentlich?« fragte Virginia und versuchte, ihre Frage beiläufig klingen zu lassen.
Monica sah sie überrascht an. »Oh, ich weiß gar nicht genau, wie die Firma heißt. KvM oder so ähnlich ... Er spricht nicht viel darüber. Hat irgendwas mit Computern und Forschung zu tun.«
»Aha«, sagte Virginia nicht besonders einfallsreich und legte den Brief, den sie immer noch in der Hand gehalten hatte, zur Seite und holte ihn erst wieder hervor, als Monica sich verabschiedet hatte. Noch einmal las sie ihn und erschauderte bei dem Gedanken daran, daß sie selbst in Gefahr sein konnte. Sie hatte mit niemandem über die ganze Geschichte gesprochen, wer sollte ihr auch glauben? Aber vielleicht wurde sie die ganze Zeit über beobachtet?
Rasch ging sie zum Fenster und schloß die Vorhänge. Jetzt bloß nicht durchdrehen, dachte sie. Wenn das nur ein Scherz – von einem kranken Hirn erdacht – sein sollte, dann hatte sie dafür überhaupt kein Verständnis.
Joey hatte sie belogen, und er hatte Brian etwas angetan, von dem sie nicht die leiseste Ahnung hatte. Wo war sie da bloß hineingeraten?
Mit zittrigen Fingern holte sie einen Bogen Briefpapier aus einer der Schreibtischschubladen und begann zu schreiben. Doch so sehr sie sich abmühte, die richtigen Worte zu finden – es war vergeblich.
Schließlich zerknüllte sie das Papier und warf es in den Mülleimer. Sie konnte es einfach nicht, es war zu viel vorgefallen. Sie öffnete eines der dunkelroten Fotoalben, die sie in einem Regal aufbewahrte und riß ein Bild
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