Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
hinter sich zu.
Mit einem Blick zurück lächelte er Brian an und sagte: »Es soll ja niemand benachteiligt werden.«
Brian zog eine Grimasse und war allein. Er war nicht besonders eifersüchtig auf Gabriel.
Alex würde ihn mit auf sein Zimmer nehmen und quälen, wie er es schon getan hatte, als Gabriel noch ein Mensch war.
Brian war noch nie besonders scharf darauf gewesen, daran teilzunehmen, obwohl er wußte, daß er es jederzeit gedurft hätte. Aber in diesen Situationen offenbarte Alex einen Teil seiner Persönlichkeit, der ihm nicht behagte. Etwas Dunkles und Dominantes, einen Teil des Tieres in ihm. Oder des Teufels?
Einschub
Ein würdiger Weißhaariger: »Was um alles in der Welt ist das Problem?«
Mayra: »Er hält uns zum Narren. Und er gefährdet unsere Existenz mit seiner gnadenlosen Arroganz.«
Ein kleiner, quirliger Gnom lacht keckernd. »Fragt sich, wer hier arrogant ist. Und dich kann doch eh niemand mehr gefährden.«
Der Weißhaarige: »Bitte trag dein Anliegen vor.«
Mayra: »Ich wünsche seinen Tod, denn er mißachtet unsere Gesetze.«
Eine hübsche schwarzhaarige Frau tritt hervor. »Sprich du nicht von der Einhaltung der Gesetze«, zischt sie. »Niemand von uns wird über sein Leben entscheiden. Wir sollten uns ein Beispiel nehmen, denn er ist in der Lage zu leben . Wir leben hier doch gar nicht mehr.«
»Du kannst ja gehen, wenn es dir nicht gefällt«, unterbricht sie ein junger Mann in einer schwarzen auffälligen Robe.
»Ich will nicht gehen«, fährt die hübsche Frau unbeirrt fort. »Doch schaut euch an. Sind wir nicht schon wie die griechischen Götter? Sitzen hier herum und richten? Wer gibt uns das Recht?« Fragend schaut sie sich in der Runde um. Einige nicken lächelnd, andere starren sie haßerfüllt an.
»Er ist so alt, daß er selbst hier sitzen könnte, mitten unter uns«, unterstützt sie plötzlich jemand aus den hinteren Reihen. Alle drehen sich um. Es ist Dymas, der nach vorn tritt. Mayra starrt ihn mit funkelnden Augen an.
»Du hast recht, Mayra – er mißachtet unsere Gesetze. Er hat zwei neue Begleiter, nicht wahr? Einige von uns mußten die leidvolle Erfahrung machen, daß er durchaus bereit ist für seine Begleiter einzustehen. Vielleicht hatten die Schwachköpfe, die sich mit ihm anlegten, es auch nicht anders verdient. Aber seine Macht ist riesig für ein Wesen, das unter den Menschen haust. Und er schert sich nicht im geringsten um Tradition. Das kann sehr gefährlich sein. Ihn zu töten ist jedoch unsinnig – und ich vermute auch unmöglich. Doch ich denke, daß es sinnvoll ist, ihn spüren zu lassen, daß es uns noch gibt. Daß wir sehen und wachen.«
Wütend dreht Mayra sich um und rauscht davon. Doch die anderen nicken zustimmend.
Die hübsche Frau meldet sich wieder zu Wort. »Und was schlägst du vor, Dymas?«
Dymas grinst und bleckt dabei für einen Moment seine weißen Zähne. »Ich schlage vor, seinen Stolz zu brechen, nur ein wenig.«
Der Weißhaarige: »Wirst du dich unter die Menschen begeben und ihn aufsuchen, Dymas?«
Dymas verbeugt sich leicht. »Mit dem größten Vergnügen.«
Munter durchstreifte Brian die kleinen Straßen und Gäßchen von Camden. Die Sonne war gerade erst untergegangen, und es waren einige Menschen unterwegs. Denn der Winter war besiegt, und die laue Frühlingsluft lockte sie aus ihren Häusern. Brian war noch nicht oft in London gewesen und kannte noch längst nicht jeden Winkel, aber er konnte Alex’ Gefühle für diese Stadt durchaus nachvollziehen. Sie war sanft, so einnehmend; ganz anders als seine Heimatstadt Paris. Auch die Menschen waren anders. Brian liebte ihre Sprache, ihre Distanziertheit, ihre Höflichkeit.
Die, die an diesem Abend auf den Straßen waren, bedachten ihn mit bewundernden Blicken, wo immer er länger stehenblieb, um beobachtet werden zu können.
Er lächelte darüber. Er hatte schon immer Verehrer gehabt, doch schien ihn das dunkle Blut geradezu unwiderstehlich gemacht zu haben. Er hatte es zunächst ausgenutzt, war mit seinen Opfern ins Bett gegangen, wann sich die Gelegenheit dazu bot. Doch der, den er noch immer schmerzlich begehrte, enthielt sich ihm und langsam merkte er, wie die Hitze, die seine Lenden durchflutete, nachließ. Und es war, wie Alex es prophezeit hatte: je mächtiger er wurde, um so geringer waren die sexuellen Freuden. Das war ein hoher Preis, auch wenn er seine Gelüste jetzt durch andere Dinge befriedigen konnte.
Brian
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