Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
los? «
» Du weißt sehr genau, was los ist « , fuhr Alex ihn an. Seine Augen hatten einen gefährlichen Glanz bekommen. Trotzdem wich Brians Angst einer unbestimmten Verärgerung.
» Meinst du vielleicht Virginia? «
» Wen sonst? « fauchte Alex und trat noch einen Schritt auf Brian zu.
» Du bist eifersüchtig? Du jagst mir so einen Mordsschreck ein, weil du eifersüchtig bist? « Brian lachte hysterisch. » Du Idiot. «
» Hüte deine Zunge, Brian, wenn dir dein Leben lieb ist « , sagte Alex leise, und seine Stimme hatte einen aggressiven Unterton.
» Aber du bist ein Idiot. Was soll dieser Auftritt? «
» Ich will nicht, das du dich mit ihr triffst. « Alex’ Gesicht war wie versteinert. Er wirkte wie eine Statue.
Seine Augen reflektierten das Licht, das aus der Küche zu ihm hinüberschien. Seine weiße Haut schimmerte matt.
Brian erschauderte leicht. Er spürte den Schmerz, der von seinem unsterblichen Freund ausging, aber er wollte nicht nachgeben. Alex hatte einfach kein Recht, ihm vorzuschreiben, mit wem er sich treffen durfte.
Das war sein Leben. Er konnte es gestalten, wie er wollte – und genau das würde er auch tun. Und wenn Alex das nicht begreifen wollte, dann mußte Alex eben verschwinden.
Brian sah die Veränderung in Alex’ Gesicht sofort – er hatte seine Gedanken gelesen. Alex, nein, es war nicht so gemeint.
Das Funkeln in Alex’ Augen wich einem dunklen Schmerz. Seine Lider zitterten leicht. Rasch wandte er sich um und verschwand wortlos, ohne sich noch einmal nach Brian umzusehen.
Dunkle Tränen flossen über seine Wangen und versickerten im Kragen seines Pullovers. Alex erhob sich in die Luft, und es erschien ihm, als hätte die Enttäuschung ihn unendlich schwer werden lassen. Durch den roten Schleier seiner Tränen konnte er seine Umwelt kaum noch wahrnehmen. Seufzend stieg er noch höher in den Himmel, um nicht in einem der hohen Baumwipfel hängen zu bleiben.
Was hatte er bloß getan, daß das Leben so grausam zu ihm war? War das vielleicht Gottes Strafe? Gottes Strafe in Gestalt eines Liebhabers, der einen betrog? Alex schluchzte geräuschvoll. Wäre er nicht so todtraurig gewesen, hätte ihn diese Vorstellung wahrscheinlich erheitert. Gottes Gesandte als Liebhaber des Bösen...
Aber ihm war – weiß der Himmel – nicht zum Lachen zumute.
Brian stand noch immer verlassen und zitternd an der gleichen Stelle, auf der er gestanden hatte, als die Tür zuschlug.
Alex war fort. Dumpf spürte Brian den Schmerz, den er in Alex’ Augen gesehen hatte. Sollte das das Ende sein? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Alex war nie besonders nachtragend gewesen. Aber – er hatte ihn so verletzt. Warum nur hatte er sich nicht zurückgehalten? Doch welches Recht hatte Alex, sich so in sein Leben einzumischen? Schließlich war er nicht Alex’ Eigentum.
Brian machte das Licht im Wohnzimmer an und trat zur Haustür hinaus. Vielleicht war Alex hier draußen? – Aber Brian nahm nicht den leisesten Schimmer seiner Anwesenheit wahr.
Trotzig schloß er die Haustür. Sollte Alex doch wiederkommen, wenn er sich beruhigt hatte. Brian ging zum Telefon und wählte Virginias Nummer. Er mußte eine Zeitlang warten, ehe Virginia sich mit verschlafener Stimme meldete.
» Hallo, hier ist Brian. Kann ich noch vorbeikommen? «
Jim Clairley betrat leise das Zimmer des Sanatoriums. Die ewigen Ermahnungen der Schwestern waren ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Es roch nach Desinfektionsmitteln und Seife – nicht nur in den Gängen, sondern auch in den einzelnen Zimmern. Er war ohne anzuklopfen eingetreten und doch saß sein Vater bereits kerzengerade im Bett. Als er seinen Sohn erkannte, atmete er erleichtert auf.
Benjamin Jason Clairley sah alt aus – alt und müde, das wurde Jim heute ganz besonders bewußt. Er näherte sich langsam dem Bett und drückte dem alten Mann die Hand. Sie war kühl und schlaff. Fast, als hätte die Hand bereits aufgehört zu leben. Die auffällige Tätowierung an der Innenseite seines Handgelenks war verblaßt. Nur die Augen des alten Mannes strahlten noch einen Lebenswillen aus, der Jim auch diesmal wieder verblüffte.
» Du siehst besorgt aus « , begann Benjamin Clairley mit krächzender Stimme, die sich wie eine verrostete Türangel anhörte. » Wie geht es deiner Frau, deiner Tochter? «
» Beiden gut « , antwortete Jim knapp. Dann schwiegen beide eine Zeitlang. Sie hatten sich noch nie sehr viel zu sagen gehabt –
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