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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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den Abgrund. Und da sah er sie. Stumm blickten sie zu ihm herauf. Tausende ausdrucksloser Gesichter, weiß mit ungläubig geweiteten Augen.
    Ich will sie nicht sehen. Aber Alex hielt ihn unerbittlich fest. Willst du da hinunter? Nein, oh Gott, nein, keuchte Brian entsetzt.
    Verzweifelt versuchte er sich von Alex’ Hand zu lösen. Aber es war zwecklos. Einen Schritt noch, einen Schritt. Alex zog Brian mit sich in die Tiefe. Sie fielen. Die Gesichter verschwanden.
    Brian kniff die Augen zusammen. Alex war bei ihm. Er war wie ein gleißendes Licht, hinter dem man die Offenbarung vermutete. Göttlich und teuflisch. Hast du die Antworten? Es gibt keine. Es muß welche geben. Du willst sie nicht verraten. Was willst du mit Antworten? Niemand hat sie, und die Welt dreht sich trotzdem. Woher kommen wir, und was passiert mit uns nach dem Tod? Alex verzog höhnisch das Gesicht. Du wirst verrotten oder ewig leben. Nicht mehr, nicht weniger. Es liegt in deiner Hand. Er war die Versuchung. Sein schwarzes Haar glänzte, sein makelloses Gesicht... Luzifer. Nein Brian. Nicht Engel und nicht Teufel. Und nicht Gott. Nur Leben, Versuchung und Lust... deine Entscheidung. Brian streckte die Hände aus, um Alex zu berühren, aber da war nur Licht.
    Schließlich erwachte Brian erschöpft.
    » Alex, mein Todesengel « , flüsterte er.
     
     
    Ich fühlte mich schlecht. Elend sogar, um genau zu sein. Ich glaube – ja, ich glaube, es war Eifersucht, die mich quälte. Schlichte menschliche Eifersucht, aber nicht untypisch für Vampire. Zumindest nicht für mich.
    Zwischen Brian und Virginia hatte sich etwas entwickelt, von dem sie mich ausschlossen. Etwas, das ich nicht vermutet hätte. Es war höchst ärgerlich! Ich wußte, daß Brian viel Zeit mit ihr verbrachte – er ging sogar mit ihr ins Bett. Mehr wußte ich nicht, denn er verschloß seine Gedanken mir gegenüber.
    Und ich konnte nicht mit beiden zusammensein – das brachte mich fast um den Verstand.
    Sicher, Brian liebte mich, und auch Virginia hegte keinen Groll gegen mich, obwohl: Mehr als einmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, daß Virginia unsere Bekanntschaft lediglich spannend fand. Sie liebte vielleicht meine Schönheit – vielleicht auch meine Verdorbenheit, aber nicht mich, Alexander. Vielleicht haßte sie mich insgeheim – wer wußte das schon?
    Auf jeden Fall fühlte ich mich schrecklich einsam. Ich war allein, wieder einmal allein. Als Unsterblicher zwischen Sterblichen war das keine Seltenheit, dennoch war es schrecklich trostlos.
    Nachdem ich versucht hatte, ihn von der Freundschaft zu Virginia abzubringen, war ich nicht mehr bei Brian gewesen. Sein Anblick schmerzte, ich konnte es nicht ertragen. Es war einfach nicht fair.
    Stundenlang saß ich nach Sonnenuntergang im Wohnzimmer meines kleinen Häuschens, schaute aus dem Fenster und grübelte. Bis ich schließlich so hungrig war, daß ich mich entkräftet und zitternd auf die Jagd machte. Es war grauenvoll. Und so sah ich auch aus. Kaum wagte ich einen Blick in den Spiegel zu werfen, da ich fürchtete, mich vor meiner ausgemergelten Fratze zu erschrecken.
    Aber bald wandelte sich meine Trauer in Wut. Ich bin niemand, der lange Trübsal blasen kann; daher beschloß ich, Brian eins auszuwischen. Ich wollte ihn verletzen, ihn kränken – er sollte zu mir zurückkommen. Und zwar ganz – ich war nicht bereit, ihn mit irgendjemandem zu teilen.
    Ich riß mich also etwas zusammen und machte mich auf den Weg zu meinem fürchterlich lauten und überfüllten Club, der Black Rose.
    Und diesmal fuhr ich mit dem Auto, denn ich wollte auffallen. Außerdem konnte ich als Besitzer dieses Schuppens nicht einfach plötzlich erscheinen und mich bei Gefallen genauso plötzlich in Luft auflösen – das war völlig unangemessen!
    Also stieg ich in meinen nagelneuen Mercedes – ich habe eine Schwäche für diese Autos – und brauste in Richtung Stadt. Immer dem Lärm nach!
    Wieso fuhr ich eigentlich nicht öfter mit dem Auto? Es machte höllischen Spaß! Ich zog die Gänge hoch, bis der Motor sich beschwerte und schoß an den anderen Wagen in einem Mordstempo vorbei.
    Ich liebte mörderische Fahrmanöver und lachte laut über die Gedanken der anderen Autofahrer. Mit quietschenden Reifen hielt ich schließlich vor dem Eingang und ließ den Wagen von einem der Türsteher wegfahren.
    Wie lange war ich nicht mehr dort gewesen? – Ah, aber es hatte sich nichts verändert. Halbnackte, schwitzende Körper auf den Tanzflächen, ein

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