Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
haben, wie noch nie in deinem Leben. «
Durchdringend sah er mich an.
» Ich weiß « , sagte er dann und schloß die Augen.
Was wußte er schon? Vielleicht kannte er die Eigenarten der Menschen, aber er wußte nicht, was er von mir zu erwarten hatte! Fast hätte ich mich von ihm abgewandt, von diesem Kind; fast hätte ich ihn in Ruhe einschlafen lassen. Aber ich konnte nicht. Ich konnte den Blick nicht von ihm wenden. Der Geruch seines stürmischen Blutes machte mich fast wahnsinnig. Und so senkte ich meine spitzen Zähne in seinen mageren Oberarm, und ein spärliches Rinnsal ergoß sich in meinen Mund.
Gabriel starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und keuchte. Die Schmerzen waren größer, als hätte ich meine Zähne in seinen Hals geschlagen, aber ich wollte ihn nicht umbringen. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vielleicht hätte ich ihn sonst sofort bis auf den letzten Tropfen leergesaugt.
Trotz seines Schreckens ließ er diese Prozedur still über sich ergehen. Zu meinem Erstaunen bemerkte ich seine Erregung. Mit jedem Schluck, den ich ihm nahm, steigerte sie sich. Ich ließ von seinem Arm ab und legte mich halb über seinen nackten Körper. Dann stieß ich meine Zähne in seine Seite, kurz über dem Hüftknochen. Wild preßte er seinen zierlichen Körper gegen den meinen, und ich spürte seine harte, unbefriedigte Leidenschaft an meiner Brust. Verzweifelt klammerte er sich an mich, aber ich stieß ihn weg – aus Angst ihn zu töten.
Befriedigt sank ich auf die weichen Kopfkissen. Gabriels Blut rauschte durch meine Adern, wie ein reißender Fluß. Laut hörte ich meinen eigenen Herzschlag.
Unbeweglich lag Gabriel neben mir und starrte fasziniert auf die Wunden an seinem Körper. Kleine Blutstropfen sickerten heraus und verfärbten das Bettlaken.
» Bin ich jetzt tot? « fragte er und schaute mich an.
» Nein, fühlst du dich tot? «
» Nein, nur unglaublich schwer und müde. «
Ich lächelte ihn freundlich an. » Ich weiß. Schlaf’ ruhig solange du willst. Du kannst hier bleiben, bis es dir nicht mehr gefällt. Und – bereust du schon, mir ein Geschäft angeboten zu haben? «
Er schüttelte schwach den Kopf. Dann fielen ihm die Augen zu.
Leise erhob ich mich und ging auf die Jagd.
Als ich am nächsten Abend wieder in meiner Wohnung auftauchte, wartete Gabriel bereits auf mich. Ich hatte ihn nicht vergessen lassen, was ich getan hatte, und trotzdem war er nicht mit ein paar Kostbarkeiten aus meinem Apartment verschwunden. Ich war erstaunt.
Aber er benahm sich anders – seine Selbstsicherheit, die er noch am Vorabend zur Schau gestellt hatte, war einer interessanten Unsicherheit gewichen. Scheu sah er mich an.
» Ich habe mir was zu essen bestellt « , begann er leise. » Im Kühlschrank habe ich nichts gefunden. «
Ich lächelte ihm gutmütig zu. An diesem Abend war ich schon früh auf der Jagd gewesen, so daß meine Haut einen fast menschlichen Farbton angenommen hatte. Ich wollte ihn nicht schon wieder erschrecken.
» Ist in Ordnung. Üblicherweise habe ich auch nichts im Kühlschrank. «
Er nickte. » Du bist ein richtiger Vampir, nicht? « fragte er dann, und seine Stimme klang ehrfürchtig, was mich auflachen ließ.
» Ja, so wird das wohl sein « , antwortete ich. » Lust, mit mir nach draußen zu kommen? «
Er nickte. Ich sah ihn skeptisch an. Er trug die gleiche Kleidung, wie gestern in meinem Club – und keine Jacke.
» Sag’ mal, hast du nicht mitbekommen, daß draußen Winter ist? « spöttelte ich, und er wurde verlegen.
Kopfschüttelnd zog ich eine dicke Lederjacke aus dem Schrank in meinem Schlafzimmer und warf sie ihm zu. Dann machten wir uns auf den Weg. Ich schlang meinen Arm um seine schlanke Taille und genoß dieses Energiebündel an meiner Seite mit allen Sinnen.
Auch in dieser Nacht stieg ich mit ihm ins Bett. Seine Erregung machte mich atemlos, und ich genoß seine warmen Hände auf meiner übernatürlichen Haut, die so anders fühlt, als die menschliche. Ich spürte seine Erektion an meinem Oberschenkel, und ein teuflischer Gedanke machte sich in meinem verdorbenen Gehirn breit. Sanft umschloß ich seine Härte und beugte mich herab.
Gabriel mußte geahnt haben, was ich vorhatte, denn er zuckte zusammen und versuchte, sich aus meiner Umklammerung zu befreien. Aber ich hielt ihn fest und senkte meine Zähne in sein Fleisch. Blut schoß mir in einer Fontäne entgegen, und ich schluckte gierig. Ich war wie von Sinnen, hörte nicht einmal Gabriels
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