Ewigkeit für deine Liebe
... ach, ich weiß nicht, um wie viel mehr als ich, da ich immer ziemlich dünn war, aber auf jeden Fall ’ne ganze Menge. Sie war auch größer als ich und konnte die meisten Jungs in unserer Klasse verprügeln. Aber ich hatte genug von ihrer Klauerei, und da ich keine Petze sein wollte ...«
Christian rieb sich das Kinn und wischte sich mit der Hand über den Mund, als versuchte er, sich ein Lachen zu verkneifen. »Hast du was getan?«
Emma lachte. »Weißt du, im Süden, wo ich lebe, gibt es Unmengen von diesen winzigen Sumpfschnecken – sie sind nicht größer als mein kleiner Fingernagel -, und eines Morgens sammelte ich eine Hand voll aus dem Sumpfgras ein und stopfte sie in mein Sandwich ...«
»Damit es schön knackig wurde?«, fragte Christian.
»Sehr knackig! Als Big Marjorie entdeckte, was in dem Sandwich war, nachdem sie schon drei Viertel davon gegessen hatte, spuckte sie die ganze Cafeteria voll.« Emma lehnte sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck zurück. »Danach hat sie mich und meine Sandwiches in Ruhe gelassen.«
Christians blaue Augen funkelten. »Man sollte dich zweifellos nicht unterschätzen, Miss Calhoun!«
»Vergiss das nur nicht.«
Ein paar Minuten saßen sie in einträchtigem Schweigen da und genossen das Zusammensein. Der graue Himmel wurde derweil noch dunkler, und die vertraute Tageszeit, in der es weder richtig hell noch dunkel war, trat ein.
»Ich liebe diese Abendstunde«, sagte Emma mit einem Blick auf den Himmel. »Sie hat etwas ... Magisches.« Sie sah Christian an und nickte. »Und du bist der Beweis dafür.«
Christian lachte leise. »Die Abenddämmerung«, sagte er und nickte. »Das ist eine magische Tageszeit. Wenn man diese Art von Dingen glaubt ...«
»Ich finde, dass da durchaus etwas dran ist«, meinte Emma. »Es gibt immerhin zwei Männer auf der Burg, deren Leben irgendwann mal völlig anders war, und eine weitere Gruppe solcher Männer wird morgen hier erscheinen.« Sie rutschte ein wenig näher an ihn heran. »Wenn etwas Magisches – so etwas wie ein Wunder – mit ihnen geschehen kann, kann es auch bei dir geschehen, Christian.«
Er fixierte sie mit einem durchdringenden Blick.
»Das kann es. Du musst nur daran glauben«, beharrte sie und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß, dass ich das immer wieder sage, aber vor ein paar Wochen noch hätte ich auch nichts von alledem geglaubt«, sagte sie mit einer weit ausholenden Geste zur Burg hinüber. »Du, Jason, Gawan, Justin, Godfrey, die Damen – ich hätte keinem auch nur ein Wort geglaubt, wenn sie zu mir gekommen wären, um mir zu sagen, dass du existiertest.« Sie schenkte ihm ein warmes, hoffnungsvolles Lächeln. »Aber jetzt glaube ich es. Ich kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, warum du ausgerechnet mich gewählt hast, aber alles andere verstehe ich.«
Christian schüttelte langsam den Kopf. »Vielleicht ist es ja sogar von Vorteil für mich, wenn du nicht weißt, wie schön du bist. Denn wenn du es wüsstest, würdest du mir sicher jemand anderen – einen lebendigen anderen – vorziehen.«
Emma stieg aus dem Alkoven und streckte sich. Der Regen hatte nachgelassen, der Himmel war schon dunkel. »Lebendig zu sein wird reichlich überbewertet, finde ich.«
Christian warf den Kopf zurück und lachte.
Zusammen gingen sie durch die Abenddämmerung zur Burg zurück. Sie sprachen nicht, sie ... existierten nur, was sich sehr entspannend und behaglich anfühlte.
Und irgendwie auch merkwürdig vertraut.
Emma wunderte sich darüber, fast ebenso sehr, wie es sie verwunderte, wie schnell alles gekommen war. Sie war noch nicht lange in Wales, aber es kam ihr schon so vor, als hätte sie Christian ihr ganzes Leben lang gekannt.
Komisch.
Sie warf dem hochgewachsenen, starken Krieger neben ihr einen Blick zu. Seine Beine, die in diesen mittelalterlichen Hosen und Stiefeln steckten, waren fast so lang, wie sie groß war. Lederriemen überkreuzten seine Brust und Schultern und hielten die beiden Schwerter über seinen Schultern fest.
Ein Hemd trug er noch immer nicht.
Emma bekam plötzlich einen trockenen Mund.
Christian senkte den Kopf – was er sehr häufig tat bei ihr, wahrscheinlich um den Größenunterschied ein wenig auszugleichen – und grinste sie an. »Wirst du Fotos von dem Turnier machen?«, fragte er und schien nicht einmal zu merken, was seine bloße Nähe mit ihr anstellte.
Was ihr im Moment jedoch nur recht war.
»Selbstverständlich«, antwortete sie und bemerkte, wie sein Haar ihm
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