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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wieder unter Strom.«
    »Mussten Sie mir das unbedingt erzählen? Wahrscheinlich stolpere ich jetzt erst recht.«
    »Haben Sie die Dokumente?«
    »Ja«, antwortete sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe die Dokumente.«
    Während sie sich ihren Weg suchte, schälte sich die Gestalt mit der Taschenlampe nach und nach aus der Schwärze. Jetzt, wo ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt waren, konnte Auger direkt neben Aveling einen Spalt in der Wand erkennen.
    »Schnell jetzt. Wir registrieren einen Stromabfall in den Schienen.«
    »Das heißt?«
    »Dass bereits wieder Züge fahren. Nach einem Ausfall wird man nicht viel Zeit verlieren, jedenfalls nicht während des Andrangs zur Mittagszeit.«
    Nun konnte Auger Avelings Gesicht erkennen. Als sie noch rund zehn Meter von ihm entfernt war, erhöhte sie ihr Tempo und streckte die Hände nach der Zuflucht des schwarzen Spalts in der Tunnelwand aus.
    »Ich glaube, ich sehe gerade, wie ein Zug in Cardinal Lemoine einfährt«, warnte Aveling.
    »Ich bin fast da.«
    »Der Zug fährt wieder los. Beeilung, Auger! Ich bleibe hier nicht mehr lange stehen.«
    Ohne allzu viel Rücksicht auf ihre Würde schob er Auger durch den Spalt in der Wand in die Finsternis, die dahinter lag. Das Kreischen des sich nähernden Zuges schwoll an und hallte von den Tunnelwänden wider.
    »Helfen Sie mir mit der Tür«, sagte Aveling. »Wir müssen sie wieder zukriegen.«
    Er führte ihre Hände zur alten Holztür, und sie spürte, wie sie sich unter ihrem gemeinsamen Druck bewegte und im letzten Moment knirschend zufiel. Der Schein der Zuglichter fiel unter dem schmalen Türschlitz hindurch.
    »Das war knapp«, bemerkte Aveling.
    »Glauben Sie, dass jemand im Zug uns gesehen hat?«
    »Nein.«
    »Was ist mit dem Mann auf dem Bahnsteig?« Sie gab Aveling eine kurze Beschreibung.
    »Wie gesagt, machen Sie sich keine Gedanken um ihn. Er ist ein Gauner, der den ganzen Tag dort herumhängt und nach Opfern Ausschau hält. Der wird den Behörden nichts melden.« Er schaltete die rote Taschenlampe aus und gleich darauf eine sehr viel hellere ein. Auger kniff die Augen im plötzlichen grellen Licht zusammen und erkannte den engen, schmutzigen Schlund des Zugangstunnels.
    »Ich frage Sie noch einmal: Haben Sie die Dokumente?«
    »Ja«, antwortete sie erschöpft, »das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Gut. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass Sie ihre Mission vielleicht nicht zu Ende bringen würden. Ich bin froh, dass Sie sich entschieden haben, vernünftig zu sein. Geben Sie mir die Papiere.«
    »Bei mir sind sie sicher aufgehoben.«
    »Ich sagte, geben Sie mir die Papiere, Auger!« Bevor sie widersprechen konnte, entriss er ihr die Tasche und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. »Sieht nach nicht viel aus. Wenn man die Mühen bedenkt, die Sie dafür auf sich genommen haben.« Er nahm die Papiere heraus und gab ihr die Tasche zurück.
    Sie dachte an Susan Whites mutmaßlichen Verdacht, dass es im Team jemanden gab, der nicht vertrauenswürdig war. Vielleicht war es Aveling, vielleicht auch nicht, aber so lange Auger die Dokumente im Blick behalten konnte, waren sie hoffentlich mehr oder weniger in Sicherheit. Sie musste nur sicherstellen, dass Caliskan sie erhielt.
    »Ich weiß nicht, worum es bei dieser ganzen Sache geht, Aveling. Im Moment bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich es wissen möchte. Können wir es also einfach hinter uns bringen?«
    »Sie können noch nicht zurückkehren«, antwortete er. »Wir haben immer noch Schwierigkeiten mit der Verbindung.«
    Ein weiterer Zug rumpelte durch den nahen Tunnel. Durch die Vibrationen rieselte Staub von der Decke.
    »Wegen des vorübergehenden Problems, das Ihren Worten zufolge eigentlich inzwischen behoben sein sollte?«
    »Es hat sich als nicht ganz so vorübergehend erwiesen, wie wir gehofft hatten.« Aveling hielt inne und richtete die Taschenlampe in den Gang vor ihnen. Langsam ließ er den Lichtkegel den leicht gekrümmten Zugangstunnel entlangwandern.
    Auger sah, wie er die Stirn runzelte. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Nichts. Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört.«
    »Wahrscheinlich einer Ihrer Leute am Portaleingang«, vermutete Auger.
    Aveling zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und steckte die Papiere hinein. »Kommen Sie. Gehen wir weiter.«
    Auger fiel auf, dass er gleichzeitig eine Pistole aus der Jacke gezogen hatte. Die einheimische Waffe glänzte ölig blau im Licht der Taschenlampe.
    »Da hat sich etwas bewegt«,

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