Ewigkeit
Holz verkleidet, in das man elektrische Lampen eingebaut hatte. Es gab eine Klingelschnur, einen Stoffvorhang und die verblasste Fotografie einer Kathedrale, die sie nicht kannte.
Auger schob das Fenster auf und ließ den Bahnhofslärm herein. Das Knallen zuschlagender Türen, die Ankunft und Abfahrt der Züge und die Lautsprecherdurchsagen ließen kein endgültiges Urteil zu, aber sie glaubte, dass jetzt keine Polizeisirenen mehr zu hören waren. Hieß das, dass die Polizei am Bahnhof vorbeigefahren war, weil es um einen ganz anderen Einsatz ging? Sie schaute wieder auf die Uhr und zwang die Zeiger, bis zur Abfahrtszeit vorzurücken.
Von draußen hörte sie in nicht allzu großer Entfernung einen erhitzten Wortwechsel. Vorsichtig schob Auger den Kopf durchs Fenster und schaute am Zug auf und ab. Am hinteren Ende stand der Mann, den sie bestochen hatte. Gestikulierend stritt er sich mit zwei Polizisten in Uniform. Wütend drängten sie sich an ihm vorbei und liefen die Reihe der Waggons entlang. Sie bewegten sich langsam und hielten an jedem Abteilfenster inne. Einer der Männer hatte eine Taschenlampe dabei, mit der er in jedes Abteil leuchtete und gleichzeitig gegen die Scheibe klopfte. Der Bahnhofsangestellte folgte ihnen und fluchte leise vor sich hin.
Auger zwang sich dazu, wieder zu atmen. Sehr langsam zog sie den Kopf ins Abteil und schloss das Fenster. Ihr blieb noch genug Zeit, das Abteil zu verlassen, aber was war, wenn ein weiterer Polizist im Innern des Zuges unterwegs war, um diesen Fluchtweg abzuschneiden?
Die Stimmen der zwei Beamten kamen näher. Sie hörte, wie sie zwei oder drei Abteile weiter gegen die Scheibe klopften. Sie würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen, ihre Sachen aus dem Weg zu räumen und sich ein Versteck zu suchen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich so natürlich wie möglich zu verhalten. Auger zog den Vorhang halb herunter und wartete.
Es klopfte an der Tür zum Gang. Sie hielt den Atem an und wünschte sich stumm, dass die Person sich wieder entfernte.
Es klopfte erneut. Eine Stimme flüsterte leise und eindringlich: »Auger?«
Es war Floyd. Eindeutig. Ihn konnte sie jetzt am wenigsten gebrauchen.
Sie legte den Kopf an die Tür und antwortete genauso leise. »Verschwinden Sie! Ich habe gesagt, dass ich Sie nicht wiedersehen will.«
»Ich denke, dass wir noch nicht miteinander fertig sind.«
»Vielleicht in Ihrer Einbildung.«
»Lassen Sie mich rein. Ich muss Ihnen etwas sagen. Etwas, das Ihre Meinung ändern dürfte.«
»Es spielt keine Rolle, was Sie sagen oder tun, Wendell …« Doch dann verstummte sie. Die Polizisten waren jetzt unmittelbar vor ihrem Abteil.
»Ich habe Ihnen etwas vorenthalten«, sagte Floyd.
»Was soll das heißen?«, zischte sie zurück.
»Aus der Dose mit den Papieren. Ich dachte mir, es könnte nützlich sein, etwas Verhandlungsmasse zurückzuhalten.«
»Ich habe längst alles aus den Papieren erfahren, was ich wissen wollte, Floyd.«
»Sind Sie deshalb auf dem Weg nach Deutschland? Weil Sie bereits alle Antworten haben?«
»Überschätzen Sie sich nicht«, sagte Auger.
»Was ist da hinten am Restaurant passiert?«
Sie dachte, dass es nicht schaden konnte, wenn sie es ihm erzählte. »Eins dieser Kindwesen. Es hat einen Kellner erstochen.«
»Das Kind hat nach Ihnen gesucht?«
Welchen Sinn hatte es, jetzt noch zu lügen? »Klopfen Sie sich selbst auf die Schulter. Und jetzt geben Sie es auf und lassen mich in Ruhe!«
»Die Polizisten da draußen glauben, dass Sie vielleicht etwas mit der Sache zu tun haben. Schließlich sind Sie vom Tatort geflüchtet. Unschuldige Zeugen tun so etwas nicht. Fragen Sie Custine. Er kann Ihnen das ganz genau erklären.«
»Es tut mir Leid, dass Custine in diese Sache verwickelt wurde«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie finden eine Möglichkeit, ihm zu helfen. Aber das ist nicht mehr mein Problem. Ihre gesamte kleine Welt ist nicht mehr mein Problem.«
»Wissen Sie, was wirklich schmerzt? Dass es aus Ihrem Mund fast so klingt, als würden Sie es tatsächlich so meinen.«
»Ich meine es so«, sagte sie mit Nachdruck. »Jetzt gehen Sie!«
»Die Polizisten da draußen werden nicht zulassen, dass Sie mit diesem Zug davonfahren.«
Sie hörte das Pfeifen und Schnaufen eines abfahrenden Zuges. Aber es war nicht der, in dem sie saß. »Ich werde sie mir vom Hals halten.«
»Genauso wie Sie es heute Nachmittag mit mir gemacht haben? Sie hätten die Waffe niemals benutzt, Verity. Das habe ich in Ihren
Weitere Kostenlose Bücher