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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Veränderung sorgen, damit etwas anderes ins Sichtfeld gelangte. Dann fragte sie sich mit plötzlicher Frustration, welchen Sinn diese Aktion überhaupt hatte, nachdem es ihr nicht einmal gelungen war, eine sinnvolle Erklärung für Floyds erste Beobachtungen zu finden …
    Sie drückte den Auslöser. Statt der üblichen Abfolge feuernder Düsen hörte sie nur ein tiefes, leiser werdendes Zischen, das kurz darauf ganz verstummte. Zu einem früheren Zeitpunkt, während des Lärms der Notsirenen und der Zusammenstöße, hätte sie dieses schwache Flüstern überhaupt nicht wahrgenommen.
    Hatte es genügt? Sie hatte nichts gespürt, was auf eine Kursänderung hindeutete.
    Aber der Winkel, in dem der Lichtsäbel bei jeder Umdrehung durch die Kabine strich, hatte sich leicht verändert.
    »Also gut«, sagte sie. »Jetzt bin ich an der Reihe, nach draußen zu schauen.«
    Auger löste ihre Sicherheitsgurte, und mit großer Mühe schaffte sie es, sich aufzurichten und abzustützen und durch das Fenster zu blicken. Das Schiff rotierte immer noch. Die Lichtquelle flammte auf, als sie ins Sichtfeld kam, worauf sie instinktiv blinzelte und die Augen abwandte. Es war eine sehr helle weiße Scheibe mit einem leichten Stich ins Gelbliche. Es sah aus wie eine Sonne – wie die Sonne.
    Dann wurde der Fleck sichtbar, den Floyd beobachtet hatte, und sie musste ihm insgeheim Abbitte leisten. Seine Beschreibung war absolut zutreffend. Es war ein rubinroter Nebel, wie die Vergrößerung einer astronomischen Fotografie, mit Lichtpunkten gesprenkelt, mit Klecksen aus hellerem Rot und von sehr dunklen Stellen durchzogen. Bevor das Gebilde durch die Rotation aus ihrem Blickfeld wanderte, sah sie, wie ein grelles rosafarbenes Licht in der Wolke aufflammte und erstarb.
    »Ich weiß nicht, was das ist«, sagte sie. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Dann kam etwas anderes in Sicht. Es war ein sanfter Bogen in gelblichem Rostrot, der vom Hauch einer dünnen Atmosphäre gesäumt wurde. Im Gegensatz zum Nebel wusste sie sofort, was es war. Sie konnte sogar die weißen Linien der angeleinten Luftschiffe und die strahlend hellen Kanäle des Bewässerungsnetzes erkennen.
    Das war das andere Objekt, das Floyd gesehen hatte.
    »Das ist der Mars«, sagte sie fassungslos. »Das große Ding …«
    »Und das Licht?«
    »Die Sonne. Wir sind über dem Mars herausgekommen. Wir sind in unserem Sonnensystem.«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    Sie sah sich wieder den Nebelfleck mit den Lichtern an. Ihr ging es genauso wie Floyd – er wirkte etwas kleiner als beim letzten Mal. Und das, obwohl er sich auszudehnen schien, fast wie eine Explosionswolke …
    Dann sah sie ein unvorstellbar helles Licht – noch heller als die Strahlung einer Wurmlochmündung. Es blitzte mitten im Fleck auf, wie Sonnenlicht, das durch ein Buntglasfenster stach, und erreichte einen Höhepunkt, als wäre es eine zweite Sonne. Danach verblasste es rasch und erstarb, und als die Dunkelheit zurückkehrte, war der Nebel völlig finster geworden. Die kleineren Lichtpunkte waren verschwunden.
    »Wo ist Phobos?«, fragte Auger.

 
Einunddreißig
     
     
    Sie konnten nichts mehr tun, um die Trudelbewegung des Schiffes zu verlangsamen. Auger ließ die Fensterblenden geöffnet, und regelmäßig kletterte einer von ihnen hinüber und schaute sich draußen um. Aber es war am sichersten und einfachsten, in den Sitzen angeschnallt zu bleiben. Trotz der schweren Beschädigung schien sich der Zustand des Transporters nicht weiter zu verschlechtern. Es waren keine Systeme mehr ausgefallen, seit sie über dem Mars herausgekommen waren, und der Luftdruck hatte sich bei etwas unter einem Drittel des Normalwertes stabilisiert. Das war zu wenig zum Überleben, also behielten sie die Masken auf, aber zumindest mussten sie sich nicht der Kälte des Vakuums aussetzen. Da die batteriebetriebene Heizung noch funktionierte, war die Raumtemperatur zwar niedrig, aber nicht unerträglich.
    »Vorläufig sind wir in Sicherheit«, sagte Auger. »Jetzt müssen wir nur abwarten, bis man uns gefunden hat.«
    »Und deine Leute werden das schaffen?«
    »Glaub mir. In diesem Augenblick suchen sie jeden Kubikzentimeter des Weltraums nach uns ab. Selbst wenn diese Kiste keinen funktionsfähigen Transponder hat, wird man uns mit Hilfe von Sensoren finden. Es kann nur eine Frage der Zeit sein.«
    Ihre Zuversicht kam ihr etwas dünn und spröde vor, wie Eis, das jeden Augenblick brechen konnte.
    »Kann ich deinen Worten

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