Ewigkeit
ihres Bewusstseins – führte das Schiff eine Reihe extremer Ausweichmanöver aus. Auger blieb gerade noch genug Zeit, um zu spüren, wie sich ihr Gewicht gefährlich zur Seite verlagerte, als ihr Gewand zu einem dämpfenden Kokon erstarrte und sich die Möbel, der Boden und die Wände in eine schützende Matrix verwandelten.
Dann kam der furchtbare Moment, als das Schiff ihr einen Atemapparat in die Mundhöhle zwang.
Sie erlebte vorübergehend das betäubende Gefühl, dass es in Wirklichkeit äußerst angenehm war, sich hilflos fallen zu lassen und anzuvertrauen …
Zwei oder drei fehlende Einzelbilder des Bewusstseins.
Informationen tröpfelten in ihren Schädel, von Cassandras Maschinen übermittelt. Sie sprachen mit Tunguska und dem übrigen Schiff.
Eine ihrer eigenen Raketen hatte sie soeben ins Visier genommen. Die sonderbaren räumlichen Eigenschaften des Hypernetztunnels hatten ihr Navigationssystem verwirrt, während die chaotischen Echos aus EM-Signalen es veranlasst hatten, die Botschaft zu ignorieren, dass Tunguskas Schiff keine feindliche Einheit war. Es blieb keine Zeit, die Strahlenwaffen auszurichten und abzufeuern. Das Schiff hatte sich verbogen, um die Rakete im letzten Moment vorbeisausen zu lassen, wie ein gelenkiger Fechter, der einem tödlichen Stich auswich. Nachdem das Projektil in den Tunnel hinter dem Schiff geflogen war, hatte ein Notfall-Vernichtungsbefehl seinen winzigen, mordlustigen Verstand erreicht und es zur Selbstdetonation veranlasst.
Die Explosion hatte eine örtliche Veränderung der Tunnelgeometrie zur Folge, und Schockwellen breiteten sich in alle Richtungen aus. Gleichzeitig wurde die Strahlungsenergie in einem Sturm aus kurzwelligen Photonen hin und her geworfen, die sich durch die schützende Panzerung von Tunguskas Schiff und in das weiche organische Gewebe seiner Passagiere fraßen.
Da es weitere Gefahr spürte, hielt das Schiff seine Insassen weiterhin in der G-Dämpfung gefangen, während es mit jedem verfügbaren Sensor in den vorderen Bereich des Tunnels horchte, um Informationen über dessen Zustand zu erhalten. Die Schwingungen durch die Explosion der Rakete hatten die Akustik geblendet. Hektisch schaltete das Schiff auf Backup-Systeme um, auf die es sich während eines normalen Fluges niemals verlassen hätte. Neutrinolaser und elektromagnetische Breitband-Impulse leuchten den hellen Schlund aus.
Zwei weitere Raketen rasten ihnen auf der Suche nach einem Ziel entgegen.
Befehle zur vorzeitigen Detonation wurden mit maximaler Leistung gesendet. Die Strahlenwaffen waren jetzt bereit zum Feuern, falls sich die Raketen nicht von selbst vernichteten.
Eins der zwei Projektile wurde von einer kontrollierten Explosion zerfetzt, und Dämpfungsfelder grenzten den Vernichtungsradius ein. Die zweite Rakete ignorierte den Befehl und stürzte sich mit erhöhter Beschleunigungsrate auf sein Opfer. Das Schiff wich aus und verbog sich, wobei es sämtliche Sicherheitsgrenzen der strukturellen Belastung überschritt. Schrille Meldungen über irreparable Schäden hämmerten auf Augers Gehirn ein. Das Schiff konnte noch etwas mehr Belastung aushalten – aber nicht viel mehr.
Die Strahlenwaffen richteten sich auf die dritte fehlgeleitete Rakete aus. Sie feuerten und trafen das Ziel in nur zwei Kilometern Entfernung vom Schiff. Da in diesem Fall keine Dämpfung aktiviert wurde, war die folgende Explosion die bisher schwerste.
Sie rasten mitten in den Feuerball hinein. Das Schiff schrie und wand sich in cybernetischen Qualen.
Dann war es hindurch.
Schneller als Sprache gelangte ein Gedanke in Augers Kopf.
»Wir haben sechs Raketen auf den Weg geschickt«, teilte Tunguska ihr mit. »Drei sind zurückgekommen. Das heißt, dass da draußen noch drei unterwegs sind.«
Blitzschnell formulierte die Maschinenwolke in ihrem Kopf eine Erwiderung. Kam sie von Auger oder hatte Cassandra sich eingemischt? Sie konnte es nicht sagen. »Wie viele weitere Treffer können wir uns erlauben?«
»Keinen«, antwortete Tunguska.
In den folgenden fünf Minuten kamen ihnen zwei weitere Raketen entgegen. Die erste war nicht mehr voll funktionsfähig, nachdem sie durch Berührungen mit der Tunnelwand beschädigt worden war. Die Strahlenwaffen töteten sie mit lichtschneller Effizienz in fünfundsechzig Kilometern Entfernung, der äußersten Erfassungsdistanz.
Die zweite Rakete gehorchte dem Selbstvernichtungsbefehl und verpuffte in einer gedämpften Detonation, die nur geringfügigen Schaden
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