Ewigkeit
die Wirkung in einem gewissen Ausmaß kontrollieren, falls wir nahe genug herankommen, um den Streueffekt ausschalten zu können. Vielleicht gelingt es uns, sein Schiff so weit manövrierunfähig zu schießen, dass er es nicht mehr bis zum nächsten Portal schafft.«
»Ich bin nicht daran interessiert, dass er manövrierunfähig wird. Ich bin auch nicht daran interessiert, ihn zu verhören oder was auch immer Sie mit Niagara vorhaben, wenn er Ihnen in die Hände fällt. Ich will ihn einfach nur vernichten.«
»Unterschätzen Sie nicht den Wert eines Verhörs«, sagte Tunguska mit dem tadelnden Unterton eines freundlichen Schulmeisters. »Diese Verschwörung hat mit Sicherheit viel weitere Kreise gezogen. Wenn wir Niagara verlieren, können wir nicht mehr darauf hoffen, seine Verbündeten zu fassen. Und wenn sie es einmal versucht haben, könnten sie es erneut versuchen.«
»Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie ihn nicht manövrierunfähig schießen können.«
»Nicht im Hypernetz«, sagte er und hob einen Finger. »Aber wenn wir sein Schiff im freien Weltraum stellen, zwischen den Portalen … dann hätten wir vielleicht eine Chance.«
Auger schüttelte den Kopf. »Die Gefahr ist zu groß, dass er uns entkommt.«
»Für diesen Fall haben wir immer noch die Raketen«, sagte Tunguska. »Aber sie arbeiten definitiv nicht mit chirurgischer Präzision.«
Sie stellte sich eine Schule schneller, delfinähnlicher Raketen vor, die in Niagaras Schiff rasten und es in einer lautlosen Lichtorgie zerrissen. »Wenn das geschieht, werde ich keine Tränen vergießen.«
»Auch nicht über Ihren Tod, der zweifellos die Folge wäre? Es wäre ein Selbstmordkommando, Auger. Der Molotow-Apparat befindet sich an Bord seines Schiffes. Die Antimaterie reicht aus, um einen Mond zu sprengen, und die Explosion würde in nur zweihundert Kilometern Entfernung stattfinden.«
Tunguska hatte Recht. Sie wäre früher oder später von selbst darauf gekommen, aber sie war so sehr darauf fixiert, Niagara zu töten, dass sie nicht genauer über die Konsequenzen seiner Exekution nachgedacht hatte.
»Trotzdem«, sagte sie und musste sich zwingen, das Wort auszusprechen. »Wir müssen es in jedem Fall tun.«
Tunguskas Miene war ernst, zeigte aber keine Missbilligung. »Ich hatte mir gedacht, dass Sie das sagen würden. Ich wollte nur sichergehen.«
»Was ist mit Floyd?«, fragte sie mit zitternder Stimme, während ihr langsam bewusst wurde, was sie gerade gesagt hatte.
»Floyd und ich haben bereits über das Thema gesprochen«, sagte Tunguska. »Wir sind mehr oder weniger zur selben Schlussfolgerung gelangt.«
Sie wandte sich an Floyd. »Stimmt das?«
Der hob die Schultern. »Wenn es nicht anders geht.«
Sie schaute fest in Floyds Augen, als sie sagte: »Dann starten Sie die Raketen, Tunguska. Und zwar schnell, bevor jemand von uns es sich anders überlegen kann.«
Ein kaum merkliches Zittern durchlief den Boden.
»Schon geschehen«, sagte Tunguska. »Sie sind gestartet und zu ihrem Ziel unterwegs.«
Siebenunddreißig
Zweihundert Kilometer durch die Röhre, dachte sie. In räumlichen Begriffen war das fast nichts. Die Raketen hätten die Entfernung innerhalb eines Lidschlags zurücklegen müssen. Doch das Hypernetz schien sich jedem Versuch aktiv zu widersetzen, es schneller als mit der normalen Geschwindigkeit einer Kollapswelle zu durchqueren. Nach Tunguskas Telemetriedaten entfernten sich die Raketen vom Schiff und folgten den Beschleunigungskurven, die aufgrund ihrer Masse und des Schubs zu erwarten waren, genauso, als wären sie im Normalraum unterwegs. Eine Zeit lang war es sogar möglich, sie mit einem elektromagnetischen Echo zu orten oder das akustische Signal zu empfangen, das von ihren Triebwerken erzeugt und in einem sich ausdehnenden Kegel von den Tunnelwänden reflektiert wurde. Doch dann geschah etwas Seltsames mit ihnen. Sie wurden langsamer und ihre Beschleunigungskurven flacher, als würden sie von einem kosmischen Sirup aufgehalten. Das schwache Flüstern der Daten von den Raketen meldete keine Anomalien … aber die Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegten, reichte nicht mehr aus, um Niagaras Schiff abzufangen.
Tunguska starrte mit offenkundiger Enttäuschung auf die taktischen Anzeigen, die, wie Auger vermutete, weniger seiner Information dienten, sondern vielmehr ihretwegen sichtbar dargestellt wurden. »Das habe ich befürchtet«, sagte er. »Jetzt lässt sich nicht mehr abschätzen, ob sie
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