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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wie das zehnte Wort lauten wird. Die Shannon-Entropie von Delfinrufen liegt bei drei bis vier, wohingegen die Tunnelkrakel auf sieben oder acht kommen.«
    »Demnach weniger komplex als menschliche Sprachen.«
    »Zugegeben«, sagte Skellsgard, »aber ihre wahre Komplexität könnte durch die Fehlerquote überdeckt werden, die wir durch die Decodierung der Sonarbilder hineinbringen. Oder die Botschaften könnten durch Schwund oder einen anderen Vorgang, den wir nicht verstehen, unkenntlich gemacht werden.«
    »Also läuft Theorie zwei darauf hinaus, dass die Muster gezielte Botschaften darstellen.«
    »Ja. Sie könnten die Entsprechung zu alten Straßenschildern sein – Geschwindigkeitsbegrenzungen, vorübergehende Einschränkungen und Ähnliches.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
    »Das ist noch gar nichts, Auger. Wollen Sie noch Theorie Nummer drei hören?«
    »Ach, warum eigentlich nicht?«
    »Aber ich sollte vorausschicken, dass sie rein spekulativ ist. Theorie drei besagt, dass die Tunnelmuster so etwas wie Reklamebotschaften sind.« Obwohl Auger den Mund zu einer Erwiderung öffnete, sprach Skellsgard weiter. »Nein, warten Sie. Hören Sie es sich zuerst an. In gewisser Weise ergibt es tatsächlich Sinn, wenn man genauer darüber nachdenkt. Warum sollte eine galaktische Superzivilisation keine Werbung kennen? Auch wenn dieses Phänomen auf den ersten Blick sehr stark an unsere eigene Kultur gebunden zu sein scheint.«
    »Aber Werbespots …« Auger hatte Mühe, eine ernste Miene zu wahren.
    »Denken Sie nach. Jeder, der eine Reise durch diese Verbindung unternimmt, ist ein sehr aufmerksames Publikum. Hier ist man eingeschlossen und kommt nicht so schnell wieder raus. Es gibt keine sonstige Landschaft, die man betrachten könnte. Gibt es einen besseren Ort für die Platzierung von Werbebotschaften? Ich wüsste wirklich gerne, was sie uns verkaufen wollen. Vielleicht die Dienste von Planetenkonstruktionsfirmen oder stellare Renovierungen oder die Möglichkeit, sein altes Schwarzes Loch gegen ein neues einzutauschen.«
    Auger lächelte. »Eine Supernova kann jederzeit entstehen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Sonnensystem ausreichend versichert ist!«
    »Wie wär’s damit: Haben Sie die Milchstraße satt? Schauen Sie sich doch mal unsere wunderbaren Immobilien in der Großen Magellan’schen Wolke an! Ein atemberaubender Blick auf die Lokale Gruppe – und Sie sind immer noch in Kommunikationsreichweite mit dem galaktischen Zentrum!«
    Auger lachte, als sie Gefallen an diesem Spiel fand. »Verpesten expansionistische Primaten Ihre stellare Nachbarschaft? Wir haben die Schädlingsbekämpfung, die Sie brauchen!«
    »Wird Ihr alter Gott den Ansprüchen nicht mehr gerecht? Bestellen Sie ein göttliches Update und rufen Sie an unter …« Skellsgard prustete ebenfalls los.
    »Sie haben Recht. Es klingt beinahe glaubwürdig, nicht wahr?«
    »Beinahe«, sagte Skellsgard. »Und ich finde sie wesentlich überzeugender als Theorie vier.«
    »Was besagt die?«
    »Dass die Wände mit Graffiti bekritzelt sind.«
    »Gütiger Himmel!« Gütiger Himmel! Hatte sie wirklich »Gütiger Himmel« gesagt? Auger schüttelte den Kopf, wie jemand, der kurz vor einem Niesanfall stand. »Wollen Sie damit sagen, irgendein Wissenschaftler wurde dafür bezahlt, sich eine solche Theorie auszudenken?«
    »Ja. Und wie es scheint, passt es sogar zu den Werten der Shannon-Entropie. Wenn man menschliche Graffiti untersucht …«
    »Es reicht, Skellsgard. Ich möchte eigentlich nichts Genaueres über Graffiti hören, ob sie nun von Menschen oder von Aliens stammen.«
    »Es ist ein bisschen deprimierend, nicht wahr?«
    »Mehr als nur ein bisschen.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte Skellsgard mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Es gibt nur wenige, die diese Theorie ernst nehmen. Es gibt da das kleine Problem, dass die Tunnelmuster dazu neigen, sich zu verändern, in Abhängigkeit von der allgemeinen Stabilität. Natürlich könnte es sich auch um intelligente Graffiti handeln …«
    »Gibt es schon eine fünfte Theorie?«
    »Noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass bereits jemand daran arbeitet.«
    Auger lachte. Alles, was sie über Akademiker wusste, bestätigte ihr die Wahrheit dieser Vermutung. Skellsgard ließ sich ebenfalls mitreißen, und erst als sie aufhörten zu lachen, als ihnen Tränen übers Gesicht liefen und sie vor Erschöpfung seufzten, öffnete Aveling die Augen und starrte sie an, seine Miene so leidenschaftslos

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