Ewigkeit
und traurig und als stünde sie vor etwas, das sie nicht ertragen konnte.
»Lass uns essen gehen«, sagte Floyd. »Und dann wollen wir ein bisschen wirkliche Musik hören.«
Sie fuhren zu einem kleinen spanischen Restaurant am Quai Saint-Michel, wo Floyd schon ein paarmal gewesen war. Er bestellte eine gute Flasche Champagner, einen 1926er Veuve Clicquot, und tat die Einwände der anderen ab, dass er sich so etwas unmöglich leisten konnte. Im Grunde stimmte es auch, aber Custine hatte viel gearbeitet und Greta einen netten Abend verdient – und die Gelegenheit, Marguerite für ein paar Stunden zu vergessen. Das Essen war genauso gut, wie Floyd sich erinnerte, und sogar der umherwandernde Gitarrist war, wie Greta zugestehen musste, gar nicht so grässlich wie manche andere, die sie gehört hatte. Während Floyd die Rechnung bezahlte, unterhielten sich Greta und der Gitarrist über Saiten und Griffe. Der attraktive junge Mann im schwarzen Hemd bot Greta seine Gitarre an, die ein paar zaghafte Töne zupfte, bevor sie mit einem verlegenen Lächeln den Kopf schüttelte. Der Gitarrist sagte etwas Nettes zu ihr, während er wieder den Schulterriemen des Instruments umlegte. Floyd lächelte ebenfalls. Greta hatte sich zurückgehalten, weil sie den jungen Mann nicht an die Wand spielen wollte. Er schien neu in der Stadt zu sein.
Nach der Mahlzeit fuhren sie zum Le Perroquet Pourpre, einem Club an der Rue Dauphine. Noch vor wenigen Jahren hatte es hier sechs oder sieben solcher Clubs in einer Reihe gegeben, doch nun waren die meisten davon verschwunden, mit Brettern vernagelt oder zu billigen Bars umgebaut, mit Jukebox und flackerndem Fernseher, der wie ein Altar in der Ecke stand. Le Perroquet hielt immer noch die Stellung, und es war einer der wenigen Clubs, die bereit waren, Floyd und Custine auch ohne Greta auftreten zu lassen. Die Wände waren mit Fotos von Jazzmusikern übersät, von Jelly Roll und Satchmo über Duke und Beiderbecke bis Coleman Hawkins und Django. Manche von ihnen hatten sogar in der Rue Dauphine gespielt. Der Eigentümer, ein liebenswerter bärtiger Bretone namens Michel, erkannte die drei schon beim Eintreten und winkte sie zur Theke herüber. Er fragte Greta, wie es mit ihrer Tour lief, und hörte sich ihre halbwahre Geschichte an, wie sie die Band für ein paar Tage verlassen hatte, weil sie sie sich um ihre kranke Tante kümmern wollte. Floyd fragte Michel, ob das Geschäft gut liefe, und Michel antwortete mit seinem üblichen pessimistischen Achselzucken, dass sich in den letzten neunzehn Jahren kaum etwas verändert hatte.
»Die jungen Leute haben immer noch ein Ohr für gute Musik«, sagte er. »Das Problem ist nur, dass sie kaum noch die Gelegenheit haben, sie zu hören. Jazz ist politische Musik – das war er schon immer und wird es auch immer sein. Deshalb würden manche Leute ihn am liebsten völlig ausmerzen.«
»Vielleicht wird es ihnen sogar gelingen«, sagte Floyd.
»Du bist hier auf jeden Fall stets willkommen. Ich wünschte, ich könnte es mir leisten, dich öfter bei mir auftreten zu lassen.«
»Wir nehmen, was man uns gibt«, sagte Floyd.
»Habt ihr zufällig Mitte nächsten Monats am Samstag Zeit? Ich habe gerade eine Absage bekommen.«
»Ich denke, wir können dich schon irgendwie dazwischenquetschen.«
»Greta?«
»Nein«, sagte sie und senkte den Blick, obwohl ihre Augen bereits durch den Schleier verdeckt wurden. »Ich glaube nicht, dass ich es arrangieren kann.«
»Schade. Aber Floyd und Custine liefern immer eine gute Show ab … obwohl ihr vielleicht überlegen solltet, für diesen Auftritt noch einen Pianisten zu buchen.«
»Wir werden darüber nachdenken«, sagte Floyd.
»Hauptsache, ihr spielt nett und melodisch, Jungs. Und nicht so schnell, dass die Leute nicht mehr mit dem Fuß wippen können.« Er warf Custine einen warnenden Seitenblick zu. »Nichts von diesem schwierigen Achter-Zeug, das du gerne hineinschmuggelst.«
»Vielleicht würden die jungen Leute zur Abwechslung gerne mal was anderes hören«, sagte Custine.
»Natürlich wollen sie immer etwas Neues, aber nichts, was sich wie ein wilder Stier im Porzellanladen anhört.«
»Wir werden uns zusammenreißen«, versicherte Floyd ihm und klopfte Custine beruhigend auf die Schulter.
Michel servierte ihnen die Getränke, Bier für Greta und Custine, Wein für Floyd, der einen klaren Kopf behalten musste, wenn er nach Montparnasse zurückfuhr. Michel verschwand gelegentlich, um einen anderen Gast zu
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