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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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einzigartig, will, dass Menschen ihn genau betrachten. Gefasst zu werden würde ihn wahrscheinlich nicht stören. Er verlangt Aufmerksamkeit, weil er die Aufmerksamkeit, die er braucht, nie erhalten hat.‘“
    Simon schnaubte verächtlich. „Hör bitte auf. Mir wird schlecht.“
    „Fast vier Prozent der Bevölkerung sind funktionierende Soziopathen. Hast du das gewusst? Sie haben kein Gewissen, und ich glaube nicht, dass sie schon so auf die Welt gekommen sind.“
    Simon war noch nicht gewillt, Lana gehen zu lassen. Er ging vor der Tür und versperrte ihr den Ausgang. „Oh, bitte. Nicht diese alte Leier. Angeborene und anerzogene Entwicklungsfaktoren. Der Durchschnittsbürger kann Recht und Unrecht unterscheiden.“
    Sein sarkastischer Tonfall entlockte ihr schließlich doch eine Reaktion. „Ach, tatsächlich? Wie viele Amerikaner haben die Fernsehübertragung von Saddam Husseins Hinrichtung angesehen und seinen Tod gefeiert? Irgendwie war das Gewissen ausgeschaltet. Er war kein Mensch mehr, sondern das personifizierte Böse. Und er ist nicht der Erste, den die amerikanische Öffentlichkeit verteufelt hat: Die Schwulen waren schuld an der Aids-Epidemie, Schwarze waren so minderwertig, dass der Gesetzgeber sie als Drei-Fünftel-Menschen bezeichnete, und Strafgefangene haben nichts Besseres als Vergewaltigung im Knast verdient. Selbst die Regierung erzieht die Soldaten dazu, ihr eigenes moralisches Gewissen zu ignorieren, im Kriegszustand bedingungslos zu gehorchen und zu töten, ohne Rücksicht darauf, wen oder warum sie töten.“
    Simon blieb stehen. Plötzlich glaubte er, ihr Motiv zu erkennen. „Darum geht es also. Du glaubst, indem du Darwin hilfst, rückst du deiner Antikriegsgesinnung einen Schritt näher.“
    Lana schüttelte finster den Kopf. „Nein, Simon, das glaube ich nicht. Aber es ist einfach, jemanden ausschließlich zu dämonisieren. Der Mann hat Schreckliches getan. Wir müssen ihn aufhalten. Doch irgendetwas hat ihn dazu gebracht, den Weg des moralischen Gewissens zu verlassen, und vielleicht kann ihm irgendetwas helfen, wieder dorthin zurückzufinden.“
    „Du willst ihn also retten? Weil du deinen Mann, Johnny, nicht retten konntest?“
    Lana atmete tief durch. Sie versteifte sich, als hätte Simon ihr ins Gesicht gespuckt. Die Distanz zwischen ihnen hätte in diesem Moment nicht größer sein können. „Das hier hat nichts mit Johnny zu tun. Überhaupt nichts.“
    „Süße, alles, was du tust, hat mit ihm zu tun. Was schade ist; schließlich ist er tot.“
    Sie zuckte zusammen. Simon wusste selbst, dass er sich abscheulich benahm, doch ihre Entschlossenheit, Darwin, einen kaltblütigen Mörder, zu retten, streute Salz in die Wunde, die ihn seit dem Abend quälte, an dem sie ihm den Laufpass gegeben hatte. Dass er als Motiv den Tod ihres Mannes vermutete, machte alles nur noch schlimmer. Seine Eifersucht auf den jungen Johnny Hudson behagte ihm nicht, aber er konnte sie nicht ignorieren.
    Lana straffte die Schultern und sah ihn offen an. „Ich will mit dir nicht über ihn reden, Simon. Du hast kein Recht darauf, über ihn zu reden. Nicht das geringste.“
    Simon folgte ihr, als sie zurückwich. „Ist das so? Gut, lass dir eines gesagt sein, Süße. Es ist eine verdammte Schande, wenn eine so schöne, warmherzige Frau wie du ihr Leben damit verbringt, perversen Schweinen wie Darwin zu helfen, nur weil ihr Mann sich lieber eine Kugel in den Kopf gejagt hat, statt sich seinem Leben zu stellen.“
    Noch bevor Lana ihm eine Ohrfeige verpasste, wusste Simon, dass er zu weit gegangen war. Der Schlag erfolgte rasch, und Simon versuchte nicht einmal, ihn abzuwehren. Er hatte ihn verdient. Und vielleicht war er teilweise sogar bereit, jeden körperlichen Kontakt, den sie ihm zugestand, hinzunehmen.
    Ihr Körper, ihre Stimme, ihr ganzes Wesen zitterte, und Tränen liefen ihr über die Wangen. „Du verdammter Macho! Wie kannst du es wagen, über ihn zu urteilen? Du, dem das Leben noch nie übel mitgespielt hat. Er hat für sein Land gekämpft, und was war der Dank? Als er zurückkam, war er buchstäblich nicht mehr er selbst. Hatte Albträume vom Töten. Vom Töten unschuldiger Menschen. Frauen und Kinder. Was niemals von ihm hätte verlangt werden dürfen.“ Lanas Stimme brach, und sie musste ein paar Mal tief Luft holen, bevor sie fortfahren konnte. „Vielleicht geht es Darwin genauso. Vielleicht will er gar nicht töten. Vielleicht braucht er nur eine Chance, jemanden, der das Gute in ihm

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