EwigLeid
den du vielleicht in McGill’s Bar gesehen hast. Du handelst überstürzt. Versuchst, irgendetwas zu beweisen, wie du es dein ganzes Leben lang getan hast, verdammt noch mal.“
„Natürlich gehen wir auch dieser Sache nach, aber ich bin eben nicht sicher, dass ich ihn in McGill’s Bar gesehen habe. Und was zum Teufel soll das heißen, dass ich mein Leben lang versucht hätte, etwas zu beweisen?“
„Das soll heißen, du hast dir deinen Beruf aufgrund der Annahme ausgesucht,dass du außer deiner Stärke nichts zu bieten hättest. Und Gott behüte, dass jemand das vergisst.“
„Das stimmt nicht. Ich bin gut in meinem Beruf. Ich bin eine gute Polizistin.“
„Aber mehr als das zu sein gestattest du dir nicht, und deshalb bist du auch eine einsame Polizistin.“
„Du redest Mist!“ Sie wollte sich an ihm vorbeidrängen, doch er blockierte ihren Weg.
„Ach, hör doch auf, Carrie. Gut, du bist Polizistin. Aber Polizistin beim Militär? Im SWAT-Team? Hättest du dir noch eindeutigere Männerdomänen als Beruf aussuchen können? Und du hast sie dir ausgesucht, weil du gut darin bist. Aber auch, weil es einfacher war. Wenn du zu den Kerlen gehörst, brauchst du dir keine Gedanken darüber zu machen, eine Frau zu sein.“
Seine Vorwürfen stießen sie vor den Kopf, aber nur, weil sie so sehr ins Schwarze trafen. Es passte ihr absolut nicht, dass er sie so ohne Weiteres durchschaute. Dass er wusste, tief in ihrem Inneren saß nicht die Angst, als Polizistin, sondern als Frau zu versagen. Und doch gestattete sie sich in seiner Gegenwart, mehr Frau zu sein als bei irgendwem sonst.
Nicht gut genug. Niemals gut genug.
Dieses Mal stieß sie ihn heftig, so heftig, dass er ein paar Schritte zurückwich. Sie holte tief Luft, hob eine Hand und lachte unsicher, um so seinen Wortschwall aufzuhalten. „Hör zu, Jase. Ich brauche deine populärwissenschaftliche Psychologie nicht. Du irrst dich. Ich bin völlig zufrieden mit dem …“
„Ich kann dir geben, was du dir wünschst, Carrie. Ich kann dich als Polizistin und auch als Frau akzeptieren und weder die eine noch die andere Seite je außer Acht lassen. Aber ich kann nicht zulassen, dass du dich in Gefahr begibst, nur weil du etwas zu beweisen hast.“
„Hör mir zu. Der Plan ist gut. Wie stehen die Chancen, dass ich Brad Turner wirklich im Café Steam und in McGill’s Bar gesehen habe? Gestern Abend hat die Barfrau gesagt, meine Beschreibung träfe auf viele Jungs zu, die sie gesehen hat, ihren Kollegen Lance Reynolds eingeschlossen. Erinnerst du dich an ihn? Erinnerst du dich an die große Ähnlichkeit zwischen ihm und Brad? Viel wahrscheinlicher ist doch, dass ich die beiden einfach verwechselt habe. Außerdem sind wir doch beide der Meinung, dass Darwin gut aussehende Menschen tötet, weil er sich eines körperlichen Defekts schämt. Lana stimmt uns zu und unterstützt meinen Plan.“
Überrascht fuhr er zurück. „Lana?“
„Sie tritt mit mir vor die Kamera.“
Er lachte ohne eine Spur von Humor, voller Bitterkeit. „Natürlich. Falls Darwin dich als Köder nicht nimmt, könnt ihr es ja mit deinem Gegenpol versuchen. Du bist eine harte Polizistin mit rotem Haar. Lana ist blond und viel, viel weicher. Böser Bulle, guter Bulle, wie? Höchst interessant, zumal doch eigentlich ich dein Partner bin.“
„Du musst nicht mit dem Plan einverstanden sein. Du brauchst auch nicht mitzukommen. Ich brauche deine Erlaubnis nicht. Schon vergessen, Jase? Dass du mit mir geschlafen hast, gibt dir nicht das Recht, mich zu beschützen oder alles besser wissen zu wollen als ich.“
„Nein, aber ich dachte, als dein Partner hätte ich das Recht. Aber das ist für dich wahrscheinlich völlig unwichtig, wie?“
25. KAPITEL
Carrie, Commander Stevens und Lana trafen sich im SIG-Gebäude, um den Fernsehspot aufzunehmen. Die Fernsehcrew verkabelte sie alle mit einem Mikrofonmit eigenem Sender. Commander Stevens wurde als Erster interviewt. Er nahm kurz Stellung zu den anfänglichen Verbrechen des Embalmers. Danach stellte Liz Montoya, die Moderatorin, Carrie vor, zählte ihre Referenzen auf und führte sie als eine der besten Detectives im SIG-Team ein. Carrie gab ein kurzes Statement ab, in dem sie absichtlich Kelly Sorenson, Tammy Ryan und Tony Higgs namentlich als letzte Opfer des Embalmers nannte. Sie erwähnte, dass der Mörder seine Vorgehensweise geändert hatte, entschieden weniger raffiniert verfuhr, und dass die Polizei vermutete, es sei ein Trick, um sie in
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