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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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mal gesehen hatten. Alles in allem kamen sie auf etwa fünfzig Personen, die sie vernehmen mussten. Jase hatte Kelly Sorenson zwar nicht mehr gesehen, nachdem sie ihm ihre Karte gegeben hatte, doch Kelly hatte Susan Ingram mehrere Stunden später von McGill’s Bar aus angerufen. Vielleicht hatte jemand, den sie kannten – vielleicht sogar DeMarco, wie Jase betonte –, Kelly in der Zeitspanne zwischen Jases Aufbruch und Kellys Abgang mit ihrem Kunden gesehen.
    Bei DeMarco hatte es jedoch einen Notfall in der Familie gegeben, und er musste überstürzt die Stadt verlassen. Bisher hatten sie ihn nicht erreichen können.
    Sie warteten auf den Anruf des Gerichtsmediziners und hofften, dass dieser genauere Angaben zur Ursache und zum Zeitpunkt von Kellys Tod machen konnte. Da Kellys Leiche in so viele Teile zerlegt worden war, würde das aber ungewöhnlich schwierig und zeitaufwendig sein, vermutete Carrie.
    Kellys Hände waren am Fundort der Leiche nicht entdeckt worden. Möglicherweise hatte der Täter sie getrennt entsorgt, vielleicht weil Sorenson sich gewehrt und ihn gekratzt hatte. In diesem Fall hatten sie es mit einem schlauen Mörder zu tun. Skrupellos. So, wie Carrie es vom Embalmer erwartete.
    Aber das, was er mit Sorensons Leiche angestellt hatte? Es wich so stark ab von der Behandlung seiner anderen Opfer. Die Veränderung schien auf ein plötzlich verstärktes persönliches Engagement und auf Kontrollverlust hinzuweisen. Die Art von Kontrollverlust, die mit geistigem Verfall einherging? Selbst wenn es so wäre, war es ihm immer noch wichtig gewesen, Kellys Augenlider abzutrennen. Im Vergleich zu allem, was er den Opfern angetan hatte, war es eine Kleinigkeit, allerdings eine immens bedeutsame. Die Vorgehensweise eines Serienmörders konnte sich im Lauf der Zeit verändern, doch äußerst selten änderte er seine Signatur, eine Handlung, die oft nichts mit der tatsächlichen Todesursache des Opfers zu tun hatte, sondern eher mit der Erfüllung irgendeines Bedürfnisses. Wie Carrie Jase gegenüber schon geäußert hatte, war sie überzeugt, dass die Augenlider für den Mörder eine Art Erinnerungsauslöser darstellten.
    Carrie hob den Blick von den Fotos, die sie betrachtet hatte, und massierte sich die Schläfen. Sie warf einen Blick zu Jase hinüber, der sich ebenfalls die Fotos vom letzten Mord vorgenommen hatte. Zum ersten Mal, seit sie Sorensons Leiche gesehen hatte, gestattete Carrie sich persönliche Überlegungen. Vor Stunden hatte sie Jase geohrfeigt, weil er ihr den Fall hatte entreißen wollen. Selbst als klar war, dass Carrie die Leitung der Ermittlungen übernehmen würde, hatte Jase noch versucht, es dem Commander auszureden.
    Zugegeben, ihre Wut auf Jase war fast verflogen angesichts der Tatsache, dass er Kelly Sorenson kurz vor ihrem Tod noch gesehen hatte. Gewöhnlich war er ein offenes Buch für sie, doch dieses Mal hatte Carrie es nicht sofort bemerkt, wie er sich in sich selbst zurückzog. So ziemlich zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, hatte sieseine Gedanken nicht erraten können. Oder seine Gefühle. Er würde sich doch keine Vorwürfe machen, oder? Das wäre lächerlich, doch Carrie wusste nur zu gut, dass Logik manchmal nichts mit den Gefühlen zu tun hatte, die der Beruf mit sich brachte.
    Trotzdem wollte sie ihn nicht bedrängen und mit Fragen löchern. Wenn er mit ihr über die Sache reden wollte, würde er es tun. Und außerdem war jetzt, da sie sich wieder an die Arbeit gemacht hatten und Jase gut zurechtzukommen schien, ein Teil ihrer Wut auf ihn neu erwacht.
    Sie achtete ihn nach wie vor. Mochte ihn immer noch. Doch sie traute ihm nicht. Jetzt nicht mehr. Und dennoch sollte sie mit ihm zusammenarbeiten?
    Es schien ihr zu viel verlangt, doch Jase benahm sich, als wäre nichts Ungewöhnliches zwischen ihnen vorgefallen. Na gut. Sie würde nicht die Erste sein, die einknickte. Ausgeschlossen. Jase sollte auf keinen Fall die Gelegenheit bekommen, sich bei seinem nächsten Treffen mit Stevens über ihre Teamunfähigkeit zu beklagen. Deshalb versuchte sie, sich auf nichts anderes als das Beweismaterial zu konzentrieren. Sie vertiefte sich dermaßen in diese Aufgabe, dass sie zusammenzuckte, als Jase plötzlich seinen Stuhl zurückschob und aufstand. „Verdammt noch mal, Ward. Bringen wir’s hinter uns. Ich weiß doch, dass du mir etwas zu sagen hast. Also spuck’s aus.“
    Abrupt fuhr sie zu ihm herum, wandte den Blick aber genauso hastig wieder ab. Sie sah auf ihre Akte und

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