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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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wäre er wohl nie die Sorte Mann gewesen, mit der sie schlafen wollte.“
    Carrie fing wieder Jases Blick ein, dann sah sie Susan an. „Einiges weist darauf hin, dass die Person, die Kelly ermordet hat, auch noch andere Frauen auf dem Gewissen hat. Darf ich Ihnen Fotos von den Frauen zeigen? Um zu sehen, ob Sie sievielleicht erkennen?“
    Panik trat in Susans Blick, doch Carrie beruhigte sie sofort. „Ganz normale Fotos. Nichts Grausiges, versprochen.“
    Carrie griff in die mitgebrachten Mappen und entnahm ihnen die Fotos der ersten drei Opfer des Embalmers, aufgenommen vor ihrem Tod. Eines nach dem anderen reichte sie Susan Ingram.
    Als sie das Foto von Cheryl Anderson sah, schnappte Susan nach Luft. „Die kenne ich. Das ist Professor Anderson. Ich hatte sie letztes Jahr in Amerikanischer Literatur. Sie ist tot?“
    „Sie ist das Opfer aus jüngerer Zeit. Wir haben uns bemüht, ihren Namen aus den Zeitungen zu halten, damit die Presse die Ermittlungen nicht beeinträchtigen kann, und in diesem Fall müssen auch Sie über die Identität des Opfers Schweigen bewahren. Können Sie das?“
    Susan nickte nachdrücklich. „Ja. Herrgott. Kelly und Professor Anderson. Ich fasse es nicht.“
    „Sie hatten ein Seminar bei Cheryl Anderson. Kelly auch?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Wissen Sie, ob die zwei einander kannten?“
    „Auch in diesem Fall: nicht, das ich wüsste.“
    Natürlich konnte es sein, dass Susan log. Es war durchaus möglich, dass sowohl Cheryl Anderson als auch Kelly noch eine Rechnung bei ihr offen hatten.
    Himmel, die Sache entwickelte sich chaotisch. Wurde noch chaotischer, als sie vorher schon war, und das wollte etwas heißen.
    „Arbeiten Sie, Susan?“, fragte Jase jetzt.
    „Nein. Ich studiere. Ich habe Glück. Meine Eltern kommen für meinen Unterhalt auf. Kelly war oft so neidisch …“ Susan vergrub das Gesicht in den Händen, und ihr gesamter Körper schauderte unter ihrem Schluchzen. „O mein Gott …“
    Wieder warteten Carrie und Jase hilflos und schweigend, während die Frau sich ihrem Schmerz überließ. Carrie hätte Susan gern spontan getröstet, doch weil sie nicht wusste, wie sie es anstellen sollte und wie eine solche Geste aufgenommen werden würde, begnügte sie sich mit der Hoffnung, dass ihr respektvolles Schweigen ausreichte.
    Als Susan den Kopf wieder hob, fragte Jase: „Was ist mit ihrem Fahrzeug? Steht es womöglich noch irgendwo in der Nähe von McGill’s Bar, oder könnte sie zum Haus ihres Klienten gefahren sein?“
    „Auf dem Campus fuhr sie mit dem Fahrrad. Ansonsten benutzte sie öffentliche Verkehrsmittel oder ließ sich von Freunden fahren, wenn nötig.“
    „Okay. Wir sind fast fertig. Zusätzlich dazu, dass Professor Anderson und Kelly beide auf dem College waren, müssen wir auch noch andere Orte überprüfen, die sie vielleicht beide besucht haben. Bevorzugte Kelly ein bestimmtes Einkaufszentrum, Fitnesscenter oder Restaurant?“
    „Nein. Sie … Ihr gefiel es in McGill’s Bar, aber das wissen Sie ja bereits.“
    Carrie sah Jase an. Als er kaum merklich nickte, stand sie auf, und er erhob sich ebenfalls.
    „Mein Beileid zu Ihrem Verlust“, sagte Jase. „Wir tun, was wir können, um den Täter zu finden. Ich muss Ihnen nur noch eine Frage stellen. Haben Sie noch ein paar Exemplare von Kellys Karte? Von der violetten Karte und der anderen, die sie eher für berufliche Zwecke einsetzte?“
    Susan nickte und stand wie in Zeitlupe auf, so als fiele es ihr ausgesprochen schwer. „Ja. Ich hole sie Ihnen.“
    Später an diesem Tag herrschte im SIG-Büro eine düstere Stimmung. Außer Carrie und Jase war niemand da, und beide hatten bestimmt keinen Grund, gut gelaunt zu sein. Nach dem Gespräch mit Susan Ingram waren sie in McGill’s Bar eingekehrt. Sie hatten mit dem Geschäftsführer gesprochen und sich eine Liste der Beschäftigten geben lassen, die am Vorabend gearbeitet hatten. Mehrere Angestellte, den Geschäftsführer eingeschlossen, hatten angegeben, dass Sorenson Stammkundin war und die Bar mit häufig wechselnden Begleitern verließ. Angetrunken war sie allerdings selten. Ihre Beobachtungen waren durchaus vereinbar mit dem Verhalten einer Professionellen, die, wie Susan Ingram ausgesagt hatte, aktiv arbeitete, aber gleichzeitig einigermaßen anspruchsvoll war.
    Zurück im Büro hatten Carrie und Jase Listen von allen Barbesuchern an jenem Abend aufgestellt, an die sie sich erinnern konnten, ob sie sie nun kannten oder nur vorher schon

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