EwigLeid
die Hände vor Freude.
Sie stand auf und ging in Richtung Toiletten. Vermutlich um zu weinen, dachte Brad verärgert. Einen Moment lang war er wütend. Higgs war ein Versager, der nichts zu bieten hatte außer seinem Aussehen und seiner Körperkraft. Sah sie das denn nicht? Er atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Sagte sich, dass Nora bald ihm gehören würde.
Begierig, mit ihr zu reden, beeilte er sich, die offene Vitrine vor der Kasse zu befüllen. Er war beinahe fertig, als die Eingangstür sich öffnete und zwei Personen das Café betraten.
Brad erkannte die Polizisten auf Anhieb. Der hartgesottene, gut gekleidete Detective und die Rothaarige aus McGill’s Bar. Brads Herzschlag drohte seine Brust zu sprengen, und vor Angst zerquetschte er eine Kekspackung in seiner geballten Faust.
Verdammt. Hatten sie den Blog irgendwie mit ihm in Verbindung gebracht? Aber das war unmöglich. Er hatte es so clever angestellt. So vorsichtig.
Er zwang sich zur Ruhe, schob die Hände in die Taschen, drehte sich um und strebte dem Hinterzimmer zu. In Richtung Hinterausgang. Er hielt inne, als jemand ihn ansprach.
„Entschuldigen Sie bitte.“
Es war die Frau.
Er blieb abrupt stehen und krampfte die Hand um das Messer in seiner linken Hosentasche. Er überlegte, ob er schneller würde laufen können als sie.
„Sie arbeiten hier?“
Brad wandte sich halb zu ihr um, darauf bedacht, ihr nur sein Profil zu zeigen. „Ja. Würden Sie bitte einen Moment warten?“
„Drehen Sie sich um und sehen Sie mich bitte an.“ Der Befehl war höflich ausgesprochen, und dennoch war klar, dass sie Gehorsam von ihm erwartete.Langsam drehte Brad sich zu der Frau um und hob den Kopf.
Ob sie sie sahen? Die Narbe? Das Blut an seinen Händen? dachte er voller Panik.
Sie musterte ihn eindringlich. „Kenne ich Sie?“
„Ich glaube nicht.“ Doch, sie hatte ihn schon einmal gesehen, und er hatte sie gesehen. Offenbar konnte sie ihn nicht einordnen. Was im Grunde gut war, aber es machte ihn trotzdem wütend. War er den Leuten so unwichtig? Musste er ihr nicht auffallen, mit dieser hässlichen Entstellung im Gesicht?
Auch der Mann schien Brad nicht wiederzuerkennen. Zum Totlachen! Zwar huschte der Blick der Frau zu seinen Händen, die immer noch in den Hosentaschen steckten, doch nichts an seiner Erscheinung schien die zwei zu überraschen.
Und das bedeutete … sie konnten seine Narben nicht sehen.
Sie waren endlich verschwunden.
Nach all diesen qualvollen Jahren. Nachdem er nicht nur Sorenson und Ryan, sondern auch Dr. Bowers getötet hatte, war ihm das Glück endlich hold.
Der Mord an Tony zeigte anscheinend seine Wirkung. Die Angst, die ihn kurz vorher gepackt hatte, verwandelte sich in etwas anderes.
Hochmut.
Das Überleben des Stärkeren.
Er war besser als die Polizei. Klüger. Stärker.
Brad stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus, zog die Hände aus den Taschen und sah, wie sich die Schultern der beiden Detectives kaum merklich entspannten. Der Mann ließ den Blick durch das gut besuchte Café schweifen. Augenscheinlich suchte er jemanden.
Brads Nerven flatterten, als er verstand, wonach die beiden Ausschau hielten: nach Nora. Sie kannten ihre Beziehung zu Tony. Scheiße, er wollte nicht, dass die Polizei ihr auf die Pelle rückte. Bleib im Waschraum, befahl er ihr stumm.
Als er die Frau wieder ansah, musterte sie ihn eingehend, aber nicht unbedingt argwöhnisch. Sie hatte wirklich keine Ahnung, wer er war. Seine Nervosität wich heller Freude.
Nach einer kurzen Zeit kam Nora aus dem Waschraum, und er sah, wie es in den Augen der Detectives aufblitzte. Brads Selbstvertrauen geriet ins Stottern wie ein Motor ohne Benzin.
„Das ist sie“, sagte Jase. „Ich rede mit ihr.“
Carrie richtete den Blick wieder auf den gut aussehenden Bengel vor ihr. Sie hätte schwören können, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte, aber wo? Sie zeigte ihm ihre Dienstmarke und gab sich als Polizistin zu erkennen. „Wie heißen Sie?“
„Brad. Brad Turner.“
„Brad, haben Sie gestern Nachmittag gearbeitet?“
„Worum geht es hier, Officer?“
Carrie lächelte, allerdings ein wenig gereizt. Diese Frage stellten sie alle, und sie verstand ja, dass jeder Mensch nervös wurde, wenn ihn die Polizei verhören wollte.
„Wir ermitteln in einem Verbrechen. Bitte beantworten Sie nur meine Fragen. Haben Sie gestern Nachmittag gearbeitet?“
„Ja. Ich hatte die Spätschicht. Von zwei Uhr nachmittags bis zehn
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