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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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und wie so oft wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Die Zeit war immer nur so verflogen, wenn wir miteinander redeten, ohne Pause. Mein Dad musste uns dann ermahnen, damit wir nicht zu spät kamen, zur Schule, zur Arbeit, zu was auch immer.
    Und jetzt fehlten mir die Worte. Also saß ich einfach nur schweigend da.
    Ein Rascheln in der Nähe erschreckte mich, und ich wandte den Kopf in Richtung des Geräusches. Unter der Eiche vor dem Metallzaun, der den Friedhof umgrenzte, setzte sich eine Gestalt auf den Boden und schlug ein Buch auf.
    Jack. Unsere Blicke trafen sich. Er winkte weder, noch sagte er etwas. Er lächelte bloß und nickte, um mir zu verstehen zu geben, dass er mich sah, und beugte dann den Kopf über seinen Roman.
    Ich weiß nicht, woher er wusste, dass ich hier war. Vielleicht hatte er mein Auto auf dem Parkplatz gesehen. Vielleicht hatte mein Dad ihn angerufen. Vielleicht kannte er mich einfach.
    Was immer ihn auch hergeführt hatte, es spielte keine Rolle. In dem Moment wusste ich, dass der Junge unter dem Baum mir gehören musste. Er sollte mein sein. Mit dem Recht, dieses weich fallende Haar zu berühren. Dem Recht, diese große, knöcherige Jungenhand zu halten. Dem Recht, diese raue Stimme zu hören und diesen Ohren meine Geheimnisse zu erzählen. Ausgenommen das größte Geheimnis. Dass ich ihn liebte. Es war mehr als die Schwärmerei für ihn in den letzten Jahren. Mehr als die Gefühle für einen besten Freund. Mehr als das, was er je für mich empfinden würde. Ich war ihm verfallen.
    Ich wandte mich wieder dem Grab zu, der Stelle, wo die Gedenktafel einmal liege würde, sobald sie fertig war, und flüsterte: »Hilf mir, Mom! Was soll ich bloß wegen Jack machen?«

Kapitel Siebzehn
    JETZT
    Das Ewigseits.
    »Er hat sich deine unsterbliche Liebe also damit verdient, dass er unter einem Baum ein Buch gelesen hat?«, sagte Cole trocken. »Wieso hab ich’s nicht mal mit dieser Methode probiert? Ich mag Bücher und Bäume.«
    Ich musste unwillkürlich lächeln. »Ich erzähl dir solche Geschichten nicht, damit du dich darüber lustig machst.«
    Er hob kapitulierend die Hände. »Hey. Es funktioniert. Sieh mal.«
    Das Kontaktband hatte seine Position verändert und zeigte jetzt nach links.
    »Dann mal los«, sagte Ashe. »Ich gehe voraus, Max, du gehst als Letzter, und Cole, du bleibst bei Nikki. Max, halte Ausschau nach Streunern. Die schicken gern einzelne Späher los. Wir können es uns nicht leisten, dass auch nur einer von ihnen weiß, dass wir hier sind.« Er sah auf seine Uhr. »Es ist Mittag. Wir müssen möglichst viel Strecke schaffen, ehe wir Nikki rauskicken. Abmarsch.«
    »Moment. Mittag?« Meine Stimme schwoll an. »Ich bin abends von zu Hause los. Heißt das, es ist Mittag am nächsten Tag?«
    Ashe zuckte die Achseln. »Ich weiß nur die Uhrzeit. Nicht das Datum. Wieso?«
    »Die Verdunkelung könnte die Zeit beschleunigt haben«, sagte Cole. Er sah mich an. »Die Zeitunterschiede im Ewigseits sind nicht immer konstant.«
    Meine Schultern sackten nach unten. »Wenn heute bereits ein neuer Tag ist, dann hab ich eine Nacht verpasst. Das würde bedeuten, ich habe einen Traum mit Jack verpasst.« Meine Atmung beschleunigte sich. Ich war kurz davor, zu hyperventilieren. »Er ist doch so schon kaum noch am Leben. Wenn ich eine Nacht verpasst habe …«
    Cole legte eine Hand auf meine Schulter. »Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern, Nik«, sagte er. »Wir können uns nur beeilen.«
    Ich nickte und hoffte, dass die Zeit durch irgendein Wunder rückwärts gelaufen war und es erst der Mittag am Tag meines Aufbruchs war.
    Ich beschleunigte meine Schritte. »Nicht so schnell«, sagte Cole. »Ein kleiner Fehler, und du wirst pitschnass.«
    Ich wurde minimal langsamer.
    Ashe ging ein ganzes Stück voraus und kundschaftete die Gegend vor uns aus, Cole wich mir nicht von der Seite, und Max folgte mit großem Abstand. Jedes Mal, wenn Ashe an eine Stelle kam, wo es zwischen zwei oder mehr möglichen Routen zu entscheiden galt, wartete er, bis wir ihn eingeholt hatten, um zu sehen, wohin mein Kontaktband zeigte. Sehr weit kam er nie, da es auf der Strecke haufenweise Abzweigungen, Gabelungen und Durchgänge gab, die wie Abkürzungen zum nächsten Korridor anmuteten.
    Meine Ohren gewöhnten sich an das Rauschen der Wasserfälle, das irgendwann einfach nur noch ein Hintergrundgeräusch war.
    Sosehr wir uns auch bemühten, in der Mitte des Weges zu gehen, der feine Nebel legte sich noch immer auf

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