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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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wissen, deine fokussierten Erinnerungen sind das beste Mittel, um deine Verbindung zu Jack zu steuern. Denk an einen entscheidenden Moment in eurer Beziehung.«
    Ich blickte auf das Kontaktband und die Wasserwand und die drei Augenpaare, die wartend auf mich gerichtet waren, und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    »Erzähl mir, wann du zum ersten Mal gewusst hast, dass du ihn liebst«, sagte Cole. Seine Stimme klang plötzlich angespannt, doch sein Gesicht blieb eine ruhige Maske.
    Ich sah nervös in unsere kleine Runde.
    »Stör dich nicht an den beiden«, sagte Cole. »Erzähl es einfach mir. Rede mit mir. Wann hast du’s gewusst?«
    Ich wusste genau, wann das gewesen war.
    NEUNTE KLASSE
    Zu Hause.
    Eine Beerdigung ist ein Kinderspiel im Vergleich zu dem Tag nach der Beerdigung. Zu der Woche danach. Dem ersten Sonntagmorgen danach, als die Stille in der Küche – das Geräusch, wie meine Mutter uns nicht French Toast macht – mir in den Ohren wehtut. Den ersten Schultagen danach, morgens beim Anziehen, als die Tatsache, dass meine Mutter nicht da ist, um wie sonst immer mein Outfit zu kommentieren, eine greifbare Leere ist, die mein Zimmer füllt. Es ist die Woche nach der Beerdigung, als die Einsamkeit mir die Luft aus der Lunge saugt.
    Ich packte die Bücher in die Schultasche und sah auf die Uhr.
    »Musst du heute schon wieder so früh los?«, fragte mein Vater. Er war in der Tür meines Zimmers aufgetaucht, trug einen grauen Anzug mit roter Weste, und nur die dunklen Ringe unter den Augen erinnerten noch an die Beisetzung letzte Woche.
    Ich gab mir alle Mühe, zu lächeln. »Ich wollte mir unterwegs einen Kaffee kaufen.«
    Er nickte, aber ich war nicht sicher, ob er mir glaubte. Er zögerte einen Moment, dann ging er. »Ich hab dich lieb, Nikki.«
    »Ich dich auch, Dad.«
    Ich warf mir meine Tasche über die Schulter und ging zu meinem Auto, leise, um Tommy nicht zu wecken, der erst in einer Stunde zur Schule musste. Das Sonnenlicht besprenkelte die Wipfel der immergrünen Bäume, und ich wusste, es würde bald auch auf das Grab meiner Mutter fallen.
    Ich erzählte meinem Dad nicht, wohin ich wollte, damit er sich keine Sorgen um mich machte. Er hatte schon genug mit seiner eigenen Trauer zu tun, ohne sich auch noch um eine Tochter kümmern zu müssen, die fast jeden Morgen heimlich auf den Friedhof ging, um mit ihrer toten Mutter zu sprechen.
    Natürlich glaubte ich nicht wirklich, dass ich mit ihr sprach oder dass sie irgendwo in den Wolken saß und mir zuhörte. Es war ein Ventil. Eine Art Freigabe. Wenn ich nicht Stück für Stück etwas von dem Schmerz herausließ, würde ich platzen wie ein zu stark aufgeblasener Luftballon.
    Es klang verrückt. Das wusste ich. Aber ich konnte nicht anders. Meine Mom war nicht mehr da. Und jeder zusätzliche Morgen, den ich in einem Haus verbrachte, in dem sie nicht mehr war, um mir Tipps zu geben, was ich anziehen sollte, oder mit mir über den anstehenden Tag zu reden oder mir zu helfen, einen losen Zopf zu flechten – jeder dieser Morgen würde sie immer weiter von mir entfernen.
    Ich fuhr auf den Parkplatz und ließ den Motor noch einen Moment laufen. Drehte ich langsam durch? Glaubte ich wirklich, ich könnte sie in meiner Nähe behalten, wenn ich meinen morgendlichen Trott mied? Von meinen Freundinnen hatte noch keine einen nahen Angehörigen verloren, geschweige denn einen Elternteil. Andernfalls wüsste ich vielleicht, wie eine trauernde Tochter aussehen sollte, und könnte dann versuchen, auch wie eine auszusehen.
    Ich stellte den Motor ab und stieg aus. Es war zwar schon länger Frühling, aber irgendwie schien die Morgenluft das nicht zu wissen, so als hätte sie den Winter noch zu gut in Erinnerung.
    Ich ging zum Grab meiner Mutter. Das rechteckige Stück Gras sah verstörend satt und dunkel aus, hob sich vom Rest des Rasens ab und schrie jedem zu, der es hören wollte, dass die Tragödie in der Familie Beckett noch ganz frisch war.
    Die Tragödie . Das abgedroschene Wort, das alle benutzten, um etwas zu beschreiben, das von ihrem eigenen Leben weit entfernt war. Aber für mich war der Verlust etwas, das ganz tief hineinging. Und er war scharf, mit gezackten Rändern. Er bohrte sich durch mich hindurch und nistete sich in den dunkelsten Ecken meiner Seele ein, wo er schlummerte, bis die kleinsten Anzeichen von Heilung ihn wieder aktivierten.
    Gab es ein Wort dafür? Tragödie passte nicht. Es war nicht groß genug.
    Ich ließ mich aufs Gras sinken,

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