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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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streckte einen Arm vor mich und schob mich sachte hinter sich, sodass er mich vollständig abschirmte. »Niemanden«, sagte er. »Wir sind bloß auf der Durchreise.«
    »Auf der Durchreise? Im Labyrinth?« Er lächelte, was seinem eingefallenen Gesicht ein verrücktes Aussehen verlieh. »So eine Art Sommerausflug?« Er sprach sehr schnell.
    Cole trat einen Schritt vor, was auf mich eher bedrohlich als verteidigend wirkte. »Und du, mein Freund? Bist du ganz allein unterwegs?«
    Jetzt endlich blickte der Streuner Cole direkt an. »Ich bin nie allein im Labyrinth. Und ich habe immer Geschichten im Kopf, die mir Gesellschaft leisten. Wie die, die ich erst neulich gehört habe, über ein junges Menschenmädchen, das bei der wöchentlichen Schlachtung auf dem Ouros-Platz aufgetaucht ist. Hast du auch davon gehört?«
    Cole verkrampfte sich. »Gerüchte.«
    Ich sah auf seine Hände. Er ballte sie immer wieder zu Fäusten.
    Der Mann beäugte mich scharf. »Wie du meinst. Ich wäre bereit, den Mund zu halten. Wenn ich etwas dafür kriege.«
    Cole zog eine Augenbraue hoch. »Und das wäre?«
    »Dein Oberweltherz.«
    Oberweltherz? Meinte er Coles Plektron?
    Ich rechnete fest damit, dass Cole verächtlich schnaufen würde, aber nichts dergleichen. Er veränderte seine Haltung, als würde er ernsthaft über das Angebot nachdenken. Er würde doch wohl nicht sein Herz hergeben, oder? Außerdem war mir schleierhaft, was dieser Mann mit dem Herzen von jemand anderem anfangen könnte.
    Ich konzentrierte mich weiter auf den Mann. Er hatte einen verzweifelten Ausdruck in den Augen.
    »Ja oder nein? Dein Herz für mein Schweigen.«
    Coles Stimme klang ruhig. »Woher soll ich wissen, dass du Wort hältst?«
    Plötzlich tauchten zwei weitere Streuner auf, aus derselben Richtung wie der erste. Ein Mann und eine Frau. Beide in zerlumpter Kleidung. Die Haare der Frau waren verfilzt und standen vom Kopf ab.
    Drei gegen drei. Würden sie uns jetzt angreifen?
    Dann ertönten hinter uns Rufe. Warnende Rufe. Vermutlich von Max.
    Ashe und Cole drehten sich nach dem Geschrei um und ließen mich für einen Sekundenbruchteil aus den Augen. Mehr brauchte der erste Streuner nicht. Er machte einen Satz nach vorn, hechtete auf mich zu und rammte mir seine Schulter in den Bauch.
    Ich landete hart auf der nassen Erde. Der Streuner sprang rittlings auf mich drauf, den Mund geöffnet, die Zähne gebleckt. Mit den Knien hielt er meine Arme unten. Ich wehrte mich, doch er war erstaunlich stark. Er senkte sein Gesicht, bis es nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war, und atmete tief ein.
    Ich spürte, wie mir die Luft entwich, und dann schrie ich, als ich einen jähen Schmerz in der Brust spürte. Einen Schmerz, wie ich ihn seit der Nährung nicht mehr erlebt hatte. Als würde mein Inneres herausgeschnitten.
    Irgendjemand riss ihn von mir herunter, und ich bekam gerade noch mit, wie Max über mir durch die Luft segelte und mit den anderen beiden Streunern zusammenprallte. Mit einer einzigen Bewegung traf er den ersten Streuner mit seinem Schlagring an der Schläfe und setzte ihn außer Gefecht, packte dann den Arm der Frau, drehte ihn ihr auf den Rücken und hielt ihr von hinten ein Messer an die Kehle.
    Ich konnte nicht mehr hinsehen. Von dem Schmerz in der Brust musste ich die Augen schließen. Was hatte der Streuner mit mir gemacht? Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich ganz klein zusammen, die Hände auf die Brust gepresst, um den Schmerz zu dämpfen.
    Alles in mir wurde dunkel. Mir war, als wäre mir jedes bisschen Friede, das in mir war, herausgerissen worden, jeder Lichtmoment, jeder Hoffnungsschimmer, durch die Brust gezwängt und weg. Ich musste ein klaffendes Loch direkt über dem Herzen haben, doch als ich die Hände ans Gesicht hob, waren sie trocken. Kein Blut.
    Coles Gesicht war über meinem. »Alles in Ordnung, Nik. Wir erledigen sie.«
    »Was hat er mit mir gemacht?«
    Cole runzelte die Stirn. »Er hat sich von dir genährt. Von allem Guten.«
    Ich hörte einen erstickten Schrei, setzte mich trotz der Schmerzen auf. Ashe und Max hatten jeder einen Streuner am Hals gepackt und drückten sie mit dem Kopf unter das Wasser der Wand. Die beiden wehrten sich mit Tritten. Der Dritte – vermutlich derjenige, der einen Schlag von Max bekommen hatte – lag reglos am Boden.
    »Was … machen sie mit ihnen?«
    »Sie ertränken sie.«
    Ich fühlte mich schwach und schwankte leicht zur Seite, doch Cole legte seinen Arm um mich und

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