Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
plötzlich in der Tür. Er war groß, stieß beinahe mit dem Kopf oben an den Rahmen.
Jack sah von seinem Essay auf, ließ den Stift mitten im Wort verharren.
»Nik? Bist du das?« Die Stimme des Jungen war mir fremd.
Sein Gesicht auch. Er sah aus wie ein typischer Teenager, mit dichtem schwarzem, trendy verstrubbeltem Haar. Sein schlaksiger Körper lehnte lässig an der Wand, die Ohren waren mehrmals gepierct, ebenso die Brauen über dunklen Augen, die mir allerdings vertraut waren.
Augen, die hier nichts zu suchen hatten. Augen, die ich überall erkennen würde.
Es war Cole. Keine Frage. Aber irgendwie hatte er sein Äußeres verändert, bis hin zu Haaren und Teint.
Doch wie auch immer er das hingekriegt hatte, seine dunklen Augen konnte er nicht verändern.
»Weißt du nicht mehr, wer ich bin?« Seine Lippen zogen sich nach oben. »Neal? Von der Party?«
Ich konnte Jacks Blick vom Nebentisch spüren. Ich musterte Cole mit zusammengekniffenen Augen und schüttelte den Kopf.
»Das wundert mich aber, echt. Anscheinend weißt du nicht mehr viel von dem Abend«, sagte er.
Mrs Stone war nicht im Klassenraum. Cole hatte seinen Auftritt wahrscheinlich extra so getimt. Ich betete im Stillen, dass sie bald zurückkäme.
»Du musst mich verwechseln«, sagte ich mit leiser Stimme.
»Ganz bestimmt nicht«, sagte Cole. »Nikki Beckett. Siebzehn. Hübsch. Süßes kleines Tattoo auf der Schulter, das schwach nach … Kohle schmeckt.«
Ich wurde puterrot, und Tränen brannten mir in den Augen, aber sie fielen nicht. Was mochte Jack denken? Ich konnte hören, wie er neben mir mit dem Fuß wippte.
»Geh weg«, flüsterte ich.
»Das ist aber nicht nett, einen alten Freund so zu behandeln. Ich geh jetzt hier zur Schule. Ich will meinen Abschluss hier machen, genau wie du.« Er kam ein paar Schritte vor. »Ich werde clean. Genau wie du.«
Ich spürte, dass Jack neben mir unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Ich biss mir auf die Unterlippe, beugte mich nach unten und stopfte meine Bücher in den Rucksack.
»Du gibst doch nicht etwa auf, Nik?«, sang Cole mit einer unheimlichen Melodie in der Stimme.
Ich schwang mir den Rucksack über die Schulter, senkte den Kopf und hastete zur Tür. Er versperrte mir den Weg.
»Tut mir leid, Nik«, flüsterte er kaum hörbar. »Du hast mich dazu gezwungen.«
»Lass mich gehen, Neal «, sagte ich.
»Wenn das nur so einfach wäre.«
»Lass sie vorbei«, rief Jack von seinem Platz aus.
Cole richtete den Blick auf Jack, die Lippen höhnisch hochgezogen. Ich kannte diesen Ausdruck.
Ich legte eine Hand auf seinen Arm. »Nicht –«
»Lass mich, Nik«, fuhr Cole mir über den Mund, ohne seine bohrenden Augen von Jack zu nehmen. »Hör mal, Freundchen. Die kleine Nikki hier will nicht, dass ich sie gehen lasse. Glaub mir. Sie hat es gern, wenn ein Typ die Führung übernimmt.«
Jack schob seinen Stuhl zurück, und ich wusste, dass ich irgendwas tun musste. Ich senkte den Kopf, warf mich mit aller Kraft gegen Coles Arm und brach mir so meinen Weg frei.
Ich rannte, bis ich bei meinem roten klapprigen Golf war. Sobald ich eingestiegen war, legte ich den Kopf aufs Lenkrad und holte mehrmals tief Luft, während ich mir widerwillig eine brutale Tatsache eingestand: Wenn Cole mich von nun an überallhin verfolgte, würde höchstwahrscheinlich jemand, der mir wichtig war, verletzt werden.
Bei dem Gedanken überlief es mich kalt.
Mein Zimmer.
»Was sollte das?«, fragte ich, außerstande, leise zu sprechen. »Wie hast du dich … verwandeln können?«
Es war am späten Abend. Cole hatte wieder seine normale Gestalt angenommen, mit blondem Haar und allem. Er wedelte mit der Hand, als würde er eine Fliege verscheuchen. »Da ist nichts dabei. Manchmal können wir unsere Energie dazu verwenden, unser Aussehen zu verändern. Ist aber Verschwendung. Ich mach das nur bei besonderen Anlässen.«
»Und heute war so ein besonderer Anlass ? Damit Jack denkt …« Ja, was eigentlich? Ich hatte keine Ahnung, was er dachte, aber bestimmt nichts Gutes.
Ich wandte mich von Cole ab und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Ich hätte ihm am liebsten irgendwie wehgetan.
Er setzte sich neben mich aufs Bett, und als er wieder etwas sagte, klang seine Stimme sanft. »Ich wollte mal sehen, was an dem Typen so großartig ist. Du bist seinetwegen zurückgekommen, aber ehrlich gesagt, als ich euch beide zusammen gesehen hab … ich versteh’s nicht.«
Meine Augen begannen zu brennen, obwohl ich
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