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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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kicherte, als wäre ich vollkommen durchgedreht. »Meine Güte, ganz schön peinlich, was?«, flüsterte sie.
    Ich hatte in meinem Leben auch früher schon Scham und Wut empfunden, doch noch nie so wild und heftig wie jetzt. Mir war in diesem Augenblick bloß klar, dass alle in dieses schreckliche Geheimnis eingeweiht waren. Alle wussten Bescheid, außer mir. Ich hätte es kommen sehen müssen. Ich hatte es kommen sehen.
    Ich rannte wie verrückt aus dem Gebäude und kramte im Laufen meine Schlüssel hervor. Als ich achtlos auf mein Auto zusteuerte, rutschte ich auf einer vereisten Stelle aus, schlitterte gegen die Frontstoßstange und prellte mir schmerzhaft den Arm. Das genügte, und die ersten Tränen schossen mir in die Augen.
    Ich kletterte ins Auto. Der Anlasser gurgelte und stotterte einen Moment lang, und ich dachte schon, bei meinem Glück müsste ich nun auch noch hier im Wagen übernachten, aber schließlich sprang der Motor an. Die Scheibenwischer schabten hin und her, schleiften eine kleine rote Plastikhülle über die Windschutzscheibe. Ein Ticket, garantiert.
    Ich legte die Stirn ans Lenkrad und schluchzte los. Ich hasste alles und jeden. Ich hatte nichts und niemanden mehr.
    Ein flackerndes Licht ließ mich aufblicken. Es kam aus dem ersten Stock des Gebäudes, wo eine Lampe an- und ausging. Jack stand am Fenster, mit nacktem Oberkörper, und wedelte mit beiden Armen. Als er sah, dass ich aufblickte, streckte er die Hände aus, die Handflächen nach oben, und formte mit den Lippen die Worte Fahr nicht weg. Warte.
    Er rührte sich nicht. Er wartete auf eine Antwort von mir. Ich nickte, und er verschwand.
    Es war durchaus möglich, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich mit Jack sprach. Aber wahrscheinlicher war, dass das, was er mir zu sagen hatte, alles nur noch schlimmer machen würde. Mich vernichten würde. Ich legte krachend den Rückwärtsgang ein, setzte aus der Parklücke und fuhr davon, ohne einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.
    Es gab einen einzigen Menschen, der mir helfen konnte, mich wieder besser zu fühlen. Ich musste nur zu ihm und ihn darum bitten.
    Cole würde den Schmerz verschwinden lassen.
    Als ich die Außentreppe zum zweiten Stock emporstieg, dröhnte mir so laute Musik aus Coles Wohnung entgegen, dass ich schon damit rechnete, die Tür würde im Takt vibrieren.
    Ich musste nicht anklopfen. Die Tür flog auf, und Meredith Jenkins starrte mich an. »Nikki. Was machst du denn hier?«
    »Ich will zu Cole«, sagte ich, aber bei dem Krach konnte ich mein eigenes Wort nicht verstehen.
    Sie beugte sich näher. »Was?«
    »Ich hab gesagt, ich will zu Cole.«
    Sie trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Ist im Augenblick schlecht, Nikki. Geh wieder nach Hause. Ich sag ihm, dass du da warst, okay?« Sie wollte die Tür wieder schließen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Inzwischen war ich nicht mal mehr sicher, ob ich noch klar genug sehen konnte, um mein Auto zu steuern. Ich legte eine Hand gegen die Tür. »Es dauert nicht lange.«
    Sie sah auf meine Hand. »Ich weiß nicht mal, ob er noch da ist.«
    »Könntest du bitte nachsehen?« Ich ließ die Tür los, schlang die Arme um den Oberkörper und rieb sie. »Bitte?«
    »Warte hier«, sagte sie und schloss die Tür.
    Ich überlegte, ob ich nicht besser umdrehen und nach Hause gehen sollte. Hier war eine Party im Gange, auf der ich offensichtlich nicht erwünscht war. Aber was würde mich zu Hause erwarten? Der Schmerz in meiner Brust würde nur noch schlimmer werden. Schon jetzt zerrte er an meiner Lunge, drohte, mein Inneres in Stücke zu reißen.
    Ich drehte mich um und hielt die Arme um mich geschlungen.
    »Nik?«, sagte Coles Stimme hinter mir.
    Ich riss mich zusammen und wandte mich ihm zu.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er, und ich wusste, ein Wort mehr, und ich würde in Tränen ausbrechen.
    Er beobachtete mich, wie ich versuchte, wieder ruhig zu werden.
    »Ich hab bloß … jemanden gebraucht.«
    Er warf einen Blick über die Schulter und blickte mich dann wieder an. »Wo ist Jules denn?«
    »Schon gut. Ich komm anscheinend ungelegen.« Ich wandte mich zum Gehen, doch er hielt mich fest.
    »Warte.« Er seufzte. »Erzähl mir, was los ist.«
    Ich blickte zu Boden.
    Er schwieg einen Moment, und ich fing an, am Ärmel meines T-Shirts zu zupfen.
    »Du leidest«, sagte er schließlich. Ich nickte, ohne aufzublicken. »Und ich soll dir den Schmerz nehmen.«
    Ich hob den Kopf. »Ich kann nicht atmen, so weh tut es.

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