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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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umwerfend.«
    Ich konzentrierte mich auf meine Zeichnung, spürte aber, dass Cole jeden meiner Striche beobachtete.
    »Hey, Nik!«
    »Was ist?«
    »Läuft es dir schon am Arm runter?«
    Ich riss den Kopf so schnell zu ihm herum, dass mir das Stück Zeichenkohle aus der Hand flog und gegen die Rückseite von Coles Staffelei prallte. »Was hast du gesagt?«
    Cole hielt in gespielter Kapitulation die Hände hoch. »Meine Güte. Du flippst ja richtig aus, das wollte ich nicht. Ich hab mich nur nach deinem Mal erkundigt.«
    »Das geht dich gar nichts an!« Dann schüttelte ich den Kopf. »Ach, vergiss es. Du kannst wahrscheinlich nicht anders.«
    »Für mich ist das auch Neuland. Ich bin noch nie jemandem nach der Nährung gefolgt. Wie gesagt, du bist anders. Du bist –«
    »Ich weiß. Ich weiß. Was Besonderes.« Inzwischen kannte ich die Wahrheit. Ich war nicht alt und verrückt. »Mal einfach weiter und hör auf zu reden.«
    Er legte seine Zeichenkohle auf die Ablage der Staffelei und rieb sich dann leicht die Hände. »Der Schatten wird stärker. Hast du die Finger an dem Mal gesehen? Die so ein bisschen ausfransen? Die symbolisieren die Tunnel. Als würde der Schatten sich nach ihnen ausstrecken.«
    Während Cole sprach, hatte ich das Gefühl, als würde mir etwas kalt den Rücken hinablaufen. Ich konnte nichts erwidern. Cole lächelte und drehte seine Staffelei dann so, dass ich sehen konnte, was er gezeichnet hatte.
    Auf der Leinwand war ein dünnes Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die wild im Wind zu wehen schienen. Doch als ich genauer hinschaute, sah ich, dass es gar kein Wind war, der an den Haaren zerrte. Sie wurden von einem Strudel hinweggesogen.
    Cole hielt meinem Blick lange stand. Ich konnte sehen, was in ihm vor sich ging. Seine Augen sagten: Komm mit mir mit, dann wirst du das da nicht sein.
    Er deutete auf meinen Arm, streckte dann die Hand aus, als wollte er ihn ergreifen. »Es ist noch nicht zu spät.«
    Die Schulglocke klingelte. Ich riss den Arm zurück. Ich musste mir Cole vom Leib schaffen. Ich musste einfach.
    Wir blickten einander einen Moment lang schweigend an. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war, und fing an, meine Sachen wegzuräumen. Die anderen Schüler waren bereits fertig und drängelten aus dem Raum. Cole wartete noch auf mich.
    Ich packte ungerührt meinen Kram zusammen, als ob er gar nicht da wäre, und dann riss ich das Namensschildchen von der Kiste, die Mr Tanner mir in meiner ersten Stunde bei ihm gegeben hatte. Ich würde die wenige Zeit, die mir blieb, nicht mit Kunstunterricht vergeuden.
    Cole sah das. Er wusste wahrscheinlich, warum ich das machte. Wenn ich in diesem Augenblick einen Wunsch frei gehabt hätte, ich hätte Cole zum Teufel gewünscht. Um die wenige Zeit für mich allein zu haben.
    Er folgte mir auf den Flur. Ich fuhr herum und schnauzte ihn an: »Was muss ich machen, damit du mich in Ruhe lässt?«
    »Ich denke, du weißt genau, was du tun müsstest.«
    »Wie wär’s, wenn wir eine Absprache treffen?«
    Seine Stirn legte sich in Falten. »Eine Absprache?«
    Mit leiserer Stimme sagte ich: »Ich verspreche dir, mit dir mitzugehen, aber erst im allerletzten Moment, kurz bevor die Tunnel kommen.« In meiner plötzlichen Begeisterung machte ich einen Schritt auf ihn zu, und er wich zurück. »Solange ich mit dir gehe, ehe die Tunnel mich holen, wird es funktionieren. Lass mir nur diese letzten Augenblicke mit Jack allein, dann komme ich mit dir mit.«
    Ich gab mein Bestes, damit er mir nicht ansah, dass ich ihn belog.
    Seine Miene wurde ausdruckslos, dann breitete sich ein breites Grinsen darauf aus. »Mannomann! Indianerehrenwort?«, fragte er ironisch. Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Dein kleiner Plan verlangt einen ziemlich großen Vertrauensvorschuss von mir. Du bist nicht gerade eine sichere Kandidatin.«
    Das überraschte mich nicht wirklich. Aber ich hatte Cole satt. Ich sah ihm direkt in die Augen. »Wenn du so gut merkst, wann ich lüge, müsstest du eigentlich auch genau wissen, wann ich die Wahrheit sage.« Ich schob mein Gesicht näher an seines. »Und das hier ist jetzt die Wahrheit. Ich. Werde. Nie. Nie . Mit dir mitgehen.«
    Coles Augen verengten sich, und dann sah ich etwas in seinem Gesicht, das ich noch nie gesehen hatte. Echten Schmerz.
    Vor Verblüffung schnappte ich kurz nach Luft, aber ich gab nicht nach. Wenn der Schmerz in seinem Gesicht so echt war, wie es den Anschein hatte, würde er vielleicht

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