Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
ausreichen, ihn zum Einlenken zu bewegen.
Cole sah über meine Schulter, und mit einem Mal verwandelte sich der verletzte Ausdruck in glühenden Zorn, bei dessen Anblick mir ein kalter Schauer bis in die Finger und Zehen lief.
Ich drehte mich nach dem Auslöser dieser unbändigen Wut um, obwohl ich wusste, wer da hinter mir stand.
»Jack«, sagte Cole mit gepresster und höhnischer Stimme. »Hilf mir mal. Unser Mädchen redet wirres Zeug, und ich versteh kein Wort.«
Jack warf mir einen neugierigen Blick zu. »Beachte ihn gar nicht«, sagte ich, mit einem wachsenden Unwohlsein im Bauch. Ich zog Jack am Arm, doch er rührte sich nicht vom Fleck.
»Ja klar«, sagte Cole. »Achte nicht auf den Typen, der die Informationen hat. Apropos Informationen, Jack. Hat Nikki dir von dem Mal an ihrer Schulter erzählt?«
Mir stockte der Atem.
»Ja«, sagte Jack, noch immer ratlos.
»Cole –«, setzte ich an, doch er fiel mir ins Wort.
»Ich hätte mich klarer ausdrücken sollen«, sagte Cole. »Ich wollte sagen: Hat sie dir die Wahrheit über das Mal erzählt?«
Ich zerrte Jack am Arm. »Komm, Jack. Gehen wir. Bitte.« Aber jetzt wollte er absolut nirgendwohin.
»Hast du gewusst, dass es wächst?« Cole trat einen Schritt näher auf Jack zu und sprach mit leiser Stimme. »Ich meine, hast du es gesehen? Das ganze Mal?«
Jack antwortete nicht. Ich blickte Cole an. »Cole. Bitte.« Ich wandte mich an Jack. »Bitte«, sagte ich wieder, diesmal zu beiden.
Cole lächelte. »Ich will bloß behilflich sein. Er muss es wissen.«
»Er hat hier ein Leben«, sagte ich, ohne auf Jack neben mir zu achten. »Es hat für ihn keine Bedeutung mehr.« Ich versuchte es mit dem Einzigen, was mir einfiel. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir. Für ihn spielt es keine Rolle.«
»Eine Sache zwischen dir und mir ? Zusammen? Wie weit willst du das durchziehen, Nik?« Coles Grinsen wurde breiter, und ich wusste, dass er mich durchschaut hatte. Ehe ich etwas anderes sagen oder tun konnte, erklärte er an Jack gewandt: »Das Mal an ihrer Schulter ist eine Art Uhr. Nik wird wieder weggehen. Und zwar bald.«
Ich erstarrte und schloss die Augen.
»Was soll das heißen?«, fragte Jack. »Wenn du glaubst, Nikki wird sich dafür entscheiden, mit dir mitzugehen, vergiss es. Ich kenne sie. Das wird sie nicht.«
Ich drückte die Augen noch fester zusammen.
»Jack, sie geht, egal, ob sie sich entscheidet, mit mir mitzukommen, oder nicht. Sie hat eine Schuld zu begleichen, und daran kann keiner was ändern, weder du noch ihr Dad noch ihre Freunde, nicht mal Nik selbst.« Ich hörte, dass Cole einen Schritt auf Jack zumachte. Als ich die Augen öffnete, hatte Cole eine Hand auf Jacks stocksteife Schulter gelegt. »Tut mir leid, dass sie dir das nicht erzählt hat, Kumpel. Aber vielleicht kannst du ihr helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Du weißt ja, wie … selbstzerstörerisch Nik sein kann. Hinter der einen Tür erwartet sie endloser Schmerz, bis sie einfach irgendwann … verschwindet. Hinter der anderen ist sie für Höheres bestimmt. Hilf ihr, sich für ein Leben in ewigem Glanz zu entscheiden und nicht für die Tunnel der Hölle. Sie kann dem Ewigseits als bloße Energiequelle dienen oder aber es beherrschen.«
»Es reicht!« Ich trat zwischen sie. »Geh jetzt, Cole. Du kannst nichts mehr tun.«
»Ist das wahr, Becks?« Jack konnte mich nicht ansehen. »Du wirst wieder verschwinden?«
»Ja«, sagte ich. Es brach mir das Herz.
Jack wandte sich ab.
»Warte, Jack.« Er verharrte, drehte sich jedoch nicht um. »Es tut mir leid. Es tut mir so schrecklich leid, aber ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.«
»Es tut ihr wirklich sehr, sehr leid«, sagte Cole, was meine Entschuldigung hohl wirken ließ.
Jack sagte nichts. Er ging.
Cole trat neben mich, während wir Jack nachschauten, der den Flur hinunterging und die Glastüren aufstieß, die zum Parkplatz führten. Minutenlang rührte ich mich nicht.
»Es tut mir leid, Nik. Du hättest wissen müssen, was passiert, wenn man mich in die Enge treibt.« Seine Stimme wurde leise. »Aber er hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren.«
Ich antwortete nicht. Ich hätte es Jack sagen sollen. Das wusste ich. Vielleicht wäre er trotzdem gegangen. Aber vielleicht auch nicht.
Völlig benommen setzte ich mich in Bewegung. Cole schloss zu mir auf, und ich ließ ihn. Ich war zu müde, um weiterzukämpfen.
Wir traten durch die Türen nach draußen und in einen schneidenden Wind,
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