Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ex

Ex

Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
Geschäftsmann, der von der fernöstlichen Mystik und der Parapsychologie fasziniert war, ein überzeugter Junggeselle und sehr verschlossener Mensch, der anonyme Stipendien für junge Künstler und Musiker stiftete, die er nie kennenlernen würde; der außerdem als Sponsor für eine kleine Lyrik-Zeitschrift in Erscheinung trat und hin und wieder ansehnliche Beträge für Sams Forschungsvorhaben spendete.
    Den Rest der Gruppe bildeten Sam, sein Assistent Pete Daniels, Roger Fullerton und Joanna. Während Sam zwangsläufig die Leitung ausübte, bemühte er sich, eine möglichst lockere und entspannte Atmosphäre zu schaffen.
    »Wie Sie alle wissen«, sagte er während der allgemeinen Einführung, »möchte Joanna Cross in Around Town über unser Experiment berichten. Wir sind übereingekommen, daß sie weder Ihre Namen erwähnt noch irgendwelche Einzelheiten, mit deren Hilfe man Sie identifizieren könnte. Außer natürlich«, ergänzte er lächelnd, »auf Ihren ausdrücklichen Wunsch. Und natürlich werde auch ich etwas in einem einschlägigen Fachblatt veröffentlichen, wobei dasselbe gilt: Keine Namensnennung ohne vorherige Erlaubnis.«
    Dann bat er, sie alle mögen reihum ein paar Worte über sich sagen. Maggie McBride wurde überredet, den Anfang zu machen, und bald wurde deutlich, daß sich hinter ihrer Schüchternheit eine scharfe Intelligenz und eine starke Persönlichkeit verbargen.
    Sie war im schottischen Elgin geboren und war mit ihren Eltern nach Kanada ausgewandert, als sie zwölf war. Dort hatte sie den Schotten Joseph McBride kennengelernt und geheiratet. Sie hatten für einen reichen Geschäftsmann gearbeitet, er als Chauffeur und sie als Köchin, und waren diesem schließlich nach New York gefolgt. Maggies Interesse an übersinnlichen Phänomenen war von der Gattin ihres Arbeitgebers geweckt worden, die eine begeisterte Spiritistin war. Ursprünglich hatte Maggie »einfach nur mitgemacht, weil es irgendwie zu meiner Arbeit dazugehörte, ohne wirklich daran zu glauben«. Sie und Joe hatten zwei Kinder, auf die sie sehr stolz war: Der Sohn arbeitete als Chemiker in der Industrie, war verheiratet und hatte ein Kind; die ledige Tochter war Investment-Beraterin an der Wall Street. Als Joe vor fünf Jahren einem Krebsleiden erlag, war Maggie als Haushälterin bei ihren nun schon betagten Arbeitgebern geblieben. Und als sie vor ein paar Jahren im Mitgliederrundbrief der Parapsychologischen Vereinigung gelesen hatte, daß Versuchspersonen gesucht wurden, hatte sie sich aus reiner Neugier gemeldet. An einigen der Experimente, die Sam auch Joanna vorgeführt hatte, hatte sie mit guten, aber nicht überragenden Ergebnissen teilgenommen. Aber sie verfügte über keinerlei übersinnliche Erfahrungen und vermutete, daß es sich bei den meisten, von denen man hörte, um Betrug handelte, doch sie wollte nicht vorschnell urteilen.
    Barry Hearst stellte sowohl sich selbst als auch Drew vor, ließ sich von ihr aber widerspruchslos korrigieren, wenn er sich in einem Detail irrte, was allerdings nur selten vorkam. Sie waren in demselben Viertel von Queens aufgewachsen und kannten sich seit ihrer Kindheit. Beide stammten aus Arbeiterfamilien. Als Teenager hatte Drew sich vorgenommen, Nonne zu werden, während Barry immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam. Wie es zur Heirat gekommen war, führten sie nicht näher aus (Joanna vermutete eine ungewollte Schwangerschaft), doch hatte diese Ehe beiden gutgetan. Barry hatte seinen rebellischen Geist in andere Bahnen gelenkt und war jetzt, mit einundvierzig, Besitzer eines florierenden Geschäfts für Sanitärbedarf. Als er behauptete, ungebildet zu sein, widersprach ihm Drew. Sie erzählte, daß er seine Nase in jeder freien Minute in Bücher stecke und in Geschichte und Philosophie sehr belesen sei. Außerdem besitze er eine große Sammlung klassischer Schallplatten, fügte sie mit kaum verhohlenem Stolz hinzu, und pfeife bei der Arbeit oft Mozartmelodien. Widerwillig räumte Barry ein, daß er wohl »sowas wie ein erfolgreicher Aufsteiger, zumindest in unserem Viertel« sei.
    Vor zehn Jahren hatte eine Tragödie ihr Leben überschattet. Ihr einziges Kind, eine Tochter, war im Alter von elf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Darüber war Barry beinahe zerbrochen, und er schrieb es einzig Drews Stärke zu, daß er schließlich darüber hinweggekommen war. Trotzdem war er im Gegensatz zu seiner streng katholischen Frau immer Agnostiker geblieben, was aber

Weitere Kostenlose Bücher