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siebzehnten oder achtzehnten Jahrhundert, also dem ›Zeitalter der Aufklärung‹, einverstanden. Pete Daniels sagte, er hätte sich auch für die Renaissance in Italien interessiert, aber da ihm jemand zuvorgekommen sei, wolle er es »mal mit dem klassischen Griechenland versuchen und abwarten, wer darauf einsteigt«. Sam erklärte, das seien schon mehr als genug gute Vorschläge und er sei mit allem einverstanden, was die Gruppe beschließe. Dann bat er Maggie, die Runde mit den Stellungnahmen zu beginnen.
»Ich habe den Eindruck«, begann sie zögerlich, als wolle sie sich dafür entschuldigen, etwas Selbstverständliches auszusprechen, »es wäre von Vorteil, wenn wir jemanden erschaffen, dessen Sprache wir alle beherrschen. Und ich muß gestehen, daß ich von Französisch, Italienisch, Altägyptisch oder Griechisch ehrlich gesagt kein Wort verstehe.«
»Das ist ein guter Einwand«, pflichtete Roger sofort bei. »Warum sollen wir das Ganze unnötig komplizieren? Wenn alle einverstanden sind, schlage ich vor, daß wir einen englischsprachigen Geist erschaffen.«
Alle stimmten zu, und danach wurde die Diskussion freier. Sam ermunterte diejenigen, die einen »ausländischen« Geist befürwortet hatten, einen neuen, muttersprachlichen vorzuschlagen. Drew sprach sich für das viktorianische England aus. Roger meinte, der Geist könnte ebensogut ein englisch sprechender Reisender irgendwo auf der Welt sein. Riley optierte für die russische Revolution, bei der nachweislich mehrere englischsprachige Personen als Beobachter zugegen waren. Mit demselben Argument beharrte Joanna auf der französischen Kaiserzeit.
Beim nächsten Durchgang ging Maggies Unterstützung an Frankreich, den »alten Verbündeten Englands«, egal in welcher Epoche. Drew meinte, sie habe zu wenig über Geschichte gelesen, um sich irgendeine Epoche im Detail vorstellen zu können, aber vielleicht sollten sie sich für eine Zeit entscheiden, in der es auch etwas anderes als Kriege und Blutvergießen gegeben habe. Ihr gefalle Rogers Idee mit dem Zeitalter der Aufklärung, weil es eine Epoche sei, in der Kunst und Kultur aufblühten und sich überall neues Gedankengut entwickelte.
Darauf erwiderte Barry, Kriege und zivilisatorische Errungenschaften hätten sich in der Geschichte immer gegenseitig bedingt und die amerikanische Revolution sei ein herausragendes Beispiel dafür. Deshalb bleibe er dabei.
Nachdem bislang drei Revolutionen vorgeschlagen worden seien, sagte Joanna, sollte man sich vielleicht für eine davon entscheiden. Riley räumte ein, die Aufklärung wäre vielleicht interessanter als das russische Experiment, denn in der russischen Revolution habe man in der Vernunft die einzige Lösung für alle Probleme gesehen, was schließlich in die Katastrophe mündete. Während der französischen und der amerikanischen Revolution sei der Verstand noch nicht so überbewertet worden.
Roger stimmte dem zu. Zu dieser Zeit, bemerkte er, hätten die Menschen zwar an den technischen Fortschritt geglaubt, ihn aber nicht als selbstverständlich hingenommen, wie das heute der Fall sei. Schließlich habe das ausgehende zwanzigste Jahrhundert Fernsehen, Kühlschränke und Mondfahrten als Beweis dafür, daß Wissenschaft und Technik ihren Nutzen bringen. Vor zweihundert Jahren sei dieser Nutzen noch nicht so offensichtlich gewesen. Damals war der Fortschritt eher geistiger als materieller Natur – es gab erste kleine Schritte, keine fertigen Lösungen.
Falls die amerikanische und die französische Revolution in die engere Auswahl kämen, überlegte Sam, würde wohl Maggies Argument mit der Sprache den Ausschlag geben.
»Auch in Paris wurde englisch gesprochen«, schlug sich Drew – vielleicht unbewußt – auf die Seite ihres Gatten. »Jefferson war damals in Paris. Und Benjamin Franklin. Und was ist mit Lafayette?«
Roger gestand ein, er kenne sich mit Militärgeschichte nicht aus, was Joanna allerdings bezweifelte. Sie hielt seine Bemerkung für eine Reaktion auf den verlegenen Ausdruck auf Maggies Gesicht, die anscheinend kaum etwas über Lafayette wußte. Roger, mutmaßte Joanna, wollte lediglich höflich sein. Und flüchtig kam ihr der Gedanke, daß vielleicht etwas dran war an Sams spaßiger Bemerkung, Roger hielte Ausschau nach seiner Frau Nummer fünf.
Barry gab einen kurzen Abriß von Lafayettes Leben: 1757 als Sohn einer steinreichen französischen Adelsfamilie geboren, hatte er zum Hofstaat Ludwigs XVI. gehört, war aber aus eigenem
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