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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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schlichte, elegante Kleider. Man sah ihr ihr Alter – sie war jetzt sechsundfünfzig – nicht an, ebensowenig wie ihrem Ehemann Bob, der im Frühjahr sechzig wurde. Obwohl er nur mittelgroß und schon fast kahlköpfig war, besaß er noch immer die Fitness und die Beweglichkeit eines wesentlich jüngeren Mannes. Joanna zeigte sich immer gern mit ihren Eltern. Normalerweise gingen sie zusammen in eins ihrer Lieblingsrestaurants. An diesem Abend hielten sie es ebenso, nur daß sie diesmal zu viert waren: Joanna hatte auch Sam eingeladen.
    Damit das erste Kennenlernen in einer möglichst entspannten Atmosphäre ablief, lud sie alle in ihr kleines Apartment am Beekman Place zum Aperitif ein. Wie Joanna erwartet hatte, glänzte Sam durch Charme und Witz und blieb dabei ganz er selbst. Sie merkte, daß ihr Vater ihn auf Anhieb sympathisch fand, obwohl ihre Mutter über seinen Beruf nicht ganz glücklich schien.
    »Ist es so wie in diesem Film Ghostbiisters, der ständig im Fernsehen läuft?« erkundigte sie sich.
    Sam lächelte. Diese Frage hörte er nicht zum ersten Mal.
    »Lange nicht so aufregend«, antwortete er, »obwohl ich mir das oft wünschen würde. Aber wir sind nur Wissenschaftler, die schwer erklärbare Phänomene untersuchen.«
    »So etwas wie Akte X? « mutmaßte Joannas Vater.
    »In gewisser Hinsicht schon, würde ich sagen. Nur daß wir nichts mit der Regierung zu tun haben.«
    »Aber diese Geschichte mit der Erschaffung eines Geistes«, bohrte ihre Mutter weiter, »das klingt doch ziemlich grauenerregend.«
    Während der Taxifahrt zum Restaurant, das in einer der Straßen zwischen Lexington Avenue und Third Avenue lag, erklärte Sam möglichst detailliert, was mit dem Experiment bezweckt werden sollte. Wie Joanna feststellte, trug dies zwar kaum zur Beruhigung ihrer Mutter bei, doch ihr Vater war begeistert.
    »Lassen Sie mal sehen, ob ich das alles richtig verstanden habe«, sagte er, als sie an ihrem Tisch Platz genommen und bestellt hatten. »Telepathie ist Kommunikation auf rein geistiger Ebene, während Hellsichtigkeit bedeutet, daß man einen Ort oder einen Umstand sieht, den andere nicht wahrnehmen können.«
    »Genau«, bestätigte Sam, »obwohl es offensichtlich Überschneidungen gibt. Wenn man Dinge sieht, die sich ganz woanders abspielen, sieht man sie oft durch die Augen einer anderen Person.«
    »Präkognition«, fuhr Joannas Vater fort – er zählte die Begriffe an den Fingern ab –, »ist das Vorauswissen zukünftiger Ereignisse. Warum die Leute, die so etwas können, nicht ein Vermögen auf der Rennbahn machen, ist mir allerdings ein Rätsel.«
    »Na ja, manchmal sehen sie tatsächlich den Sieger voraus«, wandte Sam ein. »Aber eben nicht zuverlässig genug für sichere Gewinnchancen.«
    »Und dann gibt es noch die Psychokinese, die Macht des Geistes über die Materie. Das ist, wenn man allein mit der Kraft seiner Gedanken einen festen Gegenstand verrückt.«
    »Oder vielleicht auch einen festen Gegenstand erschafft«, ergänzte Joanna. »Oder zumindest einen fest aussehenden.«
    »Nun, ich finde, das klingt alles sehr merkwürdig, und ich möchte lieber nichts damit zu tun haben«, bemerkte Joannas Mutter. »Nennen Sie mich meinetwegen abergläubisch, aber meiner Meinung nach gibt es Dinge auf dieser Welt, von denen man einfach die Finger lassen sollte.«
    »Elizabeth, wenn wir alle diese Einstellung hätten, würden wir heute noch in Höhlen hausen«, entgegnete Joannas Vater. »Die heutige Technologie ist das Zauberwerk von gestern. Menschen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie Ideen verfochten, denen wir letztendlich heute das Telefon und das Fernsehen verdanken. He, Sam, hat Joanna Ihnen schon erzählt, daß ich mal eine fliegende Untertasse gesehen habe?«
    »Ach, Bob!« rügte ihn Elizabeth, als hätte er in einer feinen Gesellschaft einen Fauxpas begangen.
    »Ja, davon hat sie mir tatsächlich erzählt, Mr. Cross.«
    Elizabeth widmete sich ihrem Essen, während ihr Mann die Geschichte zum besten gab, die sie schon zu oft gehört hatte. In ihren Augen haftete Menschen, die behaupteten, UFOs, Geister oder sonst etwas Außerirdisches gesehen zu haben, ein unausgesprochener Makel an. Es war etwas, das sie von den anderen Menschen trennte, und sie wünschte sich sehnlichst, ihr Mann würde nicht so freimütig von seinem Erlebnis erzählen.
    »Ich flog mit einer F-14 von der Nimitz über den westlichen Atlantik. In ungefähr siebentausend Metern Höhe, ich kam gerade aus

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