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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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einer Wolke heraus – da war es plötzlich, etwa drei Meilen östlich, ein silbernes, scheibenförmiges Ding, das reglos am Himmel stand. Ohne Fenster und ohne Lichter, soweit ich sehen konnte. Aber es war eindeutig ein fester Gegenstand. Als ich Meldung davon machte, hieß es, sie hätten nichts auf dem Radarschirm. Ich wollte mir das Ding genauer ansehen, und als ich näher heranflog, schoß es davon, als würde es an einem Faden gezogen oder so. Es hatte keine normale Beschleunigung wie jedes andere Flugzeug. Nein, es kam sofort von Null auf eine Wahnsinnsgeschwindigkeit und verschwand innerhalb von zwei oder drei Sekunden – als ob es nie dagewesen wäre. Aber bei Gott, ich weiß, was ich gesehen habe.«
    Sie redeten eine Zeitlang über dieses Erlebnis, doch Joanna merkte, daß Sam aus Rücksicht auf ihre Mutter versuchte, die Unterhaltung dezent in eine andere Richtung zu lenken.
    Als Elizabeth später aufstand und zur Toilette ging, ging Joanna mit ihr. Sie beobachtete, wie ihre Mutter vor dem Spiegel neues Make-up auftrug. Ihre Bewegungen hatten etwas Ruckartiges und Brüskes, als wollte sie wortlos zum Ausdruck bringen, daß sie unglücklich war.
    »Alles in Ordnung, Mama?« fragte Joanna vorsichtig.
    »Ja, natürlich, Schätzchen. Warum?«
    »Ich habe mir nur gerade gedacht, daß du heute ein bißchen still bist.« Da keine Erwiderung kam, fuhr sie fort: »Hast du immer noch diesen Traum, von dem du mir am Telefon erzählt hast?«
    »Welchen Traum? Ach, den – nein, den hatte ich seit unserem Gespräch nicht mehr.«
    »Dann ist es ja gut.« Joanna überprüfte ihre Frisur im Spiegel, wandte den Kopf und strich eine Strähne glatt. »Die Vorstellung, die ganze Nacht im Regen ausgesperrt zu sein, hat mir auch nicht gerade gefallen.«
    Wieder herrschte Schweigen, während ihre Mutter die Puderdose zuschnappen ließ und einen Lippenstift aus ihrer Tasche nahm. »Wenn du darauf wartest, meine Meinung über Sam zu hören«, sagte sie nach einer Weile, »ich finde ihn ganz nett.«
    »Oh, nichts lag mir ferner als das«, sagte Joanna scheinbar gleichgültig. Dann fügte sie hinzu: »Aber…?«
    »Ich habe nicht ›aber‹ gesagt…«
    Joanna wartete ab, während ihre Mutter sich die Lippen schminkte und sie aufeinanderpreßte. »Aber weil du gerade davon sprichst, er scheint sich ja einen ziemlich seltsamen Beruf ausgesucht zu haben.«
    »Er ist Psychologe. Was ist daran seltsam?«
    »Du weißt sehr gut, was ich meine. Ein Psychologe ist ein Arzt. Aber das ist er nicht.«
    »Ein Psychologe muß nicht unbedingt ein Arzt sein. Es ist jemand, der sich mit bestimmten Aspekten der menschlichen Psyche befaßt.«
    »Eben – der menschlichen Psyche!«
    »Mama, er ist kein Spinner. Im Gegenteil, er ist einer der vernünftigsten und intelligentesten Männer, die ich kenne.«
    »Das bestreite ich ja nicht. Ich sage nur, daß mir bei dieser Geschichte, auf die du dich da einläßt, irgendwie… ich weiß nicht… unwohl ist.«
    »Was meinst du mit ›dieser Geschichte‹?«
    »Diese ganzen unheimlichen Sachen. Es wäre mir lieber, du würdest Reiseberichte schreiben wie früher. Oder mehr von diesen Artikeln über Umweltzerstörung.«
    »Ich bin Journalistin«, beharrte Joanna eisern, »und muß mich mit allem beschäftigen, was die Zeitschrift haben will.«
    »Na, je früher du besagtes Thema abgeschlossen hast und dich wieder anderen Themen zuwendest, desto lieber ist es mir. Mir läuft es immer noch jedesmal kalt über den Rücken, wenn ich an diese entsetzlichen Leute in diesem Camp Sowieso denke, über die du geschrieben hast. Auf so etwas sollte man sich besser nicht einlassen.«
    »Das war ein Riesenschwindel, der an die Öffentlichkeit gebracht werden mußte.«
    »Und wo ist der Unterschied zu dem, was Sam macht?«
    »Das kann man gar nicht vergleichen. Hier geht es um ein wissenschaftliches Forschungsprojekt.«
    »Dann täusche ich mich wohl, und wir können uns alle weiteren Worte sparen.«
    Nachdem sich Elizabeth Cross ein letztes Mal im Spiegel betrachtet hatte, ging sie zur Tür. Joanna folgte ihr und holte sie im Flur ein.
    »Mutter, du hast jetzt genau diese Art, die ich an dir überhaupt nicht leiden kann.«
    Elizabeth sah sie mit erstaunter Unschuldsmiene an. »Was ist?.«
    »Das weißt du genau, du sagst etwas Provokatives und im selben Moment gehst du zur Tür heraus, noch bevor man was darauf erwidern kann.«
    Sie waren an der Treppe angekommen. Einen Fuß bereits auf der untersten Stufe, blieb Elizabeth

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