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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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scheinbar zu keinen Reibereien führte. Sie seien hier, meinte Barry abschließend, weil er in einer Zeitschrift über Sams Arbeit gelesen habe und näher daran interessiert sei.
    Roger Fullerton stellte sich bescheiden als Physiklehrer vor, der bereits wisse, daß das Universum irrationalen Gesetzen gehorche, aber doch gerne herausfinden wolle, wie diese Gesetze wirken. Er hoffe, dieses Experiment werde ihm dabei helfen.
    Pete Daniels – vor Ehrfurcht nahezu erstarrt, weil er mit Roger Fullerton am selben Tisch saß – erzählte, daß er vierundzwanzig war, aus Kentucky stammte und Physik studiert hatte. Seine chronische Angst vor Langeweile habe ihn immer davon abgehalten, sich um einen Job in der Industrie oder sonst eine einträgliche Beschäftigung zu kümmern, weshalb er schließlich in Sams Abteilung gelandet sei. (Sam hatte Joanna bereits erzählt, Pete sei eine wahre Forschernatur und nicht mit Gold aufzuwiegen, obwohl er nur einen Hungerlohn bekam). Pete war ein liebenswerter Kindskopf, und Joanna spürte, daß ihn die ganze Gruppe sofort ins Herz schloß.
    Ward Riley brachte es schließlich fertig, noch weniger über sich zu sagen, als Joanna aus Sams spärlichen Andeutungen erfahren hatte. »Ein Geschäftsmann im Ruhestand, der sich sein Leben lang für übersinnliche Phänomene aller Art interessiert hat« – mehr war von ihm nicht zu erfahren. Merkwürdigerweise schien auch niemand mehr wissen zu wollen. Er hatte eine schwer definierbare Ausstrahlung, überlegte Joanna, die seine Mitmenschen dazu brachte, ihn allein aufgrund seines Auftretens zu respektieren und sich mit dem zufriedenzugeben, was er von sich aus preisgab.
    Als letzte kam sie an die Reihe. Da die anderen bereits wußten, wer sie war und was sie hier wollte, schlug sie vor, daß man ihr einfach Fragen stellte. Barry Hearst erkundigte sich, ob sie angesichts ihrer Enthüllungen über Camp Starburst überhaupt noch an Übernatürliches glauben könne. Wahrscheinlich nicht mehr und nicht weniger als alle anderen, die hier anwesend sind, gab sie zur Antwort. Natürlich hätten die Berichte, die sie über frühere Experimente dieser Art gelesen habe, ausgesprochen überzeugend geklungen, doch sie wisse nicht, was sie glaube, bevor sie nicht mit eigenen Augen gesehen habe, daß der Tisch, um den sie hier versammelt seien, sich von selbst bewege oder – noch besser – vom Boden abhob.
    Roger lächelte und meinte, das würde auch so manchen seiner Vorbehalte zerstreuen. Danach löste sich die Sitzung in kleine, Kaffee trinkende Grüppchen auf, und Sam schlenderte umher, offensichtlich glücklich, daß es ihm gelungen war, eine so zwanglose Atmosphäre zu schaffen. Als er dann das Gefühl hatte, mehr könne bei einem ersten Treffen nicht herauskommen, schloß er unaufdringlich die Sitzung. Sie würden sich in drei Tagen wiedersehen.
    »Dann werden wir damit beginnen, unseren Geist zu erschaffen«, sagte er. »Und um mit den Worten von Bette Davis zu sprechen: ›Schnallen Sie sich besser an – denn wenn wir Glück haben, wird es ein unruhiger Flug‹.«
     
    KAPITEL 14 »Was ist das?« Joanna spähte in einen Metallbehälter mit einer blaßblauen Flüssigkeit. Sie war warm, zähflüssig und geruchlos.
    »Paraffinwachs. Paß auf.«
    Sam krempelte den Ärmel hoch und tauchte seine Hand bis zum Handgelenk hinein. Als er sie herauszog, war sie mit einer gleichmäßigen Schicht überzogen, die wie ein enganliegender, fast transparenter Handschuh aussah. »Es trocknet sehr schnell und läßt sich leicht entfernen«, sagte er und zog einen Streifen davon von seinem Handrücken ab. »Und sieh dir das an, man kann darauf jedes Detail der Hautoberfläche, sogar winzige Härchen erkennen. Ein perfekter Abdruck.«
    »Das ist ja ganz interessant. Aber ich nehme an, du hast etwas Bestimmtes damit vor.«
    Sie befanden sich in einem Hinterzimmer des Labors, in dem ein kleines Fotolabor, ein Gasherd und ein paar Regale mit Chemikalien untergebracht waren. Während Sam das restliche Paraffinwachs von seiner Hand abnahm, erklärte er: »Irgendwann in den zwanziger Jahren lebte ein polnischer Bankier namens Franek Kluski, der im Alter von fünfundvierzig Jahren entdeckte, daß er ein außerordentlich begabtes Medium war. Augenzeugenberichten zufolge hielt er Séancen ab, in denen er aus dem Nichts geheimnisvolle Wesen erschuf – menschliche, halbmenschliche, tierische oder halbtierische. Das einzige Problem war, daß sie am Ende der Séancen wieder

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