Ex
lieber zeigen als nur am Telefon beschreiben. Als hätte Sam ihre Gedanken gelesen, versprach er, mittags vorbeizukommen. Sie warnte ihn, er würde sich anstecken, aber Sam erwiderte nur lachend, daß er sich nie etwas einfange. Und falls er ihr etwas mitbringen solle, könne sie ihn ja später noch im Labor anrufen.
Joanna schlief wieder ein, bis das Telefon klingelte. Der Portier teilte ihr mit, daß Sam unten wartete. Schnell versuchte Joanna, das verquollene Gesicht, das ihr im Badezimmerspiegel entgegenblickte, etwas zurechtzumachen. Es läutete an der Tür, und sie ließ Sam herein, der sie in die Arme nahm und dabei fast die Blumen und das Mittagessen in der Einkaufstüte zerdrückte.
Bevor sie sich zum Essen hinsetzten, ging Joanna zum Schreibtisch, wo sie die Ansichtskarte hingelegt hatte. Sie wußte genau, daß sie sie auf die Computertastatur gelegt hatte, doch da war sie nicht. Auch zwischen den Papieren und Unterlagen auf ihrem Schreibtisch war sie nicht zu finden, obwohl der Rest ihrer Post einschließlich des noch ungelesenen Briefes aus Australien dort lag. Die Ansichtskarte war einfach verschwunden.
Ärgerlich und ein bißchen verwirrt kam sie in die Küche, wo Sam dabei war, einen Salat zu machen. Aber dort stand er mit der Ansichtskarte in der Hand und betrachtete abwechselnd das Bild und die Zeilen auf der Rückseite.
»Wo hast du die her?« fragte sie ihn in schärferem Ton, als eigentlich beabsichtigt. Fast klang es wie eine Beschuldigung.
»Entschuldigung, ich wollte nicht neugierig sein. Aber sie war dort drüben aufgestellt und fiel mir in die Augen.«
Dabei deutete er zum Küchenregal hinüber, und Joanna runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern, sie dahin getan zu haben. Ich habe sie drüben gesucht, um sie dir zu zeigen. Ist das nicht erstaunlich?«
Verständnislos starrte er sie an. »Was soll erstaunlich sein?«
»Na, das Bild. Sieh doch nur!« Sie zeigte auf die Gestalt am linken Bildrand. »Das ist Adam, haargenau so, wie Drew ihn gezeichnet hat.«
Sam sah das Bild genauer an. »Na ja, er sieht ihm ein bißchen ähnlich«, gab er widerwillig zu. »Aber es wäre mir nicht aufgefallen, wenn du mich nicht darauf hingewiesen hättest.«
Ungläubig riß sie ihm die Karte aus der Hand. »Mein Gott, das ist doch gar nicht zu übersehen!« Doch da hielt sie inne. Denn wie sie sich eingestehen mußte, war es bei weitem nicht mehr so offensichtlich wie gestern abend.
Sam beobachtete sie, und seine Besorgnis wuchs, als er ihr Erstaunen bemerkte. »Was ist denn los?«
Sie starrte auf die Karte, sah dann ihn an und dann wieder die Karte. »Als ich gestern abend nach Hause kam und das Bild gesehen habe, war ich so baff, daß ich dich beinahe angerufen hätte. Es war Adam, wie er leibt und lebt!«
»Und nun ist er es nicht mehr?«
»Nein, ganz offensichtlich nicht. Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit, wie du ja selbst gesagt hast, aber mehr auch nicht.« Joanna stellte die Karte wieder in das Regal, wo Sam sie entdeckt hatte. »Stand sie hier?«
Er schob sie ein Stückchen nach links. »Genau hier.«
»Merkwürdig.«
»Jetzt müßte ich wohl sagen, daß sie nicht von selbst hierhergekommen sein kann.« Er lachte leise, während er Joanna in die Arme nahm und an sich zog. »Hör mal, ich glaube, du bist einfach ein bißchen übersensibel im Augenblick. Du hast bestimmt schon gestern abend Fieber gehabt. Da war deine Wahrnehmung eben etwas getrübt. Als du dann die Karte gesehen hast, nach all dem, worüber wir den ganzen Tag geredet haben…«
»Ich weiß doch, was ich gesehen habe.«
»Daran zweifle ich auch gar nicht. Aber du hast selbst zugegeben, daß du die Ähnlichkeit jetzt nicht mehr siehst. Dieses Bild ist in einem der Bücher über die Revolution, die wir im Labor stehen haben. Du hast es bestimmt gesehen, selbst wenn du dich nicht mehr daran erinnerst. Und dann bekommst du diese Karte von deinen Eltern, und das Bild kommt dir merkwürdig bekannt vor. In so einer Situation spielt einem der Verstand gern einen Streich – besonders, wenn er von einem Grippevirus befallen ist.«
»Das klingt sehr logisch. Wenn es nur auch noch überzeugend klingen würde.«
»Was überzeugt dich denn nicht?«
»Es ist doch ein merkwürdiger Zufall, daß mir meine Eltern genau diese Karte geschickt haben.«
»Wieso denn? Sie wissen doch, daß wir uns unter anderem auch mit Lafayette beschäftigt haben, dann sehen sie diese Karte in einem Museum…«
»Schon gut, schon gut!« Sie
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