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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gewöhnlich stellten sie ein Trancemedium dar, das von »Geistergesichtern« und sogar von Elfen umgeben war. Für den heutigen Betrachter waren diese Bilder so offenkundige Fälschungen, daß man nur darüber lachen konnte. Doch jetzt war paradoxerweise die Wahrheit lächerlich. Die Technik hatte echte Wunder unmöglich gemacht. Nur die Leute, die an diesem Tisch saßen, und sie selbst, die ihnen zusah, würden je glauben, daß das alles wirklich geschehen war. Es war eine Sackgasse ohne Ausweg. Und schlagartig wurde ihr klar, daß sie über das Adam-Experiment schreiben konnte, was sie wollte, es würde doch nur eine weitere Kuriosität sein, eine Fußnote im endlosen Geschwätz über die großen ungelösten – und wahrscheinlich unlösbaren – Mysterien des Daseins.
    Als sie einen kurzen Blick auf Sam warf, stellte sie fest, daß nun auch sein Gesicht den müden, resignierten Ausdruck angenommen hatte, den sie zuvor in seiner Stimme wahrgenommen hatte. Sie wußte, daß er in diesem Moment dasselbe dachte wie sie. Und dazu brauchte sie keine telepathischen Fähigkeiten, es war offensichtlich.
    Mittlerweile schwebte der Tisch in Kopfhöhe der Gruppe. Dann drehte er sich langsam um seine eigene Achse, um ganze hundertachtzig Grad, bis seine Beine nach oben ragten.
    Wie auf Kommando stießen alle ihre Stühle zurück und sprangen auf – nicht nur, weil das, was sie sahen, so ungeheuerlich war, sondern, weil sie befürchten mußten, daß ihnen das schwere Ouija-Brett und der Zeiger, die noch immer auf dem Tisch waren, auf den Kopf fallen würden.
    Aber es fiel nichts herunter. Die Alphabettafel blieb an Ort und Stelle, als wäre sie festgeleimt, und der Tisch stieg weiter empor, bis seine Beine, allen Gesetzen der Schwerkraft zum Hohn, fest auf der Zimmerdecke aufsetzten.
    Niemand sagte etwas, niemand rührte sich – bis Maggie aus einem Impuls heraus, den sie wahrscheinlich weder begriffen noch erahnt oder gewollt hatte, die Hand hob und sich bekreuzigte.
    Als hätte jemand einen Magnetstromkreis unterbrochen, fielen das Ouija-Brett und der Zeiger von der Tischplatte und landeten polternd auf dem Boden. Dann folgte der Tisch, aber er fiel nicht einfach, sondern wurde wie von einer gewaltigen Kraft zu Boden geschleudert, so daß er krachend zerbarst. Die letzten Bilder zeigten, wie die Mitglieder der Gruppe in Deckung sprangen und das Gesicht vor den Holzsplittern schützten, die durch die Luft flogen. Dann wurde der Bildschirm abrupt dunkel.
    »Ein Holzstück hat die Kamera getroffen«, erklärte Sam und schaltete den Videorekorder aus. »Wir müssen eine neue installieren. Glücklicherweise ist niemand verletzt worden. Ziemlich spektakulär, findest du nicht?« Erwartungsvoll sah er sie an. Sie wußte, daß seine Frage nicht nur rhetorisch gemeint war, er wollte wirklich wissen, was sie davon hielt.
    »Wie erklärst du dir das alles?« fragte sie zurück.
    »Ach«, er machte mit der Hand eine ausladende Geste, die beinahe wie eine Selbstparodie wirkte, »ich denke, das liegt auf der Hand. Uns sind kollektiv die Nerven durchgegangen. Wir haben das blöde Ding zur Decke schweben und sich umdrehen lassen, und plötzlich hat uns unsere Ratio gesagt: ›Das ist physikalisch unmöglich, das kann nicht sein‹, und dann war es eben abrupt zu Ende.«
    »Und Maggies Bekreuzigung?«
    Sam zuckte die Achseln. »Wir haben danach darüber gesprochen. Sie konnte es nicht erklären, sie sagt, es habe sie einfach so überkommen.« Er schwieg einen Augenblick, und seine Miene wurde ernster. »Sie meint auch, wir sollten das Experiment nicht fortführen. Zwar kann sie nicht sagen warum, aber sie hat schon eine ganze Weile ein ungutes Gefühl dabei. Und sie hat angekündigt, daß sie nicht mehr zu den Sitzungen kommen wird, außer wenn sie den Zweck haben, Adam zu entmaterialisieren und neu anzufangen. Sie hält ihn für bösartig.«
    Joanna sah ihm fest in die Augen. »Was meinst du dazu?«
    Er zögerte, als hätte er schon länger darüber nachgedacht und eine sorgsam erwogene Entscheidung getroffen, die er sich aber auszusprechen scheute.
    »Ich denke«, antwortete er schließlich, »daß es nicht gut war, Maggie für dieses Experiment auszusuchen. Vielleicht ist es besser, wenn sie geht.«
     
    KAPITEL 23 Sam fuhr gegen elf zurück zum Riverside Drive. Nicht nur hatte Joannas Grippe ihren Hunger nach Sex gedämpft, sie waren auch mit den Gedanken ganz woanders gewesen. Als er sie küßte und durch eine dicke Schicht von Decken

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