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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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recht. Aber was ist für dich plausibler?«
    »Na, das ist ja wohl keine wissenschaftliche Fragestellung«, wandte Joanna ein.
    »Im Gegenteil«, widersprach ihr Sam. »Das ist die Grundregel Wilhelm von Occams: Suche nie eine komplizierte Erklärung, wo eine einfache genügt.«
    »Ich weiß nicht recht«, entgegnete sie nun bewußt provokativ, »ob ein Kraftfeld des menschlichen Geistes wirklich eine einfachere Erklärung ist als ein toter Alchemist, der aus dem Grabe steigt. Und wie kann dieses Kraftfeld überhaupt wirken?«
    »Indem es mit anderen Kraftfeldern um sich herum eine Wechselbeziehung eingeht – und die Materie ist ein Kraftfeld, sie ist nichts Festes. Sie besteht nur aus verschiedenen Zusammensetzungen von Kraftfeldern, und das sind dieselben, aus denen sich auch der Raum oder der Blumenduft zusammensetzen – und auch das Gehirn und die Gedanken.«
    »Warum können wir dieses Kraftfeld, dieses ›Psi‹, nicht näher identifizieren – wo wir doch schon so viele andere Kraftfelder bestimmt haben?«
    »Keine Ahnung. Aber ich weiß, daß es eine ganz sichere Methode gibt, als Idiot in die Geschichtsbücher einzugehen: Indem man nämlich behauptet, daß etwas völlig unmöglich ist. Wie zum Beispiel dieser Mathematikprofessor an der Johns-Hopkins-Universität, der behauptet hat, der Motorflug würde niemals Wirklichkeit werden – zwei Wochen, bevor die Gebrüder Wright in Kitty Hawk abhoben. Oder dieser Astronom, der die Raumfahrt als Blödsinn abgetan hat, kurz bevor die Russen die Sputnik Eins starteten. Oder dieses ganze Aufgebot ernst zu nehmender Experten, die sagten, das elektrische Licht sei eine Schnapsidee und Edison hätte die Grundlagen der Elektrizität nicht kapiert. Nicht zu vergessen der Admiral, der Harry Truman versichert hat: ›Die Atombombe wird niemals explodieren, ich sage das als Sprengstoffspezialist.‹«
    »Was nichts anderes heißt«, beharrte Joanna ungerührt, »als daß es sehr wohl der Alchemist gewesen sein könnte. «
    Sam zuckte die Achseln. »Oder unsichtbare grüne Männchen vom Mars. Ich würde trotzdem gern herausfinden wollen, wie sie es gemacht haben.«
    Joanna sah von einem zum anderen. »Was tun wir also jetzt? Aufhören? Oder ohne Drew und Barry weitermachen?«
    »Du kennst meine Meinung«, sagte Sam. »Ich bin für Weitermachen. Aber es steht jedem Gruppenmitglied frei, das für sich selbst zu entscheiden.«
    »Wie steht’s bei dir, Pete?« fragte sie.
    Pete lachte kurz auf. »Wenn wir jetzt aufhören, gibt es ein echtes Problem: das Frankenstein-Syndrom.«
    »Das was?« Joanna stutzte.
    »Na, du weißt schon – in diesen alten Filmen gibt es doch immer eine Szene, in der jemand merkt, woran der verrückte Wissenschaftler wirklich arbeitet. Dann starrt er ihn bedeutungsvoll an und sagt: ›Professor, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, an die der Mensch nicht rühren soll‹…«
    Sam grinste. »Das ist wahrscheinlich der wahre Grund, warum Roger und Ward noch immer bereit sind, weiterzumachen.«
    »Das sind sie?« staunte Joanna.
    »Ja. Zumindest wenn die übrigen auch dabei sind.«
    Pete schaute Joanna an. »Wie sieht es denn bei dir aus?«
    Sie betrachtete die Wand, wo noch immer die Zeichnung hing, die Drew von Adam gemacht hatte. »Wenn wir mit diesen Dingen herumspielen, laden wir uns vielleicht nur Probleme auf, die wir nicht brauchen können.«
    »Du wurdest doch schon verflucht«, meinte Sam. »Also wissen wir doch, daß dir das nichts anhaben kann.«
    Es war als Scherz gemeint, doch Joannas Blick machte unmißverständlich klar, daß sie dafür keinen Humor hatte.
    »Wissen wir das?« fragte sie bitter.
    Reumütig schlug Sam die Augen nieder. »Entschuldigung. Und wenn du irgendwelche Zweifel hast…«
    Mit einer Geste unterbrach sie ihn. »Schon gut. Ich bin Journalistin. Solange eine Story dabei herausspringt, bin ich mit von der Partie.«
    »Und außerdem«, setzte Sam hinzu und nahm ihre Hand, »selbst wenn wir diesen Unsinn glauben würden, was ja nicht der Fall ist, haben wir noch nicht gleichzeitig in jemandes Auge und auf das hier geblickt.« Dabei tippte er auf die Abbildung von Cagliostros Talisman.
    Joannas Blick flog von der Abbildung zu Adams Porträt und wieder zurück. Dabei fühlte sie ein Kribbeln im Nacken, das sie erschaudern ließ. Sie befreite ihre Hand aus Sams zärtlicher Umklammerung und schlug das Buch zu.
    »Das lassen wir lieber aus dem Spiel«, meinte sie. »Nur für alle Fälle.«
     
    KAPITEL 30 Drew wurde

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