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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gewesen zu sein. Heute saß ihr Roger Fullerton abgespannt und müde in einem Sessel gegenüber und wünschte sich wahrscheinlich, daß er nie ein Wort von alldem gehört hätte. Sam hockte auf der Lehne des Sofas, auf dem Ward und Pete sich niedergelassen hatten.
    »Ich habe mit den Streifenpolizisten gesprochen, die als erste am Unfallort waren«, setzte sie an und überflog ihre handgeschriebenen Notizen. »Sie können sich den Unfall nicht erklären. Barry, der am Steuer gesessen hat, galt als sicherer Fahrer. Sämtliche Alkohol- und Drogentests waren negativ. Und nach der Autopsie ist nun auch ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall auszuschließen. Die Straßen waren trocken, die Sichtverhältnisse bestens. Es gibt weder Schleuderspuren, noch ist ein Reifen geplatzt. Der Wagen war neu, das Modell gilt als zuverlässig. Und es war auch kein anderer Wagen am Unfall beteiligt, dafür gibt es drei Augenzeugen, die alle das gleiche berichten: Das Auto fuhr zwischen achtzig und neunzig Stundenkilometer, kreuzte plötzlich ohne jeden Grund zwei Spuren bis zur Standspur und krachte dort gegen den Betonpfeiler einer Zubringerbrücke. Da der Wagen direkt auf den Betonpfeiler zuraste, kann Selbstmord nicht ausgeschlossen werden.«
    Sie legte die Notizen beiseite und sprach weiter, jedoch ohne irgend jemandem in die Augen zu blicken. Aber auch die anderen sahen an ihr vorbei oder starrten auf den Boden.
    »Die Selbstmordtheorie scheidet für mich aus mehreren Gründen aus. Erstens kann ich es einfach nicht glauben. Zweitens habe ich herausgefunden, daß Drew und Barry auf dem Weg zu einem Priester waren, als sich der Unfall ereignete. Er heißt Father Caplan und war Drews Gemeindepfarrer in Queens, bevor er vor drei Jahren in eine winzige Gemeinde in der Nähe von Ardmore versetzt wurde. Als damals Drews und Barrys Kind gestorben ist, hat sie sich ihm anvertraut, und sie sind enge Freunde geworden. Ich habe heute morgen mit ihm telefoniert, und er sagt, daß Drew ihn früh morgens angerufen hat, schon gegen sieben, und gefragt hat, ob sie und Barry ihn besuchen dürften. Es sei sehr dringend, habe sie gesagt. Er hatte den Eindruck, daß sie beide aus irgendeinem Grund sehr verängstigt waren, aber sie hat am Telefon nicht darüber sprechen wollen.«
    Joanna hielt inne und ließ den Blick von einem der vier Männer zum andern schweifen. »Das ist alles.«
    Sam stand von der Sofalehne auf und machte ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann räusperte er sich. »Will jemand etwas dazu sagen?«
    Roger strich sich über den Schnurrbart und sah dann wieder zu Boden. Pete klemmte die Hände zwischen die Knie. Und Ward Riley starrte, die Beine überkreuz und die Arme verschränkt, an die Decke.
    Schließlich brach er das beklommene Schweigen. »Offensichtlich stehen wir vor der Frage, ob wir etwas unternehmen sollen oder nicht.«
    »Was zum Beispiel?« fragte Sam.
    »Nun, wir könnten zumindest reden – über das, was in dieser Gruppe passiert ist. Es Drews und Barrys Angehörigen erzählen. Oder der Polizei. Oder diesem Pfarrer?«
    Wieder sagte keiner einen Ton. Bis endlich Sam das Wort ergriff. »Wir können nicht unbedingt davon ausgehen, daß sie mit diesem Father Caplan über das sprechen wollten, was hier vorgefallen ist.«
    Darauf reagierte Roger mit der hämischen Frage: »Und wenn wir es einfach mal annehmen?«
    »Na gut«, willigte Sam nach einem kurzen Zögern ein. »Nehmen wir also an, wir wüßten, warum sie zu diesem Pfarrer fahren wollten. Trotzdem können wir das, was geschehen ist, nicht rückgängig machen. Wir können nicht einmal irgend etwas unternehmen, um ein bißchen mehr Licht in diese Angelegenheit zu bringen… nichts würde diesen Vorfall erklären.«
    »Darf ich etwas dazu sagen?« Petes Stimme zitterte leicht und klang sehr nervös, während er weiterhin düster zu Boden starrte. »Da ist etwas, das mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will. Und das muß ich jetzt endlich loswerden.« Er blickte kurz auf. »Entschuldigung, Sam.«
    »Aber du darfst doch sagen, was du willst. Deshalb sind wir ja hier.«
    »Vor ein paar Jahren lernte ich eine Frau kennen. Wir hatten kein Verhältnis miteinander oder so, sie war einfach nur eine Bekannte. Diese Frau hat behauptet, früher, als sie noch jünger war, eine Hexe gewesen zu sein. Und sie warnte mich, nie die Kraft der Magie zu unterschätzen. Damit könne man einen Menschen kinderleicht umbringen, meinte sie. Und niemand würde Verdacht schöpfen, weil es immer

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