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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Regale eingeräumt hatte. Barry entschuldigte sich überschwenglich und bückte sich, um beim Aufräumen zu helfen.
    Der Verkäufer, ein junger Mann mit dünnem Bärtchen und besten Manieren, versicherte ihm, das sei nicht weiter tragisch, so etwas würde dauernd passieren. Aber Barry hörte schon nicht mehr richtig zu. Dann richtete er sich langsam auf und starrte in das Buch, das er gerade aufgehoben hatte.
    Die Seite, an der das Buch aufgeschlagen liegengeblieben war, zeigte ein Ornament, das Barry auf Anhieb erkannte.
    Und während er den Begleittext dazu las, wurde er immer blasser.
     
    KAPITEL 28 Kurz vor zehn Uhr am nächsten Morgen rief Barry in Sams Büro an. Er klang verlegen und entschuldigte sich, doch in einem Punkt blieb er unerbittlich: Er und Drew stiegen aus der Gruppe aus und wollten nichts mehr mit dem Experiment zu tun haben. Als Sam um eine persönliche Unterredung bat, wich Barry aus und erwiderte, das würde auch nichts an ihrer Entscheidung ändern.
    Joanna war gerade im Redaktionsgebäude ihrer Zeitschrift, als Sam sie davon informierte. Sofort rief sie Barry und Drew an und fragte, ob sie sich mit ihr treffen würden – »nur um mir zu helfen, diesen Teil der Story abzuschließen. Ich werde bestimmt nicht versuchen, euch umzustimmen.«
    Am anderen Ende der Leitung folgte ein geflüsterter Wortwechsel, dann luden sie Joanna ein, nach dem Mittagessen vorbeizukom-men. Sie erklärten sich zu einem Gespräch mit ihr bereit, aber nach wie vor unter der Bedingung, daß ihre Namen nicht genannt wurden.
    Joanna nahm ein Taxi in die ruhige, baumbestande Straße in Queens, wo die Hearsts wohnten. Es war eine wohlhabende Mittelschichtsgegend mit großen, allein stehenden Häusern, die zwar keinen Architekturpreis gewinnen würden, aber freundlich und einladend wirkten. Zwischen Blumenbeeten und einem gepflegten Rasen folgte Joanna dem mit rotem Sandstein gepflasterten Weg zum Haus. Sie klingelte. Barry öffnete ihr und begrüßte sie freundlich, aber mit einer bedrückten Miene, die seine Anspannung verriet.
    Drew erschien in der Wohnzimmertür. Ihre strahlend weiße Hose und das leuchtende Blumenmuster ihrer Bluse standen in hartem Kontrast zu ihrem von Müdigkeit gezeichneten Gesicht. Anscheinend hatte sie wenig oder gar nicht geschlafen. In dem geräumigen Wohnzimmer bot man ihr einen der zwei mit Brokat bezogenen Sessel an, die in exakt gleichen Winkeln zu der dazu passenden Couch standen. Das ganze Zimmer war streng symmetrisch einge-richtet, jeder Gegenstand nahm seinen eigenen Platz ein, ohne sich in ein großes Ganzes einzufügen. Es war das typische Wohnzimmer eines aufstrebenden Paars aus der Arbeiterschicht, überlegte Joanna und schämte sich für diesen dünkelhaften Gedanken. So lebten einfache Leute, die es zu Geld, aber nicht zu jener bildungsbürgerlichen Patina gebracht hatten, die einen sozialen Aufstieg befördert hätte. Barry und Drew maßten sich nicht an, etwas anderes zu sein, als sie waren. Normalerweise hätte Joanna nicht viel mit solchen Leuten zu tun gehabt, aber sie hatte das Paar vom ersten Augenblick an gemocht und geschätzt.
    »Danke für eure Einladung«, begann Joanna. »Ich weiß, daß ihr vom letzten Abend mit unserer Gruppe noch ziemlich mitgenommen seid. Das sind wir alle.«
    Die beiden tauschten einen Blick, als wollten sie sich gegenseitig Trost zusprechen. Joanna beschloß, ihren kleinen Kassettenrekorder in der Tasche zu lassen, damit das Gespräch nicht den Charakter eines förmlichen Interviews annahm. Sie spürte, daß Drew und Barry zwar reden wollten, aber leicht die Nerven verlieren konnten. Deshalb durfte man sie nicht einschüchtern, sondern mußte ihnen Mut machen.
    »Ich habe gerade Kaffee gekocht, falls du welchen möchtest«, bot Drew an.
    Joanna spürte, daß es nur ein Vorwand war, um sie mit Barry allein zu lassen. »Ja bitte, das wäre nett.«
    Kaum war Drew hinausgegangen, griff Barry nach einem Buch, das auf einem Tisch neben seinem Sessel lag. Es hatte keinen Schutzumschlag, der Buchrücken war zerrissen und die Farbe des Einbands war zu einem trüben Braun verblichen. »Das ist mir gestern abend rein zufällig in einem Antiquariat in die Hände gefallen.« Er blätterte, bis er die gesuchte Seite gefunden hatte. »Wenn ich sage ›rein zufällig‹, dann meine ich das ganz wörtlich. Das Buch fiel aus dem Regal und lag offen aufgeschlagen vor mir… da, auf dieser Seite.«
    Als er ihr das Buch reichte, sah sie eine einfache

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