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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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zusammentraf. O’Brien konnte auch bestimmte Verhaltensweisen zur Generierung einer Alarmmitteilung programmieren. Zum Beispiel, wenn die Gesichter zweier Menschen, die verheiratet waren – allerdings nicht miteinander –, für mehr als fünf Sekunden in einer Kussposition verharrten. Er hatte in den letzten Tagen bereits elf Ehebrecherinnen und Ehebrecher identifiziert. Sehr amüsant fand er, dass sich zwei Ehepaare über Kreuz betrogen, ohne davon zu wissen.
       Neben dem Citizen Tracking Screen standen vier weitere Bildschirme an seinem mit Stress Consultant bezeichneten Arbeitsplatz. Er konnte sie in beliebig viele Felder unterteilen. Auf ihnen wurden die Bilder aus den öffentlichen Überwachungskameras und den in die Fernseher eingebauten Kameras dargestellt. Ein Mausklick aktivierte das dazugehörige Mikrofon. Außerdem hatte er die Möglichkeit, alle Bilder aus der Sandrock Correctional Facility aufzuschalten. Sämtliches Material wurde zur späteren Auswertung aufgezeichnet. In zehn Tagen würden von über fünfhundert Kameras einhundertzwanzigtausend Stunden Bild- und Tonmaterial zusammenkommen, zu Analysezwecken wie eine relationale Datenbank nach Stichworten abrufbar: Namen, Orte, Zeiten, Begegnungen, Verhalten und was einem Soziologen sonst noch so einfiel. Alle Bewegungen wurden vom System kontinuierlich in einer Protokolldatei festgehalten.
       Obwohl das Experiment noch gar nicht begonnen hatte, glühte sein Kopf vor Aufregung. Der Soziologe Paul O’Brien war in seinem persönlichen Schlaraffenland angekommen.
       Wie Paul befanden sich auch alle anderen an ihren Arbeitsplätzen im SitRoom. Experiment Supervisor Oberst Warren überwachte das Team von seinem Podest aus. Sein Jack-Nicholson-Grinsen reichte von einem Ohr bis zum anderen. Weniger wegen des bald beginnenden Experiments. Viel mehr konnte er nicht aufhören, sich über die Naivität seiner Mitarbeiter zu amüsieren. Sie dachten tatsächlich, in zehn Tagen könne man das Experiment beenden, den unfreiwilligen Teilnehmern hunderttausend Dollar geben und damit wäre die Sache geregelt. Zivilisten! Er wunderte sich, dass selbst Floyd Landler ihn in den vergangenen dreizehn Monaten kein einziges Mal auf dieses Problem angesprochen hatte. Warren war klar, dass selbst wenn er Excess nicht sabotieren würde, alle wie sie hier im SitRoom saßen, im Knast landen würden. Sein Grinsen beruhte auf seiner Überzeugung, dass in Excess noch eine zweite Ebene verborgen sein musste. Jemandem war das Experiment genug wert, über zweihundertfünfzig Menschen in den Tod zu schicken. Warren hatte sich den Kopf zermartert, war aber zu keiner vernünftigen Erklärung gekommen. Alles was er wusste, war, dass Excess mehr war als ein gesellschaftspolitisches Experiment – im schlimmsten Fall war Excess sogar die Tarnung für etwas anderes. Aber was?
       Experiment Executive Officer Floyd Landler war in seine Arbeit vertieft. In einer halben Stunde – bei I-Minute minus zwanzig – war es Zeit, die Phase-II-Checkliste der Isolationsvorbereitung durchzugehen. Die Phase-I-Checkliste war bereits vor sechs Stunden abgehakt worden. Bisher lief alles nach Plan. Sie hatten die verschiedenen Phasen der Isolation in den letzten Tagen wieder und wieder simuliert.
       Die echten Fernsehprogramme liefen jetzt nicht mehr aus dem Kabelnetz in die Fernseher. Das Hauptkabel aus dem öffentlichen Netz endete im redundant ausgelegten Mediencomputer des SitRooms. Dort wurden alle Programme zehn Sekunden zwischengespeichert und anschließend ins ›Sandrocknet‹ eingespeist.
    Unbehagen bereitete Landler die Tatsache, dass sich einunddreißig Bürger noch außerhalb der Experimentzone befanden. Diese wurde durch einen Fünf-Meilen-Radius um das Zentrum des Dorfs definiert. Die Grenze – Demarkationslinie der Realität, wie Warren sie nannte – überwachten im Abstand von zweihundert Metern aufgestellte Bewegungsmelder. Das Quarantänezentrum für die mit echten Nachrichten kontaminierten Personen hatte eine Aufnahmekapazität für nur zwanzig Personen – im Notfall würde man improvisieren müssen.
       »Drohnen zur Störung der Satellitensignale in Position.« Der Airborne Vehicles and Airspace Manager klickte auf seine elektronische Checkliste. ›In Position‹ bedeutete, dass sie ab jetzt in einer Höhe von fünfundvierzigtausend Fuß über Sandrock kreisten. Im Moment der Isolation würden sie mit ihren Störsignalen den Empfang von Satellitensignalen in der

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