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Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3]

Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3]

Titel: Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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irgendein freundlicher Zufall findet sich immer, der einem Geld in den Schoß wirft.
    Daß Fritzchen sich abschinden muß wie ein Roß, um ihr den Luxus zu schaffen, den er ihr immerhin noch bietet, das merkt ein Blinder. Es ist übrigens selbstverständlich, daß er’s tut. Aber nett ist es doch von ihm. Und daß er kein Wort darüber verliert, das anerkennt sie doppelt. Übrigens, woran sonst sollte man die Liebe eines Mannes erkennen als an den Opfern, die er für einen bringt?
    Sie pudert sich, schminkt sich die Lippen. Vor dem Spiegel schielt sie hinüber zu seinem Bild, auf ihre etwas mechanisch spitzbübische und kokette Art, als ob er leibhaft im Zimmer stünde. Ihr Fritzchen bringt Opfer für sie. Sie hat etwas davon läuten hören, daß er überdies durch die Aufwendungen, die er für sie macht und welche die andern für Beweise lächerlicher Hörigkeit halten, seine Stellung und sein Ansehen in der Emigrantenkolonie gefährdet. Sie will das nicht wahrhaben. Aber wenn es stimmen sollte, macht es ihr mehr Freude als Verdruß. Sie ist, was immer er tut, die Gebende und er der beschenkte Knecht. Sie weiß, daß er ohne sie nicht leben kann,und das ist gut. Denn wenn es hochkommt, dann mag ihre Schönheit noch drei oder vier Jahre dauern, ihre freche Blondheit hält nicht mehr lang, und was soll dann sein? Schließlich, und jetzt lächelt sie mit ganzem Gesicht sein Bild an, darf sie mit gutem Gewissen sagen, daß, soviel Verachtung ihrem Respekt für ihn beigemischt ist, sie ihn vor allen andern Männern liebt.
    Sie ging zur Suzanne, probierte, bestellte das Komplet. Der Donnerstag war um, der Freitag kam, der Tag der Marlene-Dietrich-Premiere, für die Fritzchen ihr ein Billett hätte verschaffen sollen. In ihrer Post fand sie das Billett nicht. Sie läutete bei den »Nachrichten« an. Auch dort wußte man nichts von einem Billett, das Herr Benjamin für sie bestellt hätte; er hatte merkwürdigerweise die ganzen Tage nichts von sich hören lassen. Sie ärgerte sich jetzt doppelt und fand es rücksichtslos von Fritzchen, daß er sich um die Karte nicht bemüht hatte. Es war eine Blamage vor den »P. N.«-Leuten. Die, das wußte sie, liebten sie nicht, sie fanden ihr Gehabe nicht angebracht für eine Emigrantin, nannten sie »die sächsische Lady«. Schon aus diesem Grund hätte Fritzchen sie nicht im Stich lassen dürfen. Sie hatte also begründete Ursache, sich die Karte, wie sie ihm angekündigt, anderwärts und mit allen Mitteln zu beschaffen.
    Sie läutete Janosch an. Er erklärte, sie möge sich darauf verlassen, die Karten würden da sein, und wenn er zu diesem Behuf zehn Kinobesitzer umbringen müßte. Zur festgesetzten Stunde holte er sie auch ab und schaffte ihr Gelegenheit, ihrem neuen Abendkleid einen würdigen Rahmen zu geben.
    Kein Wunder, daß sie, nachdem Fritzchen sich so rücksichtslos, Janosch sich so opferwillig gezeigt, kein Bedenken trug, ihn endgültig, kurz vor Torschluß – denn übermorgen wird ja Fritzchen zurück sein –, das Ziel erreichen zu lassen.
    Janosch erwies sich so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, hübsch, chevaleresk, feurig, frech, recht ungeistig, und hielt genau das, was sie sich versprochen.
    Zu Haus angekommen, badete sie ausführlich. Immer,wenn sie badete, nachdem sie mit einem Mann geschlafen, hatte sie das unklare Gefühl, als wasche sie mit ihrer Haut auch ihr Inneres wieder sauber. Sie rauchte, in dem angenehm warmen Zimmer liegend, und dachte angestrengt nach, Falten in der breiten, niedrigen, eigensinnigen Stirn. Sie zog Bilanz. Es war nett gewesen und hatte ihr Spaß und Befriedigung bereitet, aber wenn es vorbei ist, wird sie es nicht bedauern. Schließlich ist er Faschist. Es ist allerdings Zufall, nicht innere Not, daß er Faschist ist. Begabt ist er Arme nicht: was also soll er anders machen als einen Attaché bei seiner Gesandtschaft? Wäre seine Regierung liberal, dann wäre er es auch.
    Draußen wird es Tag. Schon Sonnabend also, und Montag wird Fritzchen zurück sein. Sie freut sich auf ihn. Sowie er nicht da ist, vermißt sie ihn; er ist der einzige, der ihre geistigen Bedürfnisse befriedigen kann. Nur morgen nacht noch wird sie mit Janosch schlafen, dann wird sie ihn natürlich abwimmeln. Ausgehen wird sie auch später noch ein paarmal mit ihm. Es ist hübsch, sich mit dem stattlichen, eleganten Mann zu zeigen, und es wird angenehm sein, seine Verblüffung zu genießen, wenn sie ihn immer wieder unverrichteterdinge nach Hause schickt, bis

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