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Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3]

Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3]

Titel: Exil - Wartesaal-Trilogie ; [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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er endlich begreift, daß es so schnell schon aus ist.
    Der Sonnabend verging, der Sonntag. An dem Montag, an dem Fritzchen zurück sein sollte, kam statt seiner ein Telegramm: »fahre bis genf bin mittwoch zurück Fritzchen.«
    Daß Fritzchen aufgehalten war, verdroß Ilse nicht sehr, trotzdem sie es übelnahm, wenn man ihre Dispositionen umwarf. Mehr ärgerte sie, daß er telegrafiert hatte, statt zu telefonieren. So wörtlich hätte er ihr Verbot nicht zu nehmen brauchen, sie hätte gern wenigstens seine vertraute Stimme gehört. Es war feig von ihm, daß er nicht gewagt hatte, zu telefonieren. »Schisser«, sagte sie zu seinem Bild.
    Es müssen ernste Geschäfte sein, die ihn davon abhalten, nach Paris zurückzukommen; vermutlich ist er auf der Spur wichtigen Materials. Sie freut sich schon auf die Artikel, dieer schreiben wird; bestimmt werden sie Aufsehen machen. Auf alle Fälle hat Janosch Glück; für ihn ist dadurch der Tag der rauhen Erkenntnis hinausgeschoben.
    Der Montag und Dienstag waren ausgefüllt. Sie hatte Anproben, Gespräche mit ihrer Freundin Edith, sie spielte Bridge, aß in guten Restaurants, ging ins Theater, ins Kino, flirtete, rauchte, schlief mit Janosch, badete, hielt Zwiesprach mit Fritzchens Bild. Dann war der Mittwoch da, an dem Fritzchen kommen sollte, und sie wunderte sich, daß er sie nicht von der genauen Zeit seines Eintreffens verständigte. Sie war von ihm solche Rücksichtslosigkeit nicht gewohnt. An diesem Mittwoch abend traf überdies ein Brief von Fritzchens Mitarbeiter Dittmann ein, in dem es hieß: »Warum habe ich noch keine Nachricht von Ihnen? Ich kann ohne Ihre Dokumente nicht arbeiten.« Flüchtig zog ihr durch den Sinn, es sei sonderbar, daß Fritzchen bei seiner Gewissenhaftigkeit Dittmann ohne Nachricht gelassen hatte. Aber das wird sich ja heute abend, wenn er zurückkommt, aufklären.
    Sie fragt sich, ob sie, da Fritzchen sie unhöflicherweise nicht benachrichtigt hatte, den Abend nicht vergeben sollte. Dann beschloß sie doch, ihn zu Haus zu erwarten. Sie wartete also, über einem Buch, allein. Um halb ein Uhr ging sie zu Bett, empört, daß er nicht gekommen war, sie ohne Nachricht gelassen, ihr den Abend verdorben hatte.
    Den Tag darauf riefen die »Nachrichten« an, ziemlich ärgerlich, wo denn Herr Benjamin bleibe. Man hatte dort ein gleiches Telegramm erhalten wie sie selber. Jetzt aber war auch der Mittwoch vorbei, Herrn Benjamins Urlaub war weit überschritten, Herr Gingold war peinlich erstaunt, auch die Herren Heilbrun und Trautwein wunderten sich. Sie selber wunderte sich. Es gab eine einzige Erklärung: Fritzchen war durch seine Geschäfte länger in Genf festgehalten worden, als er geglaubt hatte; die Art dieser Geschäfte erforderte, daß seine Reise möglichst wenig publik wurde, und deshalb wohl hatte er, vorsichtig, wie er war, unterlassen, zu depeschieren. Das war plausibel; immerhin hätte er Mittel und Wege finden können, sieauf einem Umweg zu verständigen. Sie beschloß, ihn für seine Unhöflichkeit zu bestrafen und weiter keine Rücksicht auf ihn zu nehmen. Sie wird sich seinetwegen nicht noch einen Abend langweilen. Den Donnerstag abend verbrachte sie mit Janosch.
    Der Freitag kam, und noch immer keine Nachricht. Diesmal läutete sie bei den »P. N.« an. Dort war man nicht, wie gestern, ärgerlich und gereizt, sondern eher unsicher, ängstlich, ja mitleidig. Ilse wollte keine Unruhe in sich hochkommen lassen, spielte die Gleichgültige, meinte albern, wahrscheinlich sei Fritzchen in Genf in die Netze irgendeiner schönen Frau geraten; nach dem, was sie höre, sei allerdings in dieser Hinsicht beim Völkerbund wenig zu holen.
    Doch noch während sie sprach, kam ein ungewohntes peinvolles Schuldgefühl über sie, daß sie die Nacht vorher nicht auf ihn gewartet hatte. Sie hängte den Hörer ein. So früh habe ich schon lange nicht Tag gemacht, suchte sie sich selber auszulachen, aber es wollte ihr nicht glücken. In der Post, die sie sich gegen ihre Gewohnheit früh hatte heraufbringen lassen, hatte sie keine Nachricht von Fritzchen oder einem Mittelsmann gefunden. Sie schaute die Briefe ein zweites Mal durch. Nichts. Sie läutete zum Concierge hinunter, ob vielleicht etwas zurückgeblieben oder in der Zwischenzeit gekommen sei. Nichts. Ach was, tröstete sie sich, Unsinn, Quatsch. Er selber kann keine Nachricht geben, und seine Zwischenleute haben es verbummelt. Oder man hat ein Telegramm nicht bestellt. Die Post ist schlampig, und sie

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