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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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für alle neidischen, ehrgeizigen, nach Neuerungen strebenden Mistkerle, die versuchen, uns gleichzukommen.
    Es ist eine wichtige Aufgabe, Hacker. Allerdings bezweifle ich, dass uns jemand dafür danken wird.«
    Oh, Vater hatte diese Aufgabe sehr ernst genommen und war ein sehr erfolgreicher Protzer gewesen. Bei Mutter sah die Sache ganz anders aus.
    Während der kurzen Zeit – einige Minuten –, die die Kapsel damit verbrachte, den Höhepunkt ihrer Bahn zu erreichen, wirkte alles friedlich. Hackers immer eifrige Gedanken wurden langsamer, als er die Champagner-Pause genoss, den Blick mal auf die pudrige Milchstraße und mal auf die lebendige Erde gerichtet.
    Andere, Milliarden, haben diesen Traum vergessen. Professionelle Astronauten haben geholfen, ihn abzuwürgen, indem sie die Erforschung des Alls zu etwas machten, das nur etwas für Streber und Besessene ist, für halb Ausgerastete. Dadurch wurde der Weltraum für die breite Masse langweilig.
    Dann gibt es da andere Angehörige meiner Kaste, die sich Tagesreisen an Bord luxuriöser »Raumschiff«-Shuttles kaufen, oder ein Freier-Fall-Wochenende oben im High Hilton. Einfach nur protzen. Abenteuer ohne Risiko. »Leistung« ohne die geringste Anstrengung.
    Hacker rieb sich den Rücken einer schwieligen Hand, zernarbt von Spritzern beim Schweißen und zahllosen Arbeitsstunden in der Werkstatt, wo er seinen Leuten dabei geholfen hatte, dieses Gefährt fast aus dem Nichts zu schaffen. Beziehungsweise aus einem ziemlich guten Baukasten, was praktisch aufs Gleiche hinauslief.
    Aber einige wenige, wie ich, bringen die Romantik zurück!
    Durch den transparenten Konus bemerkte er ein Glitzern, das sich schnell vor dem Hintergrund stationärer Konstellationen bewegte.
    Tja, wenn man vom Teufel spricht … Aber nein, das ist nicht das Hilton. Zu starke Reflexion. Es muss die alte Raumstation sein. Umkreist noch immer die Erde. Bemannt von einigen wenigen Profis und hartnäckigen Wissenschaftlern, auf Staatskosten.
    Als ob das jemals einen Sinn ergeben hätte.
    Man sehe sich die letzten vier Jahrtausende an. Gab es irgendwann einmal neue Entwicklungen oder echte Fortschritte, die nicht von einer Aristokratie vorangetrieben wurden? Ich wette …
    Ein grelles rotes Leuchten strich plötzlich über die Kapsel. Hacker zuckte zusammen und hob die Hand.
    »Was zum Teufel …?« Er fluchte laut und fühlte die Worte in der Kehle vibrieren, obwohl er sie mit den zugestopften Ohren nicht hörte. Das akustische Implantat im Kiefer übermittelte eine Meldung des Computers.
    EINTREFFENDE LASER-NACHRICHT.
    Hackers plötzlicher Verdacht wurde bestätigt, als ein Schirm des Armaturenbretts in den holografischen Modus umschaltete. Der aufgeblasene blonde Idiot – Lord Smits – schien grinsend auf Hacker zuzuschweben. Der Blödmann hatte nicht nur das Visier nach oben geschoben, sondern den Helm ganz abgenommen, was allen Regeln widersprach. Trotz einer teuren Bioskulptur-Behandlung erschien sein Gesicht fratzenhaft – die Schwerelosigkeit stellte so etwas bei manchen Leuten an. Er formulierte Worte, die zwischen ihnen schwebten, gesprenkelt von Speichelflecken.
    Ich hab dich, Sander! Du bist tot!
    Hacker klackte mit den Zähnen für eine subvokale Antwort.
    Wovon redest du da, Smits?
    Der Adlige schickte nicht nur geschriebene Worte. Sein Lachen aktivierte einen Vibrationsmodus in Hackers Implantat und schickte ein Pulsieren durch den Kiefer.
    Ich hab dich in der Zielerfassung, genau in der Mitte. Wenn dies echt wäre, hätte ich dich jetzt in der Pfanne.
    Hacker begriff …
    Es ist das »Raumkrieg«-Spiel, von dem die Neos während des Trainings faselten, anstatt uns alten Hasen zuzuhören. Sie wollen nicht nur einen ballistischen Flug, sondern auch einen Wettstreit. Ein hübsches kleines Ballerspiel beim Apogäum.
    Idiotisch. Aus vielen Gründen.
    Mit den Nerven und Muskeln seines Halses formte Hacker scharfe Worte und warf sie über die etwa vierzig Kilometer, die beide Kapseln voneinander trennten.
    Du Narr, Smits! Ich mache bei deinem blöden Spiel nicht mit. Der Wiedereintritt beginnt bald. Checklisten müssen durchgegangen werden und …
    Im Gesicht des Blonden erschien ein abfälliges Grinsen.
    Typische neureiche Feigheit. Ich weiß, dass du es mit dem Simulator versucht hast, Sander. Du kennst dich damit aus, und deine Kapsel ist entsprechend ausgestattet. Du bist nur ein ängstlicher Scheinheiliger.
    Beleidigungen, dazu bestimmt, ihn zu ködern. Hacker wusste, dass es besser

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