Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Punkte und virtuellen Besitz, wie Rüstungen und magische Schwerter, die dann für echtes Geld an reiche Spieler im Orient verkauft wurden. Man konnte den Standpunkt vertreten, dass es sich um eine Einkommen erzielende Arbeit handelte.
    Aber dieses besondere Spiel ging Slawek gegen den Strich. Er liebte Amerika und verabscheute die Trends, die es auseinanderzureißen drohten.
    Die Brille registrierte aurale Neugier und kommentierte daraufhin: Identifiziere Hintergrundmusik … »Bad Attitude« von Steinman und Meatloaf …
    Ich sollte meine Brille neu einstellen lassen, dachte Slawek, blinzelte auch diese Einblendung weg und senkte die Empfindlichkeit.
    Natürlich fielen Kampfspiele in die Kategorie »Sucht«. Aber es gab so viele Möglichkeiten, das Genusszentrum des Gehirns zu stimulieren … Wer konnte und wollte ihnen allen auf den Grund gehen? Man nehme nur die »Döser«, die im Schneidersitz auf der nahen Sperrholzplattform saßen und sich mithilfe von Biofeedback-Brillen in einen Zustand drogenartiger Seligkeit versetzen ließen.
    Dorthin wandte sich Dr. Betsby, als er mit dem Innenscan fertig war. Slawek folgte ihm auf die Plattform; ihr naher Rand und das Footballfeld viel zu weit unten machten ihn ein wenig nervös. Betsby bückte sich vor einem der sitzenden Männer – er starrte ins Nichts, und Speichel rann ihm aus dem einen Mundwinkel.
    »Jonathan?« Betsby schnippte mit den Fingern. Die nackten Schultern des Mannes trugen biolumineszente Tätowierungen, Pixelhaut-Displays, die wie ein Tintenfisch ständig Farbe und Muster veränderten.
    Jonathan reagierte nicht. Die Brille übermittelte ihm weiterhin auf seine Hirnwellen abgestimmte Bilder und brachte ihn damit in eine Sphäre, die früher nur nach vielen Jahren der Gebete und des geistigen Trainings zugänglich gewesen war. Buddhisten und Transzendentalisten nannten es »Betrug«, und die alten Drogenkartelle versuchten, ein Verbot des »Dösens« zu erwirken, weil sie Marktanteile an Programme wie Cogito oder LightLord verloren.
    »Lass ihn«, sagte ein Bursche mit rötlichem Haar und langen Flohrutschen. Sein Antörnmittel war traditioneller Art: eine Kugelflasche Motor City Lager. »Jonathan reagiert nicht gut, wenn man ihn stört.«
    »Ein Grund mehr zum Eingreifen, Henry James Lee«, sagte Betsby und beugte sich näher zum Döser. »Jonathan Cain! Sie kennen die Regeln. Keine Meditation während der Tagesstunden. Wie lange haben Sie sich nicht mehr um die Bedürfnisse des Körpers gekümmert? Was Sie hier machen, ist sowohl verantwortungslos als auch gefährlich.«
    Der Arzt griff nach Jonathans Netz-Brille und wollte die Trance beenden.
    »Du sollst ihn in Ruhe lassen, du scheißverdammter Eierkopf!«, knurrte der zweite Mann und rückte näher.
    Plötzlich sah Slawek ein Blitzen in Henry James Lees anderer Hand, in der, die nicht die Bierflasche hielt. Er richtete den Zoom seiner Brille darauf …
    »Messer!« Slawek trat vor, und dann geschahen die Dinge sehr schnell. Als er zwischen Jonathan und den Doc sprang, mit der Absicht, den Arm mit der Klinge zu blockieren, stieß er gegen Jonathans Knie, und der Döser schrie auf. Der Mann zuckte heftig zusammen, streckte Arme und Beine. Ein Fuß traf Slaweks Oberschenkel und stieß ihn gegen Betsby, der mit den Armen ruderte und um sein Gleichgewicht rang.
    »Doc!«
    Slawek wirbelte herum, streckte die Hand nach Betsby aus und bekam einen Ärmel zu fassen, als der Arzt wankte. Von Henry James Lee kam keine Hilfe, aber wenn es Slawek gelang, den dünnen Stoff festzuhalten …
    Doch genau in diesem Moment trat Jonathan erneut zu, ein weiterer Reflex, und diesmal traf er Slawek hinter dem Knie.
    Der Arzt schwankte am Rand der Plattform und zog Slawek mit seinem Gewicht auf sich zu. Innerhalb von ein oder zwei Sekunden wich die Panik in Betsbys Gesicht einer plötzlichen Erkenntnis. Mit einer jähen Kraft, die Slawek überraschte, riss er die Hand des Jungen von seinem Ärmel und gab ihm einen Stoß, der Slawek nach hinten drückte, gerade weit genug, damit er auf den Knien am Rand der Plattform verharrte.
    Aber es gab noch immer einen Rest Bewegungsmoment, der ihn nach vorn bringen wollte, über den Rand hinweg …
    Jetzt reagierte Henry James Lee. Dicke, schwielige Finger packten den Jungen am Kragen und zogen ihn zurück.
    »Lassen Sie los!«, schrie Slawek und schlug nach der großen Hand. Mit heftig klopfendem Herz beugte er sich vor, schloss die Hände so fest um den Rand der Plattform, dass das

Weitere Kostenlose Bücher