Existenz
Sperrholz knarrte, betete sowohl in der virtuellen Welt als auch in dieser, und blickte zur Sektion 116 hinab.
Es ist nicht so hoch. Wenn jemand richtig landet, könnte er mit einem gebrochenen Bein davonkommen.
Die Tränen in Slaweks Augen hätten vielleicht die Einzelheiten dessen verschleiert, was dort unten lag. Aber die Brille stellte beeinträchtigtes Sehvermögen fest und kompensierte, indem sie das Bild vergrößerte, bis Slawek schluckte und beide Augen fest schloss.
Toranalyse
Normalerweise folge ich nicht den Leaks eines blinden Otters.
Im-Vertrauen-Dinge sind schlimm genug. Aber wenn ein IVD verlangt, dass ich nicht einmal hinsehen soll … Dann schmeckt es nach einem Desinfobot oder gar nach Reffer-Kram. Ich bitte euch.
Aber wir haben ganz gute Arbeit geleistet, als wir den Hinweisen von Birdwoman303 gefolgt sind. So wie sie unseren supersmarten Smartmob auf die Spur einiger international gesuchter Flüchtlinge gebracht haben, sehr zum Ärger der Feds und Interfeds, die jahrelang vergeblich nach den bösen Buben gesucht haben! Dieser Erfolg brachte uns superhohe Kred-Ratings ein, und mir eine Nominierung für den Schnüffelpreis dieses Jahres! Nicht schlecht für eine Reporterin, die noch immer in einem Gel-Kokon liegt und durch Netz-Surrogate mit der Welt und dieser irren Gruppe interagieren muss. Doch zurück zum Thema.
In Hinsicht auf das Artefakt von den Sternen war Birdwoman303 besonders hilfreich. Denkt daran, wie schnell es uns gelang, die vielen Erdbeben damit in Verbindung zu bringen und der Welt mitzuteilen, dass jedes Mikrobeben der verzweifelte Schrei eines vergrabenen Kristalls war! Wir haben auch dabei geholfen, Daten von verschiedenen Amsci-Organisationen zu sammeln und festzustellen, dass all das Glitzern im All, im Asteroidengürtel und bei den L-Punkten, ebenfalls von Kommt-und-holt-mich-Botschaftersonden stammte.
Klar, es wird Jahre dauern, sie alle zu suchen und einzusammeln. Aber stellt euch vor: Eine von Amateuren gemachte Entdeckung wird der Auslöser für das weltgrößte Raumfahrtprogramm sein. Gratuliere!
Na ja, inzwischen ist das alles kalter Kaffee. Drei Wochen in der Vergangenheit, fast ein Paläo-Monat! Und obwohl Staaten und Privatleute auf der ganzen Erde nach sprechenden Steinen suchen, haben sich die meisten von ihnen als zu beschädigt erwiesen. Keine prächtigen Bilder mehr, keine verständlichen Stimmen! Zwanzig Tage nach der Großen Offenbarung in Washington haben wir noch immer keine glaubwürdige zweite Quelle. Ein anderes Artefakt, das die traurige Geschichte der ersten Außerirdischen bestätigen oder dementieren könnte.
Eine Geschichte, die behauptet, dass wir alle zum Untergang verurteilt sind – Spezies, Zivilisation und Planet –, weil alles stirbt. Bis auf die Individuen, die einen Download in die interstellare Flaschenpost schaffen. Der letzte, endgültige Individualismus. Das ist eine Stufe von Solipsismus, die Ayn Rand wie eine Shaker aussehen lässt.
Aber dorthin gehen wir nicht. Nicht heute. Nicht während die Welt noch versucht, die deprimierende Botschaft zu verdauen. Es ist ja SO langweilig, über das nachzudenken, worüber auch alle anderen nachdenken, oder?
Nein, woran wir gearbeitet haben – diese Smartmiliz aus Millisekunden-MänF –, ist eine andere Frage: Gibt es vielleicht weitere, relativ intakte Botschaftersonden in privatem Besitz?
Einige unserer Subgruppen sind Legenden, Gerüchten und vagen Überlieferungen nachgegangen. Andere klopfen an die Türen von Museen oder gehen vor den Sammlungen einsiedlerischer Aristos in Stellung und verlangen mit lauten virtuellen Stimmen Zugang.
Allerdings … Sind das nicht alles Aktivitäten, die auch von Geheimdiensten und anderen, besser als wir ausgerüsteten Orgs entfaltet werden könnten? Unsere Stärke liegt darin, nicht offensichtliche Methoden anzuwenden! Deshalb rate ich zu einer anderen Vorgehensweise. Lasst uns nicht nach verborgenen Artefakten suchen, sondern nach Leuten, die danach Ausschau halten.
Beziehungsweise nach Leuten, die schon früh verdächtig wirkten!
Ich rede von der Zeit, kurz nachdem Gerald Livingstone das berüchtigte Objekt in der Umlaufbahn geborgen hat. Die ersten Tage, als die ersten Gerüchte kursierten, noch ohne Bilder oder irgendwelche handfeste Daten. Sollten uns die Netzarchive nicht zeigen, wer in jenem frühen Stadium aufgeregter war als alle anderen?
Wer machte sich als Erster auf die Suche nach durchsichtigen eiförmigen Gegenständen, etwa
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