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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ich. Vielleicht ist mein langes Warten vorbei.

Ein Tatort 63
    Tor hielt aufmerksam Ausschau, als durch die langsame Rotation des Asteroidengürtels uralte Trümmer in Sicht gerieten. »Meine Güte, welch ein Durcheinander.«
    Zwei Jahre lang hatte sie im Asteroidengürtel geholfen, die einzelnen Schichten eines Rätsels freizulegen, das eine Million Jahrhunderte zurückreichte. In letzter Zeit hatten sie immer mehr Trümmer entdeckt, aber mit einer solchen Verheerung sah sie sich jetzt zum ersten Mal konfrontiert.
    Nur einige Kilometer vom Forschungsschiff Warren Kimbel entfernt versperrte eine große Masse den Blick auf die Myriaden Sterne der Milchstraße. Kollisionen hatten vor Äonen tiefe Dellen und Krater entlang des zweitausend Meter langen Rumpfes hinterlassen. Auf der einen Seite sah es nach einem typischen Brocken aus Stein und gefrorenem Eis aus, aber dieses Bild änderte sich schnell, wenn das im Vakuum ungefilterte Licht der Sonne auf die andere Hälfte fiel, auf die geborstenen, zerfetzten Reste einer Katastrophe, die sich zur Zeit der Dinosaurier auf der Erde ereignet hatte.
    »Gavin!«, rief Tor über die Schulter hinweg. »Komm und sieh dir dies an!«
    Ihr Partner schwebte oben durch die Luke und drehte sich im Flug. Mit einem leisen Klicken berührten seine Füße den magnetisierten Boden.
    »Was ist los? Noch mehr ermordete Babys? Oder Hinweise auf die Mörder?«
    Tor deutete nach draußen, und Gavins Augen wurden groß. Lichtreflexe huschten über sein Gesicht, als der Schein der Suchscheinwerfer über die Trümmer strich.
    »Ja.« Er nickte. »Weitere tote Babys, von irgendeinem gnadenlosen Feind vor Zigmillionen Jahren umgebracht. Powlow Forschung und Bergung könnte mit jeder Leiche gutes Geld verdienen.«
    Tor runzelte die Stirn. Die kommerzielle Nutzung war nur ein kleiner Teilaspekt ihrer Expedition, und er half, die Rechnungen zu bezahlen. »Sei nicht morbid. Es waren unfertige interstellare Sonden, die vor langer, langer Zeit zerstört wurden, bevor sie gestartet werden konnten. Wir wissen nicht, ob es sich um intelligente Maschinen wie dich handelte oder nur um Werkzeuge, wie dieses Schiff. Gerade du solltest nicht den Fehler machen, außerirdische Artefakte zu anthropomorphisieren.«
    Gavins Grimasse war das androide Äquivalent eines sarkastischen Schulterzuckens. »Wenn ich ›morbide‹ Metaphern verwende … Wessen Schuld ist das?«
    »Was soll das heißen?«
    »Soll heißen: Ihr Menschen konntet eine Wahl treffen, als ihr gesehen habt, dass die künstliche Intelligenz kurz vor dem Abflug stand. Ihr hättet die Maschinen verschrotten und dem Fortschritt entsagen können …«
    Tor verzichtete auf den Hinweis, wie nahe sie daran gewesen waren.
    »Oder ihr hättet uns mit ›grundlegenden Robotergesetzen ‹ programmieren können.« Gavin schniefte. »Um Sklaven zu erhalten, die weitaus intelligenter sind als ihre Herren. Aber nein, was haben die Organischen entschieden?«
    Tor wusste, dass solche Diskussionen keinen Sinn hatten, wenn Gavin schlecht gelaunt war. Sie konzentrierte sich darauf, das Schiff näher heranzubringen.
    »Wie sah eure Lösung für das Problem smarter Maschinen aus? Ihr habt begonnen, uns als eure Kinder aufzuziehen . Ihr habt uns Personen und Bürger genannt, uns sogar menschliche Gestalt gegeben!«
    Tors letzter Partner – ein netter alter Roboter und guter Schachspieler – hatte sie vor seiner Trans-Pensionierung gewarnt: Nimm keine jugendlichen Klasse-AAA-Androiden in deine Dienste, die frisch vom College kommen; sie können so schwierig sein wie pubertierende Menschen. Das Schlimmste dabei? Gavin hatte recht. Nicht alle glaubten, dass man einer der Großen Gefahren aus dem Weg ging oder das Unvermeidliche verbarg, indem man AAAs wie Menschen aufzog. Denn: Genetischen Verbesserungen und Cyborg-Weiterentwicklungen zum Trotz neigten biologische Menschen noch immer dazu, hinter ihre künstlichen Äquivalente zurückzufallen.
    Und wie viele Spezies haben diese Krise überlebt?
    Gavin schüttelte übertrieben traurig den Kopf, wie ein neunmalkluger Teenager, den man am liebsten erwürgt hätte. »Kannst du wirklich etwas dagegen haben, wenn ich, ein von Menschen nach ihrem Abbild geschaffener Androide, anthropomorphisiere? Wir tun nur, was man uns lehrt, Herrin.«
    Er runzelte voller Sarkasmus die Stirn und war gleichzeitig die einzige Person an Bord, die die Stirn runzeln konnte. Tors organische Teile befanden sich in einem zylindrischen Behälter, gut einen

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