Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin

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verlieren. Sie erinnerten ihn an damals, als er im Orbit über der Erde Müll eingesammelt hatte, mit einem kleinen Kapuzineraffen als Assistenten. Die Erde hatte die Hälfte des Himmels eingenommen, und die Sonne war ein mächtiges Feuer im Weltraum gewesen.
    So weit hier draußen war sie kleiner. Und wenn man genau Ausschau hielt, konnte man den Mars als winzige rote Scheibe erkennen. In der anderen Richtung …
    Ich brauche visuelle Erweiterungen, um nahe Gesteinsbrocken zu erkennen. Mit normaler Sicht allein könnte man nicht einmal erraten, dass wir uns im Asteroidengürtel befinden.
    Dennoch, ich bin wirklich privilegiert: Ich habe mehr Dinge gesehen als meine Vorfahren und selbst die meisten der heute lebenden Menschen.
    Er wusste um die Verlockung eines immer noch auf dem Tisch liegenden Angebots, das die Menschheit aufforderte, in Kristalle produzierende Fabriken und große »Kanonen« zu investieren, die die Sonden ins All feuern sollten. Sonden mit duplizierten Außerirdischen und auch ausgewählten menschlichen Bewohnern. Als die Zeit verstrich, als seine Gelenke steifer wurden und sich die Arterien immer mehr verhärteten, dachte Gerald öfter darüber nach.
    In einer solchen Welt zu erwachen, die von außen gesehen klein ist, aber gewaltig in ihrem Innern, gefüllt mit zahllosen Wundern, und genug Zeit zu haben – Äonen –, all diese Wunder zu erforschen … Mit Wesen zu sprechen, die von Dutzenden ferner Welten stammen, aus völlig fremden Kulturen, ihre Lieder zu hören, das auszuprobieren, was sie für Vergnügen und Unterhaltung halten, ihre Träume zu teilen … Und schließlich …
    Ein wichtiges Ergebnis der Marco-Polo -Mission – und der Reisen der Temudschin und Hong Bao – bestand aus unterschiedlichen Botschafter-Arte fakten, zwischen denen man wählen konnte, unter ihnen einige, deren Schöpfer kulturellen und wissenschaftlichen Daten mehr Speicherplatz eingeräumt hatten und die somit nicht nur minimale Informationen über Kulturen und Völker dort draußen boten. Über Zivilisationen, die vermutlich längst untergegangen waren.
    Wenn wir Fabriken bauen, die interstellare Sonden herstellen sollen, so hoffe ich, dass wir sie für Modelle nutzen. Weniger Exemplare, dafür aber von höherer Qualität. Es ist nicht die Art und Weise der Raum-Keime, dafür aber die der Menschen.
    Doch Geralds Rolle bei diesen Angelegenheiten war verblasst seit der gefährlichen Zeit, als Akana Hideoshi und er das Havanna-Artefakt direkt vor der Nase der Oligarchen gestohlen hatten. Ein vorübergehender Dieb stahl, der inzwischen vergeben war, denn er hatte zur ersten Großen Debatte geführt, der wesentlichen, entscheidenden, zwischen den Havanna-Außerirdischen und dem Kurier der Vorsicht. Ein Streitgespräch, das die Menschheit eine wichtige Lektion gelehrt hatte.
    Wir haben eine Wahl. Und es gibt noch Zeit.
    Apropos Kurier … Sollte er inzwischen nicht hier sein?
    Andere schwebten in die Beobachtungskuppel, als die Zeit des Ersten Lichts näher rückte. Wissenschaftler und Besatzungsmitglieder der Ibn Battuta versammelten sich, sprachen leise miteinander und deuteten nach Nordwesten, wo es passieren würde. Niemand kam in die Nähe von Gerald.
    Ist meine grüblerische Stimmung so offensichtlich? Und wann bin ich eine »histo rische Figur« geworden, die andere Leute nicht stören möchten?
    Keine Sorge. Vielleicht hielten sie sich aus Respekt von ihm fern. Insbesondere Neuankömmlinge, die erst seit kurzer Zeit in der gerade fertiggestellten Einrichtung waren und von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen wollten. Viele von ihnen wirkten wie eingeschüchtert …
    Nicht so die sehr begabte junge Astronomin Pen Xiaobai – Jenny für ihre Freunde –, die Gerald ansah und ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.
    Hm. Wenn ich kein alter Sack mit zerbrechlichen Knochen wäre … Gerald musste zugeben: Er mochte die harmlose, gutmütige Weise, in der Jenny mit ihm flirtete. Sei nur vorsichtig. Der Kurier scheint immer bestrebt zu sein, die Tochter seines ältesten lebenden Menschenfreunds zu beschützen.
    Und als hätte dieser Gedanke ein Signal gegeben … Dort kam er, der Lieblings-Außerirdische vieler Menschen, glitt über eine der Transportschienen an der Wand. Der Kurier der Vorsicht wartete, bis der Wagen anhielt, ließ dann los. Sein neuer, würfelförmiger Robo-Körper schwebte Gerald entgegen, angetrieben von kleinen Schüben aus komprimiertem Stickstoff.
    Seltsam, dass er die einfachste Struktur