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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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eingefangenes Sonnenlicht zu einem einzelnen Fokus.
    Es war ein großartiges Spektakel für die Beobachter in dem sich langsam drehenden Gravitationsrad der Abu Abdullah Muhammad ibn Battuta . Das große Teleskop, von Sternen umgeben, schien mit einem langsamen Tanz zu beginnen.
    »Wunderschön, wie eine Blume im All«, murmelte Jenny Peng. »Ich wünschte, meine Eltern und Madam Donaldson hätten dies sehen können.«
    »Vielleicht kann Lacey es irgendwann einmal sehen«, erwiderte der Kurier der Vorsicht in einem sanften Ton. Die Stimme kam von der resonanten Oberfläche seines kristallenen Heims. Der Außerirdische wirkte wie ein körperloser Kopf in einem durchsichtigen Würfel, getragen von einer schwebenden Roboterdrohne. »Laceys Söhne haben sie unmittelbar nach ihrem Tod einfrieren lassen. Wenn euer technischer Fortschritt so weitergeht wie bisher, könnte sie in dreißig Jahren wieder zum Leben erweckt und …«
    »Es wäre nicht dasselbe«, sagte Jenny mit fester Stimme. Trotz der langen Beziehung ihrer Familie zu dem Kurier widersprach sie ihm bei dieser Sache immer wieder und stellte sich, wenn es um Leben und Tod ging, auf die Seite der Naturalistenpartei. »Lacey hätte die Öffnung des Teleskops gern gesehen, aber mit ihren eigenen Augen.«
    Gerald beobachtete, wie der Kurier den simulierten Mund öffnete, als wollte er betonen, dass organische Sensoren künstlichen gegenüber keine Vorteile hatten. Aber das war ganz offensichtlich ein alter »Streit« zwischen Freunden, und außerdem gingen die Gedanken des Kuriers der Vorsicht in eine andere Richtung.
    »Ich verstehe noch immer nicht, warum wir so viele Monate warten müssen, bevor wir den Blick dieser wundervollen Maschine auf meine Heimatwelt richten.«
    Gerald hatte eigene Sorgen. Er stand mit den Ortungs- und Verteidigungs-KIs der Ibn Battuta in Verbindung, während sie auf seine Anweisung hin die inneren Bereiche des Asteroidengürtels scannten und wachsam nach möglichen Gefahren Ausschau hielten. Aber ein Teil seines Bewusstseins sammelte Worte für eine an den Kurier gerichtete Antwort.
    »Du weißt, warum wir dieses Observatorium im marsianischen L2-Punkt eingerichtet haben. Es ermöglicht uns, den Auffangraum von Phobos zu nutzen, und gleichzeitig meiden wir die Nähe von starken Schwerkraftfeldern. Es bedeutet auch, dass das Teleskop die meiste Zeit nach draußen gerichtet ist, weg von der Sonne. Deine Heimatwelt befindet sich im Sternbild Steinbock und ist der Sonne im Augenblick zu nahe für eine sichere Observation. Das wird sich in einem halben irdischen Jahr geändert haben, beziehungsweise in einem Fünftel des marsianischen Orbits. Versuch bitte, ein bisschen Geduld zu haben.«
    Die letzten Worte waren natürlich eine kleine Stichelei. Er beobachtete, wie der Kurier den Köder schluckte …
    »Geduld? Geduld soll ich haben?« Der Sehstreifen, zwei menschlichen Augen nachempfunden, schien aufzuglühen. »Nach all den Jahrtausenden, die ich im kalten All verbracht habe, dann der feurige Sturz, eine Ewigkeit im Eis eines Gletschers, dann die gelegentliche Kommunikation mit Primitiven, über Jahrhunderte hinweg angebetet, gestohlen, erneut verehrt, vergraben, ins Wasser geworfen, verhört und erneut ins Wasser geworfen …«
    Der Außerirdische unterbrach sich und wich ein wenig zurück. Inzwi schen kannte Gerald den Kurier gut genug, um bestimmte mimische Muster zu erkennen. Dieser Gesichtsausdruck bedeutete reumütiges Verstehen .
    »Ah, Gerald, mein Freund, mir wird klar, dass du mich aufziehst. Na schön. Ich höre damit auf, Eile zu verlangen. Nachdem ich Jahrtausende darauf gewartet habe, dass die Menschen Technik entwickeln, und nachdem ich dann noch einmal einige Dutzend Jahre gewartet habe, bis ihr endlich den Entschluss gefasst habt, dieses Instrument zu bauen … Nach so viel Geduld kann ich auch noch einige Jahre länger geduldig sein.«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Oder viel länger. Weißt du, Kurier: Selbst dieses überaus leistungsfähige neue Teleskop ist vielleicht nicht imstande zu beweisen, dass deine Spezies auf dem Planeten Turbulenz noch existiert.« Sie verwendete den chinesischen Planetennamen, den vor vielen Jahren ihr Vater geprägt hatte.
    »Wir sollten in der Lage sein, eine Spektralanalyse der Atmosphäre vorzunehmen und ein Bild zu bekommen, das uns Auskunft darüber gibt, ob noch Meere existieren. Methan und Sauerstoff zusammen deuten auf Leben hin. Wenn wir viel Helium finden, könnten wir daraus auf

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