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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Überlebendem Mitglied hin. Waren sie nicht auf die gleiche Mission eingeschworen? Strebten sie nicht das gleiche heilige Ziel an? Sie wollten helfen, das Heilmittel für die Krankheit zu verbreiten.
    Der Kurier näherte sich Lacey. Während jener ersten Debatten waren der große Kopf und der Augenstreifen weniger attraktiv gewesen als Äms buddhaartiges Erscheinungsbild. Aber mit seiner ehrlichen Offenheit hatte der Kurier die Herzen von Hunderten Millionen Menschen gewonnen.
    »Nun?«, fragte er.
    Lacey schüttelte den Kopf.
    »Birdwoman möchte noch weitere Berechnungen anstellen. Aber das ist ihre Art, mit Anspannung fertigzuwerden. Das Jonglieren mit noch mehr Zahlen wird keinen Unterschied bewirken. Ich fürchte, die Sache ist ziemlich klar.«
    »Was ist klar?«, fragte Hamish.
    Der Kurier und Lacey sahen ihn an. Dem Gesicht des Außerirdischen konnte er keine Hinweise entnehmen, aber die Frau schien innerlich zerrissen zu sein. Sie wollte zu sprechen beginnen …
    Und wurde von einer Stimme unterbrochen, die hinter Hamish erklang.
    »Brüder und Schwestern, warum so zugeknöpft?«, fragte jemand mit einem jamaikanischen Akzent. »Ist er vielleicht zu schwach, dieser Mann? Nein, ganz und gar nicht. Sagt ihm die Wahrheit. Oder ich sage ihm alles.«
    Nein, dachte Hamish. Bitte nicht …
    Er drehte sich um und sah seine Befürchtungen bestätigt. Ein dunkelhäutiger Mann näherte sich, fast so groß wie Hamish, winkte und gab gelegentlich kleine Wolken aus aromatischem Rauch von sich. Trotz vieler virtueller Veränderungen – unter anderem eine nackte, haarige Brust – erkannte Hamish ihn sofort.
    Professor Noozone schenkte ihm ein breites Grinsen und breitete zur Begrüßung die Arme aus.
    »Cooyah, Mr. Brookeman. Wie nett von Ihnen, zu uns zu kommen. Ich hoffte, Sie finden die heutigen Nachrichten wichtig genug, um Ihr Aufwecken zu rechtfertigen.«
    Hamish hörte den leisen Spott in diesen Worten, ließ sich seinen Ärger aber nicht anmerken. »Würde mir bitte jemand erklären, was los ist?«
    »Aber klar doch, Teuerster«, erwiderte Profnoo, und aus dem Grinsen wurde ein schiefes Lächeln.
    »Wissen Sie, es war ein weiterer Laserstrahl vorgesehen, der unser Segel aufblähen und uns schneller durch den interstellaren Raum fliegen lassen sollte. Aber er kam nicht. Und wir haben auch vergeblich auf eine Erklärung per Richtstrahl-Funk gewartet.
    Was uns dazu veranlasste, einige Messungen vorzunehmen. So genaue Messungen, dass es keinen Zweifel geben kann.«
    Hamish verabscheute es, wie dieser Mann jede Gelegenheit zu einem dramatischen Auftritt nutzte. Trotzdem stellte er die Frage, die er ganz offensichtlich stellen sollte.
    »Keinen Zweifel woran , Professor?«
    »Daran, dass unser gutes Schiff nicht die Geschwindigkeit hat, die es eigentlich haben sollte.«
    Hamish wandte sich an Lacey. »Dieser Kristall hat mehr Masse, aber wie groß könnte der Unterschied …«
    Er unterbrach sich, als Lacey die Augen schloss.
    »Ein Faktor von mehr als hundert«, sagte sie.
    » Was?«
    Wenn eine weniger realistische Simulation des menschlichen Körpers möglich gewesen wäre, hätte Hamish jetzt darum gebeten. In dieser virtuellen Kopie kam es zu einem Durcheinander aus Gefühlen – vor allem Verblüffung und Verzweiflung – beziehungsweise zu entsprechenden emulierten Emotionen, die sich in seiner derzeitigen Existenzform nicht von den Originalen unterscheiden ließen. Vor allem aber wünschte er sich, dass die nächsten Worte von jemand anderem gekommen wären, nicht ausgerechnet von dem jamaikanischen Pop-Wissenschaftler.
    »Eine ziemliche Überraschung, wie? Mit der gegenwärtigen Geschwindigkeit können wir unser Sonnensystem nicht einmal verlassen und umkreisen stattdessen in weitem Bogen die Sonne, als Teil des Kuiper-Gürtels. Vielleicht können wir dabei ein paar Aufnahmen von Pluto, Tyche, Planet X oder anderen Eisbällen machen, auf die wir zufälligerweise treffen.
    Aber Außerirdischen werden wir gewiss nicht begegnen. Ferne Sonnensysteme bleiben für immer fern.
    Und das ist noch nicht einmal die größte verdammte Überraschung.«
    Hamish seufzte innerlich und zwang sich zu der Frage:
    »Was … ist … die … größte … Überraschung?«
    »Der Umstand, dass die Erde nicht einmal versucht, unseren Kurs mit neuen Laserstrahlen zu korrigieren. Mein alter Freund und Widersacher, mir scheint, unsere gute alte Heimat – das Babylon, aus dem wir kommen – hat uns unserem Schicksal

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