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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Anstand haben sollen, uns darauf hinzuweisen!«
    Professor Noozone schnaubte.
    »Sollen sie zehn Millionen kleinen Glasklumpen mitteilen, dass nicht alles in Butter ist? Dass wir ein bisschen Däumchen drehen sollen, bis die Streitereien auf der Erde zu Ende sind? Ach, warum sollten sie sich zu so etwas verpflichtet fühlen? Denkt daran, wir sind keine Personen , keine Bürger. Wir sind nur Simulationen, kapiert? Kleine Software-Wesen an Bord eines kristallenen Zeppelins auf dem Weg ins Nichts. Und es gibt noch Millionen andere Kristalle. Wir sind null, nada. Niemand würde sich verpflichtet fühlen, uns irgendetwas mitzuteilen.«
    Halt die Klappe, dachte Hamish. Aber die Stimme fuhr fort:
    »Ich glaube, wir müssen eine andere Möglichkeit in Erwägung ziehen, Brüder und Schwestern. Yeyewatwa. Dass dies nicht nur ein politischer Rückschlag ist. Das Schlimmste könnte passiert sein. Vielleicht hat sich unsere Heimatwelt selbst erledigt.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte jemand.
    »Vielleicht ist sie in eine Zutopeck-Grube gestürzt. Vielleicht hat sie sich von Jah abgewendet und dorthin verabschiedet, wohin alle bösen Jungs kommen.«
    »Hätten Sie die Güte, sich etwas klarer auszudrücken?«
    »Mann, vielleicht hat sich die Erde in die Luft gejagt . Vielleicht haben gewisse Leute auf gewisse Knöpfe gedrückt und damit jede Hoffnung ausgelöscht. Vielleicht ruft niemand bei uns an, weil es niemanden mehr gibt, der bei uns anrufen könnte.«
    Während des langen Schweigens, das diesen Worten folgte, stellte sich Hamish vor, wie sich der Kristall – ihr ganzes Universum – noch einige Tausend Kilometer von der Sonne entfernte. Ein weiter Weg … und vollkommen sinnlos.
    Schließlich erklang Lacey Donaldsons leise Stimme.
    »Ich frage mich, welche Falle es gewesen sein mag. Die Wahrscheinlichkeit war immer gegen uns. Es gab so viele Möglichkeiten, beim Übergang fatale Fehler zu machen und alles zu verhunzen … noch bevor der äußere Einfluss kam und alles noch schlimmer machte.
    Es könnte ein Krieg gewesen sein. Oder eine Designer-Krankheit. Eine Hungersnot. Oder ein katastrophales wissenschaftliches Experiment. Ein weiteres Öko-Desaster. Oder …«
    Sie sprach nicht weiter.
    Hamish starrte in die Tiefe. Die glänzende Innenwand des Schiffes nahm eine Hälfte seines Blickfelds ein und reichte fast vertikal nach unten. Auf der anderen Seite jener Barriere erstreckte sich eine dunkelbraune Masse. Der Behälter, den Noozone und die anderen untersucht hatten, bis zum Eintreffen einer weitaus ernsteren Nachricht, die von Untergang und Verlassenheit kündete.
    Vielleicht sind wir die letzten Reste der Menschheit. Es ist nicht einmal gelungen, uns erfolgreich über die Kluft zwischen den Sternen zu schicken. Wir treiben am Rand unseres Sonnensystems, an Bord eines »Schiffes«, das mit genetischen und kulturellen Schätzen gefüllt ist. Mit Geschenken, die für andere, weit entfernte Völker bestimmt sind.
    Vielleicht können wir hoffen – oder uns vorstellen –, dass jemand diese kristallenen Fundgruben eines Tages entdeckt. Reisende zwischen den Sternen, die unsere Daten entziffern und verstehen können, und die zu schätzen wissen, was wir einst gewesen sind. Vielleicht gefallen ihnen sogar meine Filme und Romane.
    Aber wenn das geschehen soll, muss eine intelligente Spezies dort draußen überleben und Raumfahrer hervorbringen, die in der Lage sind, andere Sterne zu erreichen. Irgendein Volk muss ein echtes Heilmittel finden und der Falle entkommen.
    Den vielen Fallen der Existenz.
    Hamish wusste um seine zahlreichen Fehler, aber niemand hatte ihm jemals Trägheit vorgeworfen. Oder Unaufmerksamkeit. Oder Mangel an Mitgefühl und Anteilnahme in Hinsicht auf das Schicksal der Menschheit.
    Er hatte einen großen Teil seines Lebens mit der Suche nach Fallen ver bracht, denen seine Spezies zum Opfer fallen konnte. Jede von ihm erzählte Geschichte diente teilweise dazu, zu unterhalten und viel Geld zu verdienen, aber sie sollte auch warnen und die Augen der Zuschauer und Leser für Fehler öffnen, die es zu vermeiden galt. Und wenn viele hochintelligente Leute ihm vorwarfen, die Wissenschaft im Allgemeinen anzugreifen? Nun, wenigstens war er engagiert und nahm an den Diskussionen teil, spielte die Rolle des Advocatus Diaboli und suchte auf dem vor der Menschheit liegenden Weg nach Schlangen, Treibsand und Landminen.
    Straft mich Lügen – das habe ich immer verlangt –, indem ihr mir versichert, dass derartige

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