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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sind ebenso versessen darauf wie meine Eigentümer, den Weltstein zu erwerben. Ich versichere dir, dass sie weniger rücksichtsvoll sein werden als ich – falls wir noch hier sind, wenn sie Verstärkung schicken. Und auch meine Rücksichtnahme hat Grenzen.«
    Bin war ein armer Mann mit geringer Bildung, aber durchaus imstande, eine verschleierte Drohung als solche zu erkennen. Dennoch widerstrebte es ihm, einfach so in den beginnenden Abend aufzubrechen, mit seiner Familie und diesem Vogel. Es hätte vielleicht bedeutet, das kleine Küstenheim, das Mei Ling und er mit ihrer Hände Arbeit den Ruinen einer Strandvilla abgerungen hatten, für immer zu verlassen.
    »Du hast gesagt … dass der Weltstein nur eine Person wählt … mit der er spricht.« Bin deutete auf das längliche Ei. Jetzt, da seine Hände das Objekt nicht mehr berührten, war der Dämon – oder das Weltraumwesen (gab es einen Unterschied?) – verschwunden. Dennoch fesselte es seinen Blick. Unter der zerkratzten, schartigen Oberfläche zeigte sich ein Wogen wie von schnell dahinziehenden Sturmwolken. Licht kam wie aus dem Innern des Gegenstands, als wäre er eine Linse, die Blick in eine andere Welt gestattete.
    »Müssten deine Rivalen nicht durch mich mit dem Objekt reden?«, fragte Bin. »So wie du?«
    Das war eine Geschäftsregel, die auch ein armer Mann verstand: Man erzielte einen besseren Preis, wenn mehr als nur ein Kunde bot.
    »Vielleicht, Peng Xiang Bin«, erwiderte der Vogel und verlagerte sein Gewicht vom einen Bein aufs andere, was vielleicht darauf hindeutete, dass er ungeduldig wurde. »Andererseits solltest du nicht deine Bedeutung überschätzen oder die Grausamkeit meiner Widersacher unterschätzen. Dies ist keine Marktsituation, sondern eher ein Krieg .
    Außerdem wissen wir zwar nur wenig über die Weltsteine, aber es ist unwahrscheinlich, dass du unersetzlich bist. Nach den Legenden zu urteilen, würde sich der Stein einfach einen anderen Menschen suchen, wenn sein bisheriger Kommunikationspartner stirbt.«
    Mei Ling schnappte nach Luft und schloss die Hand so fest um Bins linken Arm, dass sich ihm ihre Fingernägel in die Haut bohrten. Seine Gedanken rasten. Das Vogel-Ding würde alles sagen, damit ich mich füge. Aber vielleicht trügt der Schein. Die Schlange könnte von denselben Leuten geschickt worden sein, um uns durch einen vorgespiegelten Kampf zu täuschen, um uns Angst einzujagen. Das würde erklären, warum beide Maschinen etwa zur gleichen Zeit erschienen.
    Bin wusste, dass er kaum Vorteile hatte. Der Roboter verfügte sicher über Sensoren, die bei ihm Puls, Blutdruck, Pupillenerweiterung, Veränderungen des Hautwiderstands und viele andere Dinge messen konnten, über die ge bildetere Leute Bescheid wussten. Mit anderen Worten: Er würde sofort feststellen können, ob er log oder die Wahrheit sagte. Und Bin war nie ein guter Spieler gewesen; andere Menschen sahen es ihm sofort an, wenn er bluffte.
    »Ich … wir brauchen …«
    »Es wird eine Bezahlung erfolgen«, sagte der Pinguin sofort. »Wir beginnen mit einem Bonus zehnmal so groß wie dein gegenwärtiges Jahreseinkommen, nur dafür, dass du mitkommst. Es folgt ein Gehalt von monatlich eintausend New Hong Kong Dollar. Bei guten Ergebnissen ist noch mehr möglich. Vielleicht sogar viel mehr.«
    Das war überaus großzügig, aber Bin runzelte die Stirn, und die Maschine schien seine Gedanken zu lesen.
    »Du fragst dich sicher, ob du uns trauen kannst«, sagte sie.
    Bin nickte kurz, und der Pinguin hob und senkte die Vogelschultern.
    »Wie du dir vielleicht denken kannst, spielt das dir angebotene Geld für meine Auftraggeber keine Rolle. Ich habe also keinen Grund, dich zu belügen. Aber du musst dich entscheiden. Jetzt sofort.« Bei diesen Worten bekam die Stimme wieder einen drohenden Klang, aber Bin zögerte trotzdem.
    »Ich packe einige Sachen für das Baby zusammen«, sagte Mei Ling entschlossen. »Den Rest können wir zurücklassen. Alles.«
    Doch der Vogel-Apparat hielt sie auf. »Ich bedauere, aber Frau und Kind können dich nicht begleiten. Es ist zu gefährlich. Es gibt keine Unterbringungsmöglichkeiten für sie, und sie wären eine Behinderung für uns.« Als Bin protestieren wollte, hob der Vogel einen Stummelflügel. »Du überlässt sie nicht dem Hungertod. Ich werde ihnen einen Teil des versprochenen Bonusses jetzt sofort zur Verfügung stellen, in einer Form, mit der sie etwas anfangen können.«
    Bin blinzelte, als der Vogel in die Hocke ging,

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