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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Jahrzehnten gesehen hatte. Er wunderte sich, dass es das immer noch gab. Grabbe kaute auf einem Butterbrot, das er mit spitzen Fingern zwischen das knisternde Papier geklemmt hatte. Er brach den am Rand überstehenden hart und dunkel gewordenen Käse ab, ließ seine Fensterscheibe herunter und warf das Stück hinaus.
    »Hasenbrot, so hat es mein Vater immer genannt, da war ich ganz heiß drauf. Aber so trocken kann es damals nicht gewesen sein.« Grabbe verzog das Gesicht. »Soviel Hunger kann ich gar nicht haben. Außerdem bin ich zu müde zum Essen, aber ich muss was in den Magen kriegen.«
    »Ich bin schon etwas länger als du auf den Beinen. Aber das wissen ja schon alle Leute«, blaffte Gabi ihren Kollegen an. »Danke, dass ich mich auf deine Diskretion verlassen kann. Steht es morgen auch in der Zeitung, dass ich angeblich letzte Nacht etwas länger in der Theaterklause war?«
    »Ich hab das nur gesagt, um mich von dem ganzen Horror abzulenken, den du mir eingebrockt hast.«
    »So eine Ausrede ist mir auch noch nicht untergekommen«, meckerte sie.
    »Kann schon sein, es ist aber so. Und außerdem ist mir schlecht vor Hunger.«
    Walde wunderte sich, als Gabi hinter der Autobahnabfahrt auf den hell erleuchteten Parkplatz eines Supermarktes einbog. Sie kurvte zwischen den volle Einkaufskörbe schiebenden Feierabendkunden und den an- und abfahrenden Autos durch ein Labyrinth aus langen Blechreihen, um schließlich vor einem Imbiss zu halten. Als Grabbe und Gabi ausstiegen, trieb der Wind den Geruch aus der Frittenbude ins Wageninnere und setze auf Waldes Netzhaut die Bilder aus dem Kangoo frei. Mit gerümpfter Nase schaute er Gabi und Grabbe nach. Er hatte am Nachmittag noch zusammen mit Doris und der gut gelaunt aus dem Kindergarten heimgekehrten Annika Gemüsesuppe gegessen und war froh, die vorhin auf dem Prahm bei sich behalten zu haben.
    Auf der dunklen Holperstrecke des Kiesgrubengeländes hörte Walde, wie der Unterboden und die Flanken des Wagens mit Schlamm paniert wurden. Gabi versuchte, den Wagen auf dem rutschigen Gelände in der Spur zu halten. Das blendend helle Display des Navigationsgerätes zeigte ringsum Seen und Tümpel der Kiesgruben. Sie bremste abrupt, als zwei parkende Pkws im Licht der Scheinwerfer auftauchten. Sie gehörten zur Kriminaltechnik. Sattler und seine Leute hatten wohl den Stau am Moselstadion über die linke Moselseite umfahren. Über platt getretene Gräser und Disteln ging Walde auf einen Lichtschein zu, der von einem Brückenpfeiler reflektiert wurde. Hoch oben auf der Brücke war das Rauschen des Verkehrs und ein regelmäßiges Doppelklacken von Fahrzeugen zu hören, die über den Spalt zwischen der Brückenkonstruktion und dem Betonteil auf dem Festland ratterten. Unter der Brücke arbeiteten bereits die in weiße Overalls gekleideten Kriminaltechniker im Licht der ringsum aufgestellten Strahler.
    Walde fiel als erstes das Rechteck auf dem abschüssigen Hang ins Auge, wo das Auto gebrannt haben musste. Von dort waren es nur noch wenige Meter bis zum Wasser. Er glaubte, Spuren vom Brandort hinunter zum Fluss zu erkennen.
    Etliche Markierungen mit Nummern waren im Gelände aufgestellt. Die meisten konzentrierten sich auf die Brandstelle. Fotos wurden gemacht. Wenn ein Gegenstand in eine Tüte wanderte, markierte eine weitere Nummer den Fundort.
    »Ich habe wenig Hoffnung, dass wir etwas mit den Reifen- oder Fußspuren anfangen können. Dafür scheint hier gestern Nacht zu viel los gewesen zu sein.« Sattler bückte sich und hob etwas auf, das so klein war, dass es zwischen seinen Fingern verschwand. Der Techniker schob seine Brille über die Stirn und prüfte es mit zusammengekniffenen Augen. »Ich denke mal, die Feuerwehr hat da vorn und die Kollegen von der Schweicher Polizei haben hier geparkt.« Während er auf die verschieden breiten Reifenspuren in dem gelblichen Lehm zeigte, warf er das Teil zu Boden.
    »Können wir?«, fragte Walde und deutete dahin, wo sich die Zone befand, die normalerweise mit einem Absperrband vor Unbefugten geschützt wurde. Hier draußen gab es keine Neugierigen, die zurückgehalten werden mussten.
    »Hier ist sowieso nichts mehr zu zerstören«, nörgelte Sattler.
    Walde schaute zu Boden. Das feuchte Gestrüpp hatte seine Wildlederschuhe dunkel eingefärbt. Als er wieder aufblickte, sah er, wie einer der Techniker aus Sattlers Team, der mit einem kleinen Rechen durch den Schutt fuhr, ein großes Stück Blech herauszog und es Gabi reichte, die

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