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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sehen.« Die Frau am Steuer des Wagens fuhr mit Schwung an.
    Immerhin konnte er sein eigenes Auto schonen, dachte Grabbe, als sie über die Piste holperten. Im dicht bewachsenen Uferbereich bat er die Kollegin, noch etwas langsamer zu fahren. Da, wo sie anhielten, war er sich halbwegs sicher, an der richtigen Stelle zu sein. Als sie ausgestiegen waren, stellte sich Grabbe auf die Zehenspitzen und reckte den Kopf. »Da vorn, also hinter den Brennnesseln und dem Topidingsbums, da standen sie, also zumindest vorhin waren da noch ganz große Marihuanapflanzen.«
    »Topinambur heißt das Zeug«, half der junge Drachenkopf aus. »Die Brennnesseln werden schon im nächsten Jahr gegen das drüsige Springkraut verloren haben.«
    »Sie kennen sich aber aus!«, sagte Grabbe anerkennend.
    »Dieses Dreckszeug hat mir erst bewusst gemacht, wie toll Brennnesseln sind.« Bei diesen Worten krempelte der junge Mann seine Hosenbeine hoch und stapfte, mit beiden Händen die Pflanzen teilend, in das Gestrüpp.
    Grabbe blieb auf dem Weg zurück. »Ich hab’ hier einen besseren Überblick. Wenn wir beide reingehen, sehen wir vor lauter Kraut …«
    Der Kollege konnte ihn wahrscheinlich nicht mehr hören. Außerdem war das nicht Grabbes Baustelle. Er hatte schon genug Zeit verplempert. Das hier hatte mit seinem Fall absolut nichts zu tun.
    Nach einer Weile kam der Mann zurück. Wie eine Lanze hielt er in Höhe seines Drachenkamms einen grünbraunen Stamm, an dem ein paar verwelkte Blätter baumelten.
    »Die männlichen Pflanzen hat jemand ausgerissen.« Er öffnete den Kofferraum, knickte den Stamm und warf die Pflanze hinein. »Da hinten liegen noch mehr davon. Und ich habe frisch abgeschnittene Strünke gefunden.«
    »Ich frage mich, warum dieser Saukerl mich hierher gefahren und mir den Kram gezeigt hat?«, schimpfte Grabbe. Er berichtete, was er vorhin mit dem Wirt erlebt hatte.
    »Der wollte nur sicher gehen, dass es wirklich Marihuana war, was da gestanden hat«, sagte der Drachenkopf. »Der Bursche ist bei uns kein Unbekannter. Der ist mit allen Wassern gewaschen. Viel kann das welke Zeug nicht mehr wert gewesen sein, das hätte vor Wochen geerntet werden müssen.«
    »Wir könnten dem Kerl die Bude auf den Kopf stellen und dabei gleich auch seine Schwarzbrennerei hopsnehmen.« Grabbe stellte sich in seiner Wut vor, wie er ihm persönlich in Rambomanier die Tür eintrat, den fetten Kerl am Kragen packte und ihn in die Höhe hob.
    »So, wie ich den einschätze, wird bei dem Typen nichts Belastendes mehr zu finden sein.« Der Mann wischte Spinnweben von seiner Mütze, als er zur Fahrerseite ging. »Und außerdem brauchten wir einen Durchsuchungsbeschluss. Und dafür müssten stichhaltige Tatvorwürfe präsentiert werden.«
    »Da haben eben noch riesige Marihuanapflanzen gestanden!« Grabbe zeigte zu dem Gestrüpp. Er war aus seinen Gewaltfantasien wieder auf den schlammigen Boden der Tatsachen zurückgekehrt.
    »Aber die hat dieser Wirt offensichtlich nicht selbst angebaut. Vielleicht ist der Züchter verhaftet worden oder gestorben oder weggezogen oder hat nicht geglaubt, dass was aus dem Kram wird, kein Wunder bei den vielen Schnecken, die es in diesem Jahr gibt.« Der Mann tippte etwas in sein Handy ein. »Den Standort habe ich über GPS in einer Karte geortet, in der wir die Standorte von Plantagen vermerken. Zur nächsten Vegetationszeit werden wir hier noch mal einen Inspektionsbesuch machen.«
    Auf dem Rückweg zum Präsidium wollte Grabbe sein angeschmutztes Sakko in einer Reinigung abgeben. Sie hatte geschlossen. Es war heute einfach nicht sein Tag und gestern auch nicht.
    »Wo warst du denn?«, blaffte Gabi, als Grabbe ins Büro kam. Dabei erwähnte sie mit keiner Silbe, dass sie ebenfalls gerade erst zurückgekommen war.
    »Da, wohin ich mich abgemeldet habe«, murmelte Grabbe.
    »Das hat aber lange gedauert!«
    »Es kam noch etwas Unvorhergesehenes dazwischen.« Grabbe hängte den Parka auf einen Bügel an den Schrank und wischte sich Pflanzenfasern von der Hose.
    »Und was?«
    »Das hat nichts mit unserem Fall zu tun.«
    Walde balancierte ein Tablett mit Kaffee, belegten Brötchen und Donuts zur Tür herein. »Das Wahlkreisbüro der Linken hat gerade zurückgerufen. Da fahre ich nachher hin.«
    Als sie ihre Informationsstände austauschten, ließ Grabbe den Marihuanafund unerwähnt.
    »Wer geht zu Roths Arbeitsstelle?«, fragte Walde.
    »Mach’ ich.« Grabbe hob die Hand wie im Schulunterricht. »Da hab’ ich ja heute

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