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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Kohlenmonoxid im Blut deutlich über zehn Prozent. Außerdem habe ich in den Atemwegen, im Magen und im oberen Dünndarm verschluckten Ruß gefunden, was ein deutliches Zeichen von Vitalität des Opfers zu Beginn des Brandes annehmen lässt.«
    »Dann ist er also lebendig verbrannt«, stöhnte Gabi.
    »Ich kann dich insofern beruhigen, dass wenige Atemzüge heißer Luft genügen, um in kürzester Zeit zu sterben.«
    Hoffmann versuchte mit zwei Fingern seiner rechten Hand den Kragen seines Hemdes zu dehnen. »Andererseits spricht der Befund des Urins hinsichtlich des Adrenalins dafür, dass der Mann sich in einem hochgradigen Erregungszustand befunden haben muss.« Der Knoten seiner Krawatte gab nach. »Ich gehe mal davon aus, dass er geschrien hat und in Panik flüchten wollte. Wenn man sich vorstellt, im Kofferraum eines brennenden Wagens zu liegen. Da möchte man gar nicht weiter drüber nachdenken.«
    Walde schob seinen Teller zurück. Das Quietschen der Gummisohlen auf dem blank gewienerten Marmorboden wich dem Prasseln des Feuers. Statt der hellen Leuchter züngelten Flammen um ihn. Eine Erschütterung in seinem Rücken ließ ihn die Augen öffnen. Jemand war von hinten mit seinem Stuhl gegen seine Rückenlehne gestoßen. Die Männer vom Nebentisch brachen auf. Walde löste seine zu Fäusten geballten Hände, sah die Männer vorbeischlurfen. Als er den Kopf zu dem Tisch wendete, spürte er seinen verkrampften Nacken. Neben einem Stuhl war eine Plastiktüte stehen geblieben. Sollte er den Männern nachrufen? Er musste sich um anderes kümmern, vielleicht wollte der Typ die Tüte loswerden und hatte sie bewusst stehen gelassen, so wie das Tablett, das noch auf dem Tisch stand.
    »Und du bist sicher, dass er lebendig verbrannt wurde?«, fragte Gabi.
    »Der Brand war in jedem Fall todesursächlich.«
    »Und wie lange hat es gedauert?«
    »Du meinst, bis er gestorben ist?«
    Gabi nickte.
    »Schwer zu sagen. Der Wagen soll zuerst außen gebrannt haben. Zwischen zwanzig Sekunden und zwei Minuten, aber das ist spekulativ.«
    »Zwei Minuten lebendig gegrillt«, seufzte Gabi.
    »Es könnte auch sein und ich möchte das jetzt nicht schönreden …«
    »Ich wüsste nicht, was man da noch schönreden kann.«
    »Hinsichtlich der Toxizität habe ich auffällige Werte im Blut gefunden. Da sind aber weitere Untersuchungen nötig. Ich vermute, das Opfer war hochgradig sediert …«
    »Kann er vielleicht doch ohnmächtig gewesen sein und ist erst durch das Feuer aufgewacht?«, fragte Walde. Alle Bilder in der Cafeteria schienen vom gleichen Künstler zu stammen. Sie wirkten nicht gerade aufmunternd.
    »Er wies keine Spuren einer Fesselung auf, muss aber mehr oder weniger bewegungsunfähig gewesen sein. Bei Feuer setzt ein instinktiver Fluchtreflex ein.«
    »Er hat versucht zu entkommen?«
    »Ich kann mich eigentlich nur auf meine Untersuchungsergebnisse beschränken. Der Leichnam hatte die Fechterstellung eingenommen. Schrumpfung der Muskulatur, Zusammenziehen der Sehnen, der Körper ist praktisch in sich zusammengefallen.« Der Gerichtsmediziner tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab und trank von seiner Apfelschorle. »Wie lebendig er zum Zeitpunkt des Feuers war, also wie weit er bei Bewusstsein war, wird die toxikologische Untersuchung zu klären versuchen.«
    »Könnte er Drogen genommen haben?«
    »Um Genaues sagen zu können, brauche ich noch Zeit. Sollte der toxikologische Befund positiv sein, ist noch nicht gesagt, ob er die Drogen selbst genommen hat oder ob sie ihm verabreicht wurden.«
    »Er wurde vielleicht vergiftet und ist dann verbrannt«, sagte Gabi.
    »Das Adrenalin spricht dagegen. Vielleicht hat er geschlafen und ist dann in dem Moment erwacht, als das Feuer ausgebrochen ist.« Bei den nächsten Löffeln brauchte der Gerichtsmediziner nicht mehr zu blasen. »Ertrunken ist er jedenfalls nicht mehr. Als er ins Wasser kam, war er definitiv tot, ich möchte es mal so sagen, toter ging’s gar nicht, er war um knapp dreißig Zentimeter geschrumpft … Sie kennen das vielleicht von einem Stück Filet im Bräter. Das ist am Schluss auch …«
    »Danke, ich glaube, wir haben verstanden«, Walde nickte. Er legte eine Hand auf den Unterarm seiner nachdenklich wirkenden Kollegin, die ihr Schokomuffin ebenfalls nicht angerührt hatte. »Rufen Sie uns bitte an, wenn Sie mehr wissen.«
    Walde stand auf und beobachtete Gabi, die sich wie in Trance erhob. Auf dem Weg zum Ausgang der Cafeteria fragte er:

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